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Ein Wochenende in Münster (Westfalen)

Mit Münster habe ich bisher nur den Münsteraner Tatort, Wilsberg und viele Fahrräder verbunden. Nicht gerade viel und deshalb habe ich mir Münster endlich einmal angeschaut.

Fakten zu Münster

Genau 314.319 Einwohner (Stand: 31.12.2019) sind in der Stadt Münster gemeldet. Wenn nicht gerade Ferien an der Uni ist, sind rund 55.000 Studenten in Münster unterwegs. Kein Wunder also, dass es in Münster gut 500.000 Fahrräder gibt. Münster ist nicht nur drittgrößte Universität Deutschlands, sondern auch eine echte Fahrradstadt.

Der höchster Punkt der Stadt beträgt beachtliche 99 Meter über NN. Der niedrigste Punkt der Stadt hingegen liegt bei 39 Metern über NN.

In Münster wird es nicht langweilig. Dafür sorgen 30 Museen und sage und schreibe 80 Kirchen (mit Kapellen).

Was viele nicht wissen: Fast 700 Jahre lang war Münster eine Hansestadt

Entweder regnet es in Münster, oder es läuten die Glocken.
Geschieht beides gleichzeitig, ist Sonntag.“

Volksmund

Münster mit dem Fahrrad

Erster Fehler den ich begangen habe war ganz klar mit dem Auto anzureisen. Münster ist alles, aber garantiert keine Autostadt. Also gleich fürs nächste Mal merken: Nach Münster reist man am besten mit der Bahn. Der Münsteraner fährt wann immer es geht mit seinem Fahrrad. In Münster auch liebevoll Leeze genannt. Das westfälische Münster hat seinen historischen Grundriss im Grunde bis heute bewahrt. Die Stadtherren haben sich im Gegensatz zu vielen anderen Städten nach dem Krieg nicht darauf verständigt die Stadt komplett neu und autogerecht aufzubauen, sondern bestehende Strukturen zu erhalten und unter anderem dem Fahrrad den Vorzug zu lassen. So wurden schon kurz nach dem Krieg die ersten Fahrradwege in Münster gebaut. So entwickelte sich mit der Zeit Münster regelrecht zu einer Fahrradstadt. Den  historischen Stadtkern Münster kann man sehr gut zu Fuß, oder eben mit dem Fahrrad erkunden.

Eine regelrechte Fahrradautobahn bildet der ehemalige Stadtmauerring. Von diesem ist zwar nahezu nichts mehr übrig, aber auf dessen Grundrisse verläuft einmal rund um die Stadt die Promenade. So kommt man in Münster mit dem Rad schnell vorwärts. Im gesamten Stadtgebiet gibt es ein rund 300 Kilometer langes Radwegenetz und 10 Kilometer reine Fahrradstraßen. Auch das größte Fahrradparkhaus Deutschlands steht mit Platz für 3500 Fahrräder am Hauptbahnhof Münster. Man kann sich vorstellen, dass es bei dieser hohen Fahrraddichte quasi dauernd belegt ist. Dieser hohe Fahrradanteil am Straßenverkehr bedingt auch häufige Verkehrskontrollen für Fahrradfahrer. Seit 2012 droht dem Rad fahrenden Münsteraner sogar ein Radfahrverbot, wenn er mehrfach mit Alkohol oder Drogen im Blut erwischt worden ist.

Münster entdecken

Ich musste wirklich feststellen, dass Münster eine tolle und vielfältige Stadt ist. Ihre Größe finde ich genau richtig. Nicht zu klein, aber auch nicht zu groß. Übersichtlich und trotzdem alles vorhanden was man sich von einer Stadt wünscht.

Museen

Da ich während meines Aufenthaltes tollstes Wetter hatte, habe ich keine Museen besucht. Aber für regnerische Tage gibt es mit etwa 30 Museen sicherlich für jeden etwas Passendes. Dabei reicht das Spektrum vom Lackmuseum über das Museum für Kunst und Kultur (LWL) bis zum Pferdemuseum.

Zwar gibt es auch in Münster eine Hopp On – Hopp Off Bustour, aber nachdem ich diese mitgemacht habe kann ich sagen, dass man in Münster das alles auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad bequem machen kann.

Wochenmarkt

Samstags sollte man unbedingt morgens mit dem Wochenmarkt auf dem Domplatz beginnen. Es ist ein bunter und sehr lebendiger Wochenmarkt. Neben frischen Obst und Gemüse werden auch lebende Tiere oder auch andere Lebensmittel aus der Region angeboten. An vielen Ständen gibt es die Möglichkeit die Waren auch direkt zu probieren. Daneben sind verteilt Imbiss-Stände auf dem Wochenmarkt die immer gut besucht sind. Man trifft sich dort auf einen kleinen Plausch, trinkt ein Glas Sekt oder Frühstückt mitten auf dem Wochenmarkt. Mir gefiel diese Atmosphäre dort besonders gut.

St. Paulus Dom

Im Anschluss darf natürlich ein Besuch des St. Paulus Dom nicht fehlen. Herausragend ist sicherlich die im südlichen Teil des Chor-Umganges befindliche Astronomische Uhr. Ein wirkliches Meisterwerk das es so nur noch im Straßburger Münster zu sehen gibt. Wer abends erst den Dom besucht kann die Vesper der Clemensschwestern mit verfolgen.

Prinzipalmarkt und Friedenssaal

Nach dem Dom Besuch kann man dann auf den Prinzipalmarkt gehen. Hier lässt es sich gemütlich durch die bekannten Bogengänge an vielen kleinen Geschäften vorbei schlendern. Ein Besuch des historischen Rathauses darf bei einem Münster Besuch natürlich nicht fehlen. Dort im sogenannten Friedenssaal wurde am 24. Oktober 1648 der Westfälische Friede geschlossen. Damit wurde das Ende des dreißigjährigen Krieges besiegelt.

“Eine schöne, ja geradezu vornehme Stadt.
Hier korrespondiert große Vergangenheit mit dynamischer Gegenwart. Beeindruckend”

Annette von Droste-Hülshoff

In unmittelbarer Nähe des historischen Rathauses steht die Clemenskirche. Sie ist eine Rundkirche und zudem der bedeutendste barocke Kirchenbau Nordwestdeutschlands. Vor  ihr liegt ein ziemlich kleiner Park, der aber wunderbar zum sich kurz erholen einlädt.

Läuft man von dort wieder zum Prinzipalmarkt kommt man an der St. Lamberti Kirche vorbei. Sie war die Markt- und Bürgerkirche und wurde von Münsteraner Kaufleuten als Gegengründung zum St. Paulus Dom finanziert und gebaut. Besonders auffällig sind die drei außen am Turm hängenden Käfige. Die sogenannten Wiedertäufer Käfige erinnern noch heute an die Ermordung der führenden Köpfe der Wiedertäufer Bewegung anno 1536. Die Wiedertäufer waren eine radikalreformatorische Gruppierung in teilen Europas dessen Zentrum Münster bildete. Man nannte sie auch „Der linke Flügel der Reformation“.

Die Türmerin von St. Lamberti


Als wäre das nicht schon etwas Besonderes, wartet St. Lamberti mit noch einem weiteren Höhepunkt auf. Im Kirchturm von St. Lamberti wacht allabendlich Münsters erste Türmerin über den Dächern. Seit mehr als 630 Jahren gibt es in Münster einen Türmer. Seine Aufgabe ist damals wie heute: Bei Dunkelheit über die Stadt blicken und bei Gefahren wie Brände etc. die Bevölkerung zu warnen. Klingt komisch? Ist aber so! Früher war das einer der wichtigsten Aufgaben in einer Stadt wo Haus an Haus stand und sich ein kleines Feuer schnell zu einem großen Flächenbrand ausbreiten konnte. Stadtbrände waren gefürchtet.

Seit 2014 ist Martje Thalmann die erste Türmerin in Münster. Jeden Abend von 21 bis 24 Uhr ist halbstündlich das Tuten aus ihrem Kupferhorn zu hören. Außer Dienstags, da haben seit jeher die Münster Türmer frei. (a.d.R. vermutlich gibt es dienstags einen Packt mit dem Teufel, dass in Münster dann nichts passiert). In der Münsteraner Geschichte gab es nur 2- bzw. 3-mal keinen Turmwächter auf St. Lamberti: Zwischen 1881 und 1898, als der Turm abgebrochen und neu aufgebaut wurde (damals zog der Turmwächter aber auf den Kirchturm gegenüber); 1922/23, während der Inflation und durch den 2. Weltkrieg war zwischen 1942-1950 der Turm nicht besetzt.
Übrigens: „Glückauf“ ist auch der Gruß der Turmwächter.

Ganz besonders toll war für mich der Besuch bei der Türmerin. Eigentlich ist sie während ihrem Dienst als Türmerin dort oben nicht besuchbar. Mich hat sie auf einen Türmertee in ihre Türmerstube oberhalb der Glockenstube eingeladen. Es ist schon etwas Besonderes abends über die kleine Wendeltreppe den St. Lambertiturm emporzusteigen und mit dem Eintritt in die Türmerstube eine ganz andere Welt zu betreten.

Hier oben ist die Zeit stehen geblieben. Es ist wunderbar ruhig. Kein Fernseher, kein Telefon. Nur ein paar Bücher, Kerzen und den mitgebrachten Türmertee in der Thermoskanne. Ich war dort oben während dem Gespräch mit der Türmerin wie verzaubert. Fantastisch auch, als sich die Türmerin jede halbe Stunde auf macht und in drei Himmelsrichtungen nach einem ganz bestimmten Rhythmus in ihr Horn bläst. Ich bin in der Nacht immer wieder mit hinausgegangen um das mitzuerleben. Dort oben passiert seit über 630 Jahren jeden Abend das Selbe Spektakel. Das hat schon etwas ganz besonderes. Allein um das noch einmal erleben zu dürfen möchte ich wieder nach Münster kommen!

Hier gibts den Blog der Türmerin.

Türmern von St. Lamberti

Münster genießen

Münster hat kneipentechnisch glaube ich einiges zu bieten. All zu viel habe ich an einem Wochenende natürlich nicht entdecken können, aber so das ein oder andere ist mir positiv aufgefallen. Im sogenannten Kuhviertel steht die Privatbrauerei Pinkus Müller. Es ist die letzte von einstmals 150 Altbierbrauereien und gleichzeitig die einzige Mälzerei in Münster.
Der bunte Vogel“ Ist eine lustige Kneipe. Hier kann man sich kurz mal zwischendurch etwas erfrischen.
Toll soll es auch am Hafen Münster sein. Dort am Kreativkai gibt’s tolle Bars im Hafenflair. Das werde ich beim nächsten Besuch mal angehen.

Münster „Do´s“

  • Für die Dauer des Aufenthaltes ein Fahrrad mieten
  • Clemensschwestern Vesper (17:15 Uhr – 17:45 Uhr) im St. Paulus Dom
  • Allwetter-Zoo Münster (Anfahrt mit dem Boot auf dem Aasee)
  • Das Westportal von St. Lamberti genauer anschauen.
  • Bömskes Bonbonmanufaktur, Julius-Voos-Gasse 6
  • Antiquariat Michael Solder, Frauenstraße 49 (Wilsberg, Krimiserie, ZDF)

Münster Don´ts

  • Auf Fahrradwegen entlang gehen (Lebensgefahr!)
  • Mit dem Auto in die Stadt fahren
  • Hopp On – Hopp Off Bustour (ist aber nicht schlecht, nur ist man mit Fahrrad selbst schnell überall)
  • Schloss Münster (ok, als ich dort war wurde gerade für ein Reitturnier aufgebaut)

Am Rande und schön zu wissen

Im Hanse Carré. Zwischen der Stubengasse und der Ludgeristraße gibt es den Herzensstern-Boulevard. Hier bekommt jeder Neu(Blut)spender vom DRK einen Stern in den Boden eingelassen. Ich finde das eine tolle Idee!
Bekannte Münsteraner: Götz Alsmann, Roland Kaiser, Udo Lindenberg, Michail Gorbatschow, Papst Benedikt der in Münster als Kardinal Ratzinger an der Uni gelehrt hat.

Anreise

Bahn:
Münster ist prima mit der Bahn zu erreichen. IC/EC und ICE Verbindungen führen direkt zum Hauptbahnhof.
Auch aus dem Benachbarten Enschede (NL) ist man mit der Bahn schnell in Münster.
Auto:
Viele Wege führen nach Münster. Darunter ettliche Autobahnen.


Herzlichen Dank an Münster Tourismus für die Einladung nach Münster
und die Türmerin Martje Thalmann für die tolle Zeit auf ihrem Turm

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6 Kommentare

Martina 30. September 2016 at 10:40

Auf dem Bild Nr. 7 erkennt man unten links in der Straßenpflasterung sehr gut die Umrisse des Drubbels; eine Bebauung des Roggenmarkts, welche wegen der Dichte zu den Nachbarhäusern abgerissen wurde (Anfang des 20. Jahrhunderts, glaube ich). Sehr schöne Bilder! :-)

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Andre 30. September 2016 at 11:25

Danke Martina!
Das mit den Drubbel Häusern war mir gar nicht bewusst. Schau ich mir beim nächsten mal genau an.

Grüße
André

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Martje 29. September 2016 at 23:43

Lieber André! Danke für Deinen äußerst charmanten Besuch – ich weiß es, Du hast die Streicheltaube von St. Lamberti gestreichelt, das heißt, Du wirst auf jeden Fall wiederkehren – fein! :)
Schön, dass es Dir hier augenscheinlich gut gefallen hat und Du in dem kurzen Zeitraum schon so vieles erlebt und gesehen hast, ich lese Dein Blögle sehr gerne und bin gespannt auf alles, was Du noch beschreiben wirst über Deine Reisen!
Ich verlinke hier mal den Münster-Fakten-Check, denn wir haben tatsächlich sehr viel mehr Einwohner mittlerweile: ca. 306.000 Menschen leben hier… und unser Oberbürgermeister weiß es übrigens verblüffenderweise immer und zu jeder Tages- und Nachtzeit auf den Einzelnen total genau… http://www.stadt-muenster.de/fileadmin//user_upload/stadt-muenster/61_stadtentwicklung/pdf/zahlen/Faltblatt_Muenster_im_Spiegel_2016.pdf
Das „Schloss-Don’t“ hab ich nicht verstanden, da gehen wir das nächste Mal bitte zusammen hin, ich hab da mal was vorbereitet…
In diesem Sinne: Junge, komm bald wieder! Glückauf! LG Martje

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Andre 30. September 2016 at 06:11

Hallo Martje!
Danke für die lieben Worte!
Auf jeden Fall komm ich kommendes Jahr wieder nach Münster! Ja und das mit dem Schloss…. glaub unfair. Es hatte halt keine Chance da gerade für euer Reitturnier aufgebaut wurde. So machte das wenig her. Die Einladung nehm ich an

Liebes Grüßle
André

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Anja 29. September 2016 at 23:23

Toll. Danke Dir für die weitere Inspiration für diese tolle Stadt. Durfte Münster im letzten Jahr im Rahmen des 10. MünsterlandGiro kennenlernen, hatte noch ein paar Tage drangehängt (http://www.gehaichnis.net/2015/10/07/tatort-giro-und-nicht-nur-der/) und freue mich jetzt, in wenigen Tagen anlässlich des 11. MünsterlandGiro wieder nach Norden fahren zu dürfen. Hänge wieder ein paar Tage dran….und werde den ein oder anderen Tipp von Dir umsetzen. Danke, Andre!
Liebe Grüße, Anja

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Andre 30. September 2016 at 06:07

Hallo Anja!
Ja Münster ist wirklich ne tolle Stadt und wird glaub oftmals unterschätzt.

Bis bald mal wieder!
André

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