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Für euch getestet: Der neue ICE 4 im Echtbetrieb

Heute konnte ich den neuen ICE 4 auf einer exklusiven Probefahrt mal auf der Strecke Hamburg – Hannover – Hamburg erleben.


Kürzlich wurde der ICE 4 ja erst der Öffentlichkeit offiziell vorgestellt (ich berichtete). Am vergangenen Freitag war ich nun schon wieder zum Thema ICE 4 unterwegs. Die Bahn hatte neben einigen glücklichen BahnCard-Abonnenten, Vertretern verschiedener Verbände (adfc, etc.) auch ein paar Pressevertreter zur Probefahrt geladen.

Bisher konnte ich den ICE 4 lediglich von außen und innen im ICE Werk bei Berlin genauer begutachten. Schon mal schön, aber es ist bei einem Zug nicht anders wie bei einem Auto. In der Verkaufshalle sehen sie alle toll aus, aber wie machen sie sich auf der Straße? Also in diesem Fall auf der Schiene?
Hält der ICE 4 das, was er verspricht? Was ist wirklich gut, was vielleicht sogar gelungen? Oder gibts auch Verschlechterungen gegenüber den älteren Baureihen?

Gleich vorweg. Ja, ich wurde von der Bahn dazu eingeladen, aber das verschleiert deshalb nicht meinen Blick auf die Bahn. Ich versuche wie immer alles weitgehenst neutral zu betrachten und zu bewerten. Durch meine langjährige Reisetätigkeit kann ich mir im Bezug auf das Reisen mit der Bahn ein qualifiziertes Urteil erlauben.
Am 2. Juni 1991, startete die Bahn auf der Strecke zwischen Hamburg und München in ein neues Bahnzeitalter. Nun, 25 Jahre später, fahre ich mit dem neusten Flaggschiff der Bahn, dem ICE 4 auf genau dieser Strecke. Ok, leider nur von Hamburg nach Hannover und wieder zurück, Aber immerhin.
Die Bahn führt seit kurzem nun mit zwei langen ICE 4 Komplettzügen Probefahrten mit echten Passagieren durch. Derzeit sind erst mal Gruppen wie Presse, BahnCard Abonnenten oder auch Mitglieder von Verbänden die mit der Bahn zu tun haben wie der adfc oder Fahrgästeverband. Danach, ab 24. Oktober, werden diese zwei ICE 4 Einheiten dann immer mal wieder in den regulären Linienverkehr zwischen Hamburg und München eingetaktet. Erst mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2017 soll der ICE 4 dann planmäßig eingesetzt werden.

Energie

Mit Tempo 250 ist die neueste Generation des ICE etwas langsamer als seine Vorgänger, verbraucht dafür aber erheblich weniger Energie. Neben dem Verzicht auf Höchstgeschwindigkeiten, einer verbesserten Aerodynamik und dem insgesamt geringeren Gewicht durch konsequente Leichtbauweise.
Aber auch der ausnahmslose Einsatz von modernster LED Technik, sowie energieeffizienten Klimaanlagen lassen sich laut Deutscher Bahn angeblich pro Sitzplatz rund 22% Energie gegenüber dem ICE 1 einsparen.

Informationsdesign

Im ICE 4 hat man das Informationskonzept zwar nicht neu erfunden, aber hier und da tatsächlich verbessert.
Zwar wird man immer noch nicht von einer falschen Wagenreihung verschont werden können, jedoch zeigen große Symbole am Wagenäußeren schon für jeden gut sichtbar an was man wo vorfinden wird. So sind neben der bekannten Kennzeichnung des Bordrestaurants und Bordbistros nun auch die Ruhebereiche, Familienbereiche, das Fahrradabteil oder auch der Rollstuhlbereich gut Auffindbar. Der 1. klasse Bereich ist wieder mit einer gelben Kopfleiste eindeutig zu unterscheiden.
Im Inneren weißen den Reisenden gut sichtbar angebrachte Piktogramme den Weg. Ebenso sind wichtige Infos noch mit hervorgehobener Schrift ertastbar. Ebenso sind die meisten Informationen auch in Brailleschrift hinterlegt.
Die Lautsprecherdurchsagen sind nun klar und deutlich zu verstehen. Das nervige Piepsen und Knacken der Bordinfo-Anlage ist endlich Geschichte. Die Bildschirme sind schon aus dem Redesign der älteren ICE Baureihen bekannt und relativ gut. Je Wagen sind bis zu 6 Informationsbildschirme verteilt. Zusätzlich noch jeweils einer im Restaurant, Kleinkindabteil und in den Einstiegsräumen. Ich finde lediglich die untere Hälfte der Infos viel zu klein. Hier könnte man noch einmal drüber gehen und lieber mehr Wechsel, dafür weniger Inhalt pro Anzeige und dafür größer gestalten.

