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Bremen und Bremerhaven
Zwei Städte. Ein Land. Das Besondere? Zusammen bilden sie das Bundesland Bremen. Die Stadt Bremerhaven liegt nördlich von Bremen an der Wesermündung zur Nordsee. Das Witzige: Beide Städte sind rund 60 Kilometer voneinander getrennt. Dazwischen und drumherum ist Niedersachsen. Die Stadt wurde im zweiten Weltkrieg komplett dem Erdboden gleichgemacht und nach dem Krieg schnell und lieblos wieder aufgebaut.
Die Einkaufsstraße Bremerhavens ist für mein Empfinden nicht wirklich sehenswert. Der alte Fischereihafen hat sich aber seit der Jahrtausendwende gemacht.
Bremerhaven entdecken
Bremerhaven ist eigentlich die Verlängerung von Bremen und eine künstliche Stadt. Bremen liegt „nur“ an der Weser. Mit zunehmenden Schiffsverkehr wurden auch die Schiffe immer größer und immer mehr. An der Schlachte in Bremen war einfach kein Platz mehr um die ganzen Güter zu löschen. Auch der später gebaute Hafen in Bremen kam an seine Kapazitätsgrenze. So lag es praktisch auf der Hand eine reine Hafenstadt zu bauen. So entstand Bremerhaven und die Bremer konnten fortan ihre Waren aus Bremen auf große Schiffe umladen und anders herum.
Mittlerweile ist Bremerhaven durchaus ein Reiseziel, nicht nur, für Kurzurlaube geworden.
Schaufenster Fischerhafen
Seit 1990 gibt es im historischen Teil des Fischereihafens das „Schaufenster Fischerhafen“. Der Hafenteil ist als „Meile“ mit Restaurants, Cafés, Bistros, Kneipen und Hotels ausgebaut worden. So wurde ein unscheinbarer Hafenteil zu einem Anziehungspunkt für viele Besucher. Hier gibts unter anderem natürlich leckeren frischen Fisch serviert. Im Hafenbecken liegt das Museumsschiff „Gera“ das von Groß und Klein besucht werden kann. Im Hafen liegen auch die hier stationierten Deutschen Expeditionsschiffe, wenn sie nicht gerade in den Weltmeeren unterwegs sind. Beim Anblick dieser Schiffe kann einem schon das Expeditionsfieber packen.
Der „Alte Hafen“ liegt zentraler und ist vom Bahnhof zu Fuß, oder mit dem Auto gut ausgeschildert. Hier findet man neben Hotels. Dem Deich, einem kleinen Zoo am Meer auch das Deutsche Schifffahrtsmuseum. Das markanteste Bauwerk hier dürfte wohl das ATLANTIC Hotel SAIL City sein. Zum Hotel kann ich leider selbst noch nichts sagen. Dafür kann ich aber unbedingt empfehlen mit dem Aufzug in den 20. und 21. Stock fahren zu lassen. Es wartet eine atemberaubende Aussichtsplattform auf einen. In 86 Metern Höhe hat man einen tollen Weitblick über Bremerhaven. Grandios!
In unmittelbarer Nähe liegen dann die Beiden eigentliche Schätze Bremerhavens: Das Deutsche Auswandererhaus und das Klimahaus® Bremerhaven 8° Ost. Wer in Bremen oder in Bremerhaven zu Besuch ist, sollte sich eines der Beiden Häuser unbedingt anschauen!
Das Deutsche Auswandererhaus
Seit 2005 wird die Auswanderer-Geschichte erzählt. Dabei ist der Standort nicht zufällig gewählt. Genau am heutigen Museumsstandort bestiegen die Auswanderer im 19. Jahrhundert ihre Schiffe in ein neues, ungewisses Leben. Von diesem „Neuen Hafen“ wurden zwischen 1852 und 1890 etwa 1,2 Millionen Menschen in die neue Welt geschifft. Die Ziele der Auswanderer-Schiffe waren vor allem Amerika und Australien. Insgesamt haben sich über Bremerhaven etwa 7,2 Millionen Menschen auf den Weg in ein neues Leben gewagt. Dabei war Bremerhaven der bevorzugte Überseehafen. Von Hamburg Hamburg sind weniger Menschen ausgewandert. Das Lag zum einen am teureren Ticket und am besseren Ruf Bremerhavens.
Bremerhaven war für die Überfahrt die bessere Wahl, da hier nach den ersten Toten auf den Schiffen erste Verpflegungs- und Hygienemindeststandards definiert wurden.
Vor dem Auswandererhaus kann der aufmerksame Besucher 100 besondere Pflastersteine entdecken. Die Pflastersteine wurden mit Namen von 100 Auswanderern graviert. Sie stehen symbolisch für alle Auswanderer die von Bremberhaven aus in ein neues Leben starteten.
Das Museum beschäftigt sich hauptsächlich mit der Auswanderungsgeschichte von Deutschen die nach Amerika auswanderten. Das Besondere für den Besucher ist die Eintrittskarte. Die Eintrittskarte ist eine Chipkarte. Mit dieser Chipkarte kann der Besucher während seines Rundganges die Lebensgeschichte jeweils eines Auswanderers und eines Einwanderers nachverfolgen. Insgesamt gibt es über 30 realer Familiengeschichten zu erleben. Neben vielen unbekannten Auswanderern gibt es auch die ein oder anderen Berühmtheiten zu entdecken. So wird zum Beispiel die Auswanderergeschichte eines Carl Laemmle erzählt.
Der Auswanderer Carl Laemmle
Car Laemmle war ein Auswanderer aus dem oberschwäbischen Laupheim. Am 28. Januar 1884 wanderte Carl Laemmle zusammen mit seinem Schulfreund Leopold Hirschfeld über Bremerhaven nach Amerika aus. Mit dem Auswandererschiff „Neckar“ aus Bremerhaven erreichten sie am 13. Februar 1884 den Hafen von New York.
Im Alter von 17 Jahren begann für Carl Laemmle dann ein ganz neues Leben in Amerika.
Nach einigen verschiedenen Jobs machte sich der gelernte Kaufmann 1906 mit einem Filmverleih selbstständig. Er hatte zur richtigen Zeit aufs richtige Pferd gesetzt. Innerhalb kürzester Zeit gehörten ihm über 50 Kinos.
1910 gründete er folgerichtig sein eigenes Filmproduktionsfirma.
1912 fusionierte seine Produktionsfirma mit ein paar weiteren Produktionsfirmen zu den heuten Weltbekannten Universal Studios in Los Angeles. Er wurde einer der mächtigsten Filmproduzenten seiner Zeit und ging später als „Vater Hollywoods“ in die Geschichtsbücher ein.
WA Maritime Museum, Perth
Für mich war der Besuch des Deutschen Auswandererhaus Bremerhaven besonders spannend. Zu dieser Zeit sind auch einige meiner Vorfahren in die neue Welt ausgewandert. Leider hatte ich keine Zeit die Möglichkeit zur Recherche der Schiffsbücher zu nutzen. Aber die Geschichte der Verwandschaft in Amerika ist mir weitestgehendst bekannt und zu einigen pflege ich auch einen losen Kontakt.
Beeindruckend war für mich der Besuch des Deutschen Auswandererhaus Bremerhaven aber auch, weil ich bei meinem Urlaub am anderen Ende der Welt in Australien genau das passende Gegenstück besucht habe.
Im Australischen Perth besuchte ich das WA Maritime Museum. In Perth kamen nämlich viele Auswanderer aus Bremerhaven an, die sich für Australien statt Amerika entschieden.
In Bremerhaven, wie auch in Perth, sind vor den Toren des Museums Stahltafeln mit allen bekannten Schiffen die in Bremerhaven verliefen und welche Auswandererschiffe Perth erreichten.
Bundesweit ersten Migrationsmuseum
Seit 2012 kommt der Besucher über eine Brücke in den Erweiterungsbau. Hier wird die Einwanderungsgeschichte nach Deutschland erzählt. Symbolhaft wird mit dem Überschreiten der Brücke dabei gezeigt, dass die Unterscheidung von Aus- und Einwanderung in erster Linie eine Frage der Perspektive ist. Mit dieser Erweiterung des Museums gilt das Auswandererhaus auch als bundesweit ersten Migrationsmuseum.
Das Museum wurde unter anderem mit dem „European Museum of the Year Award (2007), und dem „The Best in Heritage Award“ (2008) Preis ausgezeichnet.
Das Klimahaus® Bremerhaven 8° Ost
Seit 2009 gibt es das Klimahaus in Bremerhaven. Zur Eröffnungsfeier kam Bob Geldof und nannte das Klimahaus ein „Liebesbrief an unseren Planeten“.
Die Ausstellung zeigt die Klima Thematik rund um die Welt. Dabei bildet der 8. Längengrad quasi den Erzählfaden auf dem übrigens auch das Klimahaus selbst steht. Der Besucher kann dabei in die unterschiedlichen Klimazonen dieser Erde eintauchen und spielerisch dabei die Auswirkungen der Umweltverschmutzung und co erleben. Die Reise über den 8. Längengrad führt den Besucher in die Schweiz, nach Sardinien, an den Niger, nach Kamerun, in die Antarktis, nach Samoa, Alaska, auf die Hallig Langeneß und natürlich auch nach Bremerhaven. Das Klimahaus öffnet den Blick dafür, wie sich das eigene Handeln auf künftige Generationen oder das Leben in anderen Regionen der Welt auswirkt.
World Future Lab
In einem weiteren Ausstellungsbereich Namens World Future Lab können Besucher an praktischen Beispielen sehen und erleben wie jeder Einzelne (s)einen Beitrag zum Klimaschutz beitragen kann. Für Gruppen gibt es die Möglichkeit in speziellen Kursen der FRoSTA-Kochschule zu lernen wie man aus Lebensmittelresten noch tolle Gerichte zaubern kann.
Beim Besuch des Klimahaus, besonders beim Aufenthalt in der heißen Wüste oder beim Gang durch die Eiseskälte der Antarktis ist mir sofort die Frage nach der Nachhaltigkeit des Museums selbst in den Kopf gekommen. Tatsächlich wurde schon beim Bau auf die Energieeffizienz geachtet und wird seither auch Immer wieder angepasst. So wurde vor Kurzem zum Beispiel die Beleuchtung auf moderne LED-Technik umgestellt. Die Wärme, die bei der Kälteerzeugung für die Antarktis entsteht, wird nicht einfach an die Umwelt abgeleitet, sondern dient wiederum zur Erwärmung eines anderen Ausstellungsbereiches.
Diese Maßnahmen werden mit modernen Lüftungssystemen unterstützt die nahezu ohne mechanische Systeme frische Luft ins Innere des Klimahaus strömen lässt. In Kombination mit der natürlichen Erwärmung der Räume durch die Besucher muß selbst im Winter das Museum eher gekühlt als beheizt werden. Damit ist die Architektur und die Haustechnik allein schon einen Besuch wert und sollte in viel mehr öffentliche Gebäude Einzug finden.
Das Klimahaus ist als außerschulischer Lernort in der höchsten Kategorie des UNESCO Weltaktionsprogramms Bildung für nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet.
Meine Recherchereise wurde von der
Bremerhaven, Gesellschaft für Touristik,
Marketing und Veranstaltungen mbH
unterstützt. Herzlichen Dank!
1 kommentar
Moin lieber André,
herzlichen dank für deinen schönen Beitrag und die Bilder. Wir freuen uns, dass es dir hier bei uns gefallen hat und du dazu beiträgst, das Bremerhaven als reiseziel bekannter wird. Danke auch für dein Engagement beim Kochen, das hat viel Freude gemacht. Solltest du neben dem Besuch der Hotspots auch das „andere“ Bremerhaven kennenlernen wolen, so komm‘ gerne wieