Tourismusmarketing mal ein wenig anders. Mit einer tollen Aktion kam Bochum im Herbst in drei Deutsche Städte. Und ich war natürlich dabei.
Das Ruhrgebiet. Noch heute verbinden viele Menschen sofort Schlagwörter wie Zeche, Kohle, Maloche oder Graue Städte damit. Doch damit ist in den meisten Städten seit Jahren Schluß. Bochum schloss ihre letzte Zeche vor über 40 Jahren im März 1973. Damit ging dort eine über 200 Jahre dauernde Bergbaugeschichte zu Ende. Mittlerweile gab es längst einen Strukturwandel und Bochum verändert bis heute kontinuierlich sein Gesicht.
Das Tourismusmarketing der Stadt Bochum hat sich 2016 für diesen Herbst eine bisher so noch nicht dagewesene Aktion einfallen lassen. Die Idee: Menschen aus anderen Städten mal eben zeigen wie vielseitig Bochum doch ist. Für das Projekt standen 155 000 Euro zur Verfügung. Davon wurde unter anderem ein Reisebus eines Bochumer Busreiseunternehmens für diese Aktion als Bochum-Express komplett beklebt und für die drei Aktionen gemietet und noch vieles mehr.
Bevor der Reisebus nach Stuttgart rollte, ging es im November schon nach Hamburg und im Oktober zu den Nachbarn nach Düsseldorf. Beworben wurden die Aktionen jedes Mal mit Hilfe der Regionalen Presse und Bloggern, die im Vorfeld die Aktion ankündigten und unter anderem in den Sozialen Netzwerken teilten. Zudem gab es jeweils Kampagnenmotive die mit einem Augenzwinkern auf die Aktion aufmerksam machten. Auf dem Motiv für Stuttgart hieß es dann mit Bezug auf den Abstieg des VfB: „Jetzt spielen wir in derselben Liga!“. Den Düsseldorfern wurde gesagt: „Piekfein können wir auch!“. Und die Hamburger lasen in Anspielung auf die Elbphilharmonie: „Hier spielt die Musik!“.
Wer einen Platz im Bochum-Express ergattern wollte, musste am Freitagmittag auf den Marktplatz in Stuttgart-Vaihingen kommen. Dieser Platz musste gewählt werden, weil in der Innenstadt durch Weihnachtsmarkt und co. keine ausreichenden Flächen zur Verfügung standen. Die Bochumer warteten dort auf die Stuttgarter mit einem Ballon, dem blauen Bochum-Express und einigen Promotion-Girls, die auf die Aktion aufmerksam machen sollten.
In Düsseldorf und Hamburg war es gar nicht so einfach den Reisebus mit Reiselustigen Menschen voll zu bekommen. Anders sah das dann schon in Stuttgart aus. Schon vor 12 Uhr standen die ersten Stuttgarter am Platz und warteten auf den Start. Schon kurz vor Beginn der Ticketausgabe war klar, dass mehr Interessenten anstanden als es Tickets gab. Und so waren die Plätze binnen 42 Minuten vergeben und mindestens nochmal so viel gingen so leider leer aus.
Die glücklichen Stuttgarter, die ein Ticket ergatterten trafen sich Samstagmorgen am Busbahnhof Stuttgart-Vaihingen. Ab hier war alles kostenlos für die Stuttgarter. Punkt 8 Uhr ging es los. 440 Kilometer bis nach Bochum. Für das leibliche Wohl war für jeden mit einem Verpflegungspaket mit frisch belegten Brötchen und Mineralwasser gesorgt.
Nach gefühlt einer Ewigkeit im Bochum-Express hatten wir dann nachmittags Bochum erreicht. Ab da begannen für uns dann die 24h Bochum. Erster Anlaufpunkt war unsere Unterkunft, das Hotel Mercure Bochum City. Hier bekam jeder der Stuttgarter sein Zimmer zugeteilt und nach einer kurzen Pause wurden wir dann in der Lobby des Mercure mit einem Glas Sekt in Bochum begrüßt.
Lange ausruhen war hier nicht angesagt, denn auf uns warteten schon zwei Stadtführer die uns in einem kurzen Spaziergang ein wenig über Bochum und seine Geschichte erzählten. All zu viel konnte man uns natürlich in der Kürze der Zeit nicht zeigen. Aber immerhin einen Meilenstein der Industrie. Vor dem Rathaus steht eine Glocke. In Bochum erfand man im Bochumer Verein um 1850 den Stahlguss. Mit dieser revolutionären Erfindung zeigten sich die Bochumer 1867 auf der Pariser Weltausstellung. Als Muster wurde damals eben diese Glocke vorgezeigt die heute auf dem Rathausplatz steht.
Mit diesem Aha-Erlebnis ging es für die Stuttgarter dann aber schon direkt auf den Bochumer Weihnachtsmarkt. Der ist zwar von den Buden eher nichts besonderes, aber er erstreckt sich über einen großen Teil der City und der Höhepunkt ist täglich für Groß und Klein der Besuch des Weihnachtsmannes. Auf dem Dr.-Ruer-Platz heißt es dann täglich um 17 und 19 Uhr an der großen Weihnachtspyramide in die Luft schauen, denn der „Fliegende Weihnachtsmann“ (Falko Traber) schwebt dann im Schlitten und seinen Rentieren über den Köpfen hinweg. Mit einem heißen Glühwein in der Hand war das eine ganz lustige Aktion mit anzusehen.
Uns saß aber die Zeit im Nacken und so mussten wir auch ziemlich schnell wieder den Weihnachtsmarkt links liegen lassen und in unseren Bochum-Express steigen. Nun ging es zum eigentlichen Höhepunkt der 24h-Bochum Tour, zum Musical Starlight Express. Wir durften es uns zuerst in der Starlight Express Lounge gemütlich machen. Hier gab es ein paar offizielle Worte vom Oberbürgermeister Thomas Eiskirch höchst persönlich bevor das Buffet eröffnet wurde. Wenn man auf Klischees rumreiten möchte, dann zum Beispiel hier: Das Buffet war gleich von den Stuttgartern belagert und jeder häufte sich sein Teller voll als ob es das letzte Mal etwas zum Essen gegeben hätte. „Koscht halt nix.“ Ok, aber wieder zurück zum Eigentlichen. Bevor es dann ins Musical ging kam noch ein besonderes Goodie auf die Stuttgarter zu. Ein Meet and Greet mit den beiden Hauptdarstellern. Wirklich gelungen!
Gut gesättigt durften dann die Stuttgarter ihre Plätze im Musical Theater einnehmen. Die Halbarena bietet rund 1700 Plätze. Es gibt aber nicht nur eine Frontbühnte, sondern teils zwischen dem Publikum verlaufen rund 250 Meter Rollschuhbahnen, auf denen die Darsteller mit bis zu 60 km/h an den Zuschauern vorbei flitzen. Übrigens ist Starlight Express das erfolgreichste Musical der Welt an einem Standort, gekürt durch einen Eintrag in das Guinness World Records Buch. Das Musical ist in der Tat rasant und vor allem einmalig. Ein Besuch lohnt wirklich! Wieso war ich nicht eigentlich schon früher einmal dort?
Berauscht von diesem tollen Highlight fuhr der Bus dann die Gäste aus Stuttgart wieder zurück ins Hotel wo man den Abend individuell ausklingen lassen konnte. Mit zwei Blogger Kollegen habe ich noch einen kurzen Ausflug in das Bermude3Eck gemacht. Der Kneipenstraße im Ruhrgebiet.
Am Sonntag hieß es dann nach einem ausgiebigen Frühstück leider schon wieder Koffer packen. Doch bevor die Heimfahrt angetreten wurde ging es noch in das Ruhrstadion. Hier spielt der ebenfalls zweitklassige Verein VfL Bochum. Wir bekamen einen ausführliche Stadionführung, lernten, dass die Rasen-Reperaturheizlichter aus verbotenen Canabisplantagen stammten die die Polizei konfisziert hatte und dem Verein preiswert zur Verfügung stellte.
Im Anschluss an die interessante Führung gab es dann och ein kleines weiteres Highlight für die Stuttgarter. Es gab die „Echte“. Das ist die Currywurst im Ruhrgebiet. Sie wird von der Fleischerei Dönninghaus hergestellt und man sagt „wer die Echte nicht kennt, der kennt weder Bochum noch das Ruhrgebiet.“ Und man kann sagen was man will, aber diese Currywurst war wirklich sehr lecker! Zwar war die Currysoße noch ausbaufähig, aber der Eigengeschmack der Wurst war wirklich extrem gut.
Tja, und ehe man es sich versah, waren dann auch schon 24h in Bochum vorbei und es hieß Abschied nehmen. Auf der Rückfahrt mit dem Bochum-Express konnte ich dann noch mal alles Revue passieren lassen und musste für mich feststellen, dass ich wohl im Sommer mal einen Ausflug nach Bochum machen muss um mehr von dieser Stadt im Ruhrgebiet kennen zu lernen.
Schön wars.
Glück auf und Ade!