Lichtkonzept des ICE 4

Das Lichtkonzept durfte ich ja schon im ICE Werk in Berlin erleben. Auf dieser Probefahrt war überhaupt keine Änderung der Lichtverhältnisse zu spüren. Wenngleich es auf der Rückfahrt draußen schon dunkel wurde. Egal. Auch so vermittelt das neue LED Licht einen viel freundlicheren Raum. Heller, aber nicht störend hell. Schon allein weil die Lichtbahnen nun nicht mehr ganz hinten ins Eck gedrückt wurden, sondern freundlich zur Gangmitte her ihr Licht ausstrahlen. Dieses diffuse Schimmerlicht der Vorgänger ist damit auch Geschichte. Ja, es gibt zwar keine Leselampen mehr in der 2. Klasse, aber ich zumindest vermisse dies „Funzeln“ auch nicht wirklich.

Die 2. Klasse

Die Sitze sind im altbekannten langweiligen Blauen Bahnmuster gehalten. Sitzabstand zwischen den Sitzen ist nahezu unverändert geblieben. Um etwas Platz für den Reisenden zu gewinnen wurden die jeweils äußeren Armlehnen auf eine Minimumbreite geschrumpft. Ich finde sie extrem unbequem und werde sie wohl immer hochklappen. Der neue Sitz bleibt auch bei der Komfortstellung für den hinteren Sitznachbarn gleich da die Sitzschale starr ist. Natürlich geht das nur auf Kosten des Komforts. Ich finde man kann sich nicht mehr so bequem „reinlümmeln“ wie bei den alten Sitzen. Auf langen Reisen dürfte auch das nur geringe herauskommen der Sitzfläche in der Komfortstellung eher unbequem werden. Zudem fühlte sich der Sitz nicht mehr so gut gepolstert an. Für kleiner Reisende dürfte das wegfallen der Fußstützen tatsächlich auf längeren Reisen fehlen. Schade.

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Bei den Steckdosen leider auch nichts neues. Man kommt nun zwar leichter ran, weil sie etwas nach oben angewinkelt wurden, dies dürfte aber gleichzeitig auch zu neuen Gefahren führen. Denn lässt man seine Arme mal gemütlich baumeln sind die Finger schnell in Höhe der Steckdose. Gerade für Kinder sehe ich das als eher gefährlich an. Hier sollte man über Kinderschutzvorrichtungen an allen Steckdosen nachdenken!
Steckdosen sind übrigens sowieso ein Trauerspiel. Liebe Bahn, an einem Doppelsitz in der heutigen Zeit nur eine Steckdose anzubringen ist schon mutig. Da sind Reisebusse um einiges voraus! Toll hätte ich eine Doppelsteckdose mit zwei USB-Buchsen dazwischen gefunden um mobile Endgeräte bequemer laden zu können. Eine Steckdose für zwei Sitze ist wenig reizvoll für Jugendliche die mit der Bahn fahren wollen. Im Fernbus haben sie das alles für i.d.R. weniger Geld.
Die Reservierungsanzeige ist nun vom oberen Ablagefach nach vorne an die Ecken der Sitzlehnen gewandert. Zum einen können Sehbehinderte nun die Sitznummern abtasten und alle andere Müssen sich nicht mehr über die Sitzenden beugen um die Zahl des Platzes oder das Reservierungsziel abzulesen. Gleichzeitig ist an jeder Sitzlehne wie schon bei den Redesignten ICs und ICEs auch hier ein Griff integriert. So kommt man relativ Sicher von a nach b. Beim Reservierungsdisplay hätte ich mir ein e-Ink Display gewünscht. Dies wäre noch Kontrastreicher und noch Energiesparende.
Die Tische an den vierer Plätzen sind nahezu unverändert in der Größe und auch absolut in Ordnung. Eng wird es nun nur auf den Klapptischen im Sitzrücken. Zwar kommt der Sitz jetzt nicht mehr plötzlich in diesen Bereich wenn der Vordermann die Komfortstellung nutzt, dafür wurde aber an der tiefe des Tisches gespart.
Die Kleiderhaken sind (noch) durch Klötze fixiert. Die Stellen sind oftmals ziemlich unpraktisch gewählt worden. Hier wird sicherlich im Laufe der Praxistests noch nachgebessert werden müssen.

Die Ablagen sind nun wieder mehr auf Reisende abgestimmt worden. So gibt es Gepäckregale mitten in den Wagen und nicht mehr am Ende, damit jeder Reisende auch immer ein Auge auf sein Gepäck werfen kann. Sowohl die Gepäckablage oben, als auch die Regale wurden so konzipiert um Gepäck relativ sicher verstauen zu können.
Es gibt einen „Psst“ Wagen. Also einen Ruhebereich. Der ist, ebenso wie das Familienabteil etc. durch einen durchgängigen Banner auf Augenhöhe gekennzeichnet.
In den Durchgängen gibt es eine besser positionierte Mülltrennung als bisher. Am Platz gibts wie gewohnt die kleinen Müllfächer unter dem Zwischenteil der Doppelsitze und am Vierer Platz wie gewohnt am Anfang des Tisches am Fenster.
Die WCs haben einen etwas anderen Schnitt bekommen und sind dadurch etwas länger. Die Türe ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber naja. Diese komische Blumenfolie wurde auch hier überall angebracht. Angeblich soll es im Unterbewusstsein bewirken dass man das WC sauber behält. Die Praxis spricht da allerdings eine andere Sprache.
Funfakt: Das Blumendekor findet sich auch im Bordbistro wieder.

Die 1. Klasse

In der 1. Klasse sind die Sitze aus Echtleder (Naja, glaub ich nicht ganz) und haben Fußstützen. Zudem gibt es zu jeden Sitz eine fest installierte Leselampe. Diese ist allerdings starr und lässt sich nicht verstellen. Ich hätte sie lieber gleich ganz weggelassen. So wird die auch nicht wirklich der Renner werden.
Ansonsten verhallt sich nahezu alles identisch wie bei der 2 Klasse. Klar alles mit etwas mehr Platz, aber auch dies eben, wie gewohnt. Angeblich wird aber in der 1. klasse der Klapptisch in der Rückenlehne bis zur Fahrplanmäßigen Einführung des ICE 4 noch etwas verändert. Er soll nach herunterklappen künftig noch etwas ausgezogen werden können um ein komfortableres Arbeiten mit dem Notebook zu gewährleisten.

Das Familienabteil

Ist im Prinzip lediglich ein definierter Teil eines Wagens. An einem Ende gibts Staumöglichkeiten für Kinderwägen. Sonst unterscheiden sich diese nicht merklich von den restlichen Plätzen. Ob man die Familien wirklich so von den anderen Reisenden trennen musste weiß ich nicht. Das wird die Praxis zeigen. Die Steckdosen im Kinderabteil sind frei zugänglich und haben keine Kindersicherung! Bitte nachbessern!

Das Kinderabteil

Ist noch ein echtes abgetrenntes Abteil. Es ist im Stil des „der kleine ICE“ der Bahn gehalten und bietet viel Platz zum spielen und rumtoben. Als Family wird das sicher ein begehrter Platz sein, der wohl meist schon reserviert sein wird.
Auch hier sind die Steckdosen ungeschützt zugänglich! Bitte nachbessern!

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Die Rollstuhlplätze im ICE 4

Die Rollstuhlplätze in Wagen 9 sind soweit in Ordnung. mit dem Rollstuhl kommt man auch gut ins Bistro. Dort gibt es sogar einen kleinen Klapptisch für Rollstuhlfahrer um dort vor Ort etwas essen oder trinken zu können. Das größere Problem dürften die eingebauten Hublifte darstellen. Klar fehlt hier bei den Mitarbeitern noch die Routine, aber selbst ein Profi wird sich da schwer tun. Der Hublift ist Teil der Türverkleidung. Diese muß erst geöffnet werden dann der Hublift mit Kraft ausgeschwenkt werden. Dann wird die Ebene ausgeklappt und dann kann man von außen mit einem Schlüssel den Lift bedienen. Ziemlich kleine und enge Fläche worauf der Rollstuhlfahrer gerade so drauf passt. Ist der Rollstuhlfahrer geliftet worden, muß der Hublift wieder zusammengeklappt, eingeschwenkt und in der Türverkleidung verstaut werden. Das schließen der Verkleidung stellte sich als ziemliches Gefummel dar. Also von einem Regelhalt von 3 Minuten ist bei einem Hubliftvorgang nicht zu sprechen. Das wird jedes Mal mindestens mit 5 bis 10 Minuten Verspätung zu Buche schlagen.

Fahrradabteil im ICE 4

Der Einstieg mit dem Rad durch die dafür relativ enge Tür ist eher suboptimal. Auch von der Tür zu den Ständern ist der Platz sehr eng und egal ob eine geschlossene Gruppe von 8 Radlern oder einzelne Radler. Auch hier wird man sich vom Regelhalt von 3 Minuten am Bahnhof verabschieden dürfen. Hier, vermute ich, wird man ebenfalls je nach Anzahl Räder zwischen 5 bis 10 Minuten Verspätung aufbauen.

Das Bordbistro und Bordrestaurant im ICE 4

Das Restaurant ist aufgefrischt worden, aber im Prinzip bekannt und gut wieder im ICE 4 übernommen worden. Auch das Bistro kommt mit einer Verjüngungskur daher. Die Theke wurde nun durch eine runde Glasvitrine freundlicher gestaltet. Hier werden nun, optisch ansprechend, die frischen Waren wie Sandwiches etc. präsentiert. Das Kassensystem ist leider keine Offenbarung. Kontaktlos bezahlen? Fehlanzeige. Auch hätte man z.B. das bordeigene Entertainmentsystem mit einer online Bestell- und Zahlseite ergänzen können. Der Reisende hätte dann einen Code bekommen und hätte sich dann auf den Weg zum Bistro machen können und hätte es nur noch abholen brauchen.

Gesamterlebnis

Geräusche, Schüttelfaktor, bequem/entspannt, durch die bei der Bahn erstmals eingesetzte Drehgestelle wirkt der ICE 4 etwas laufruhiger und angenehm geräuscharm, dafür geht es beim laufen im Gang gefühlt ziemliches wackelig zu. Dies wurde auch von anderen Mitreisenden so empfunden. Hier und da hätte ich mir mehr Mut für Neues gewünscht, aber es kann sich ja bis zum Regelbetrieb noch einiges tun. Die Schiebetüren werden wohl noch etwas schneller aufgehen müssen. Bei voller Auslastung ist die jetzige Geschwindigkeit eher eine Zumutung. Ansonsten ist er alles in allem ein recht gut gelungener Nachfolger in der ICE Familie und ich freue mich drauf mit ihm dann regelmäßig mitfahren zu dürfen.

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1 kommentar

Bernd 8. Mai 2022 at 10:08

Ich bin gestern das erste Mal mit dem neuen ICE 4 gefahren. Ich fand die Sitze unbequem. Am schlimmsten fand ich aber, dass die Armlehne am Fenster Platz direkt an der Wand befestigt ist und so schmal, dass man mit dem Arm dort immer wieder abrutscht. Das hat zur Folge dass man nicht bequem schlafen kann, weil einem dabei der Arm immer wieder runter rutscht. Lange Strecken möchte ich so nicht fahren.

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