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Nur einen Katzensprung von Frankfurt, Würzburg oder Stuttgart liegt die Region Churfranken. Endlich habe ich es geschafft hier einmal vorbei zu schauen.
Anreise nach Churfranken
Mit dem Auto:
– A3 von Würzburg kommend mit Ausfahrt Wertheim‘
– A81 mit der Ausfahrt Osterburken
– A3 von Frankfurt mit Ausfahrt Aschaffenburg-West
– A5, Ausfahrt Bensheim
– A45 bis zur Ausfahrt Stockstadt
Mit der Bahn:
Mit ICE oder IC bis nach Aschaffenburg und weiter mit der Regionalbahn oder dem Regionalexpress zum Beispiel bis nach Miltenberg. innerhalb der Region ist man mit der VAB (Verkehrsgemeinschaft am Bayerischen Untermain) gut unterwegs.
Churfranken, Franken, Bayern oder was?
Ihr habt von Churfranken noch nichts gehört? Das ist erst einmal nicht ganz so schlimm, denn das wird sich jetzt ändern. Die Region Churfranken ist ein touristischer Zusammenschluss von 25 Gemeinden im Maintal zwischen dem Odenwald und dem Spessart, die im westlichen Franken liegen. Dies sind Altenbuch, Amorbach, Bürgstadt, Collenberg, Eichenbühl, Elsenfeld, Erlenbach, Dorfprozelten, Faulbach, Großheubach, Großostheim, Großwallstadt, Kleinheubach, Kleinwallstadt, Klingenberg, Laudenbach, Miltenberg, Mönchberg, Neunkirchen, Niedernberg, Obernburg, Rüdenau, Stadtprozelten, Sulzbach und Wörth.
Tatsächlich ist „Churfranken“ eine künstliche Schöpfung, die für den touristischen Zusammenschluss der Gemeinden 2007 gefunden wurde. Da die Gemeinden im Fränkischen Teil Bayern verortet sind war klar, dass im Namen „Franken“ vorkommen musste. Der Wortteil „Chur“ kam dann aus der Geschichte. Bis zum 18. Jahrhundert waren hier die Churmainzer ansässig was man heute noch durch das „Churmainzer Rad“ in einigen Stadtwappen finden kann. Und so kam es dann am Ende zu „Churfranken“.
Lustig wird es allerdings, wenn man die Menschen hier fragt, was sie denn nun seien; Bayern, Franken, oder was? Bei Bayern wird ganz klar abgewunken. Auch als Franken verstehen sie sich nicht so ganz, eher eigentlich als Badener, vielleicht noch als Hessen. Kein Wunder, denn die Gegend gehörte mal zum Großherzogtum Baden, mal Großherzogtum Hessen-Darmstadt. Kein Wunder daher, wenn man in München oftmals auch von dieser Ecke Bayerns schelmisch grinsend „vom letzten Haar am Schwanz des bayrischen Löwen“ spricht.
Genuss hoch³ – Bayerns Genussorte in Churfranken
Der Freistaat Bayern hat 100 Ortschaften zu sogenannten „Genussorten“ gekürt. Allein drei davon, nämlich Bürgstadt, Miltenberg und Klingenberg, liegen in der Region Churfranken.
Merkmal dieser 100 Genussorte sind Top-Produkte aus regionaler landwirtschaftlicher Erzeugung und deren Zubereitung.
Bekannt ist die Region vor allem durch den weltweit bekannten Spätburgunder. Aber auch tolle Silvaner werden in Churfranken als eine der Haupt-Weißweinsorten neben dem Müller-Thurgau angebaut.
Bürgstadt
Das kleine Ort Bürgstadt ist geprägt vom Weinbau. Entsprechend viele Winzer sind hier teils seit Jahrhunderten ansässig. Eines der wohl bekanntesten Weingüter dürfte das Weingut Rudolf Fürst sein. Es zählt zu den Deutschen Spitzenweingütern und ist vor allem durch seinen „Fürst Spätburgunder“ bekannt geworden. Aber auch kleiner Weinbauern müssen sich hier nicht verstecken. Tolle Weine macht beispielsweise auch das Weingut Hench. Das Besondere an diesem Weingut ist nicht nur der Geschmack, sondern der Anbau. Hench ist Biowinzer und betreibt seit Jahren Biologischen Weinbau. Seit 2013 sind seine Weine EU-biozertifiziert.
In seinen Weinbergen wird nur biologisch gewirtschaftet. Dort wo gedüngt werden muss, geschieht dies mit Kräutertee und Pflanzenauszügen. Und wer Glück hat und einfach mal an der Kellertür klopft, hat vielleicht die Gelegenheit den Winzer Burkhard Hench persönlich kennen zu lernen. Wer einfach seine Weine mit den passenden regionalen Gerichten verkosten möchte, kann dies direkt nebenan im „ADLER Landhotel“. Hier wird nach der Slow Food Philosophie gekocht.
In Kombination mit den Bioweinen kann das zu einem echten Geschmackserlebnis werden. Die Betreiber des ADLER legen viel Wert auf ein gemütliches Ambiente was der Gast auch spüren kann. Vor allem, wenn man sich hier ein Zimmer nimmt um die wundervolle Region zu entdecken. Im ADLER Landhotel ist man tatsächlich „Willkommen bei Freunden“.
Wer nicht im Restaurant isst und noch näher an den Leuten sein möchte, der sollte unbedingt einen Besuch in einer der vielen „Häcken“ machen. Eine Häckenwirtschaft ist ein saisonaler Ausschank vom eigens erzeugten Wein in eigenen Räumlichkeiten. Vergleichbar mit den Besenwirtschaften in Schwaben, den Straußenwirtschaften in Baden oder die Heurige in Österreich. Welche Häcke wann geöffnet hat findet man im Internet oder an vielen Infotafeln an den Ortseingängen der Region.
Wer sich in Bürgstadt lieber einmal durch die unterschiedlichsten Weine der Churfranken-Winzer vortasten möchte, kann dies auf einem der vielen Feste, wie der Weinkulturnacht, machen. Eine weitere Möglichkeit die Weine zu verkosten und bei gefallen auch gleich zum Hofpreis einzukaufen gibt es mitten im Ortskern in der „Churfranken Vinothek“. Hier lassen sich rund 100 verschiedene Weine aus Bürgstadt und der Region verkosten.
Wer neben dem ganzen Genuss auch etwas anderes sehen möchte, findet in Bürgstadt die Martinskapelle aus der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts. Sie ist berühmt für ihre Malereien und gilt als eine der ältesten Kirchen in Franken. Leider ist sie in der Regel verschlossen. Was ich leider erst im Nachgang erfahren habe gebe ich euch hier mal mit auf den Weg: Den Schlüssel bekommt man direkt nebenan bei der Gärtnerei Kling, Martinsgasse 22.
Auch das Museum über Wein- und Tabakanbau ist sicherlich einen Besuch wert.
Miltenberg
Miltenberg ist die wohl bekannteste Stadt in Churfranken. In das romantisch mittelalterliche Städtchen verschlägt es unzählige Urlauber aus Nah und Fern. Auch Flusskreuzfahrtschiffe machen hier auf ihrer Tour über den Main halt. Und wer mal ein paar Stunden hier verbracht hat, wird bestätigen können, dass Miltenberg zurecht den Beinamen „Die Perle am Main“ trägt.
Schon die Römer waren hier und bauten ihren „vorderen Limes“ aus. Um 1225 wurde die auf dem Berg thronende Mildenburg errichtet und später dann sie mittelalterliche Stadt. Aus dieser Zeit sind neben Resten der Stadtmauer auch viele beeindruckende Fachwerkhäuser zu sehen (siehe Deutsche Fachwerkstraße). Hier ist auch die älteste noch erhaltene Synagoge aus dem 13. Jahrhundert zu sehen. Ebenso wie einen jüdischen Friedhof und eine Mikwe aus dem 3. Oder 4. Jahrhundert. Später, im 17. Jahrhundert war Miltenberg ein „Hotspot“ unschöner Art. Allein hier wurden während der Hexenverfolgung 453 Miltenbergern der Prozess gemacht. Mindestens 200 davon wurden in den 40 Jahren der Verfolgung verbrannt.
Aber wieder zu schöneren Themen. Dem Genuss. Eines der ältesten Gasthäuser Deutschlands ist das Gasthaus „Zum Riesen“. Ein wahrlich schönes Fachwerkhaus. Auch innen lädt es zum Verweilen ein. Die Miltenberger preisen den „Riesen“ auch gern als ältestes deutsches Gasthaus.
Allerdings gibt es nachweislich drei Gasthäuser die etwa in derselben Liga unterwegs sind. Genaue Gründungsdokumente gibt es von keinem der Drei Gasthäuser. Die anderen beiden sind zum einen das Gasthaus „Zum roten Bären“ in Freiburg und zum anderen das Gasthaus „Löwen“ in Seelbach auf dem Schönberg.
Beeindruckend ist auch das gigantische Torhaus aus Buntsandstein auf der linken Mainseite der Brücke. Es ist das Übrigbleibsel einer Brücke von 1900. 1945 wurde sie gesprengt und 1950 als reine Betonbrücke wiederaufgebaut. Übrig geblieben ist das markante Torhaus.
Auch ein Spaziergang an der neu gerichteten Uferpromenade lohnt sich. Auf dem Weg in die Stadt kommt man dabei vielleicht am „Staffelbrunser“-Brunnen. So wurden die Miltenberger früher von den Einwohnern der umliegenden Ortschaften gern genannt. Manche Ortschaften schämen sich für ihre Ortsnecknamen, aber die Miltenberger haben daraus eine Tugend gemacht und daraus vom Bildhauer Helmut Kunkel einen witzigen und gelungenen Brunnen machen lassen.
Am alten Marktplatz findet man nicht nur ein Museum, sondern auch den Staffelbrunnen aus dem Jahr 1600. Im Volksmund wurde er „Schnatterloch“ genannt.
Dies hat (leider) nichts mit dem heutigen Schnattern zu tun, sondern stammt vom altdeutschen Begriff „Snade“ und bedeutet soviel wie „Grenze“. Denn hier lief der Regenwassergraben von der Stadtmauer bis in den Main und galt gleichzeitig als Stadtgrenze.
Es gibt noch viel mehr Spannendes hier zu sehen. Dafür muss ich aber noch einmal hierher vorbeischauen.
Klingenberg
Klingenberg ist quasi „Die Rotweinstadt“. Durch die tollen terrassenförmigen Steilhänge, die passenden Böden und viel Sonne gedeihen hier viele schmackhafte Rotweintrauben besonders gut. Neben dem Wein wurde ab dem 17. Jahrhundert bis 2011 in Klingenberg Ton abgebaut. Zum ehemaligen Tonbergwerk führt ein schöner Wanderweg durch die Seltenbachschlucht.
Eine andere besondere Wanderung kann man, wie ich, mit der Biowinzerin Anja Stritzinger erleben.
Sie führt ihre Gäste durch die Weinberge und erzählt viel über den Wein und die Naturlandschaft. Vorbei an sehr alten und neueren Weinreben und historischen Weinbergmauern kommt man zum Terroir F, einem überdachten Aussichtspunkt mit Tischen und Bänken. Von hier kann man über die Weinhänge zum Main hinabschauen und dabei ein Glas Biowein probieren.
Mein Fazit
Churfranken eignet sich wunderbar für ein Wochenende mit Genuss, Natur und Kultur. Man kommt aus jeder Himmelsrichtung sehr gut hin und findet überall tolle Einkehrmöglichkeiten und garantiert auch überall etwas interessantes zu entdecken. Für mich kann ich sagen, hat dieses Wochenende nicht gereicht. Ich werde sicher demnächst mal wieder vorbei kommen um noch viel weiteres anzuschauen. – Ok, und zu probieren.
Zu dieser Pressereise hat mich
Mainland Miltenberg – Churfranken e.V.
eingeladen. Herzlichen Dank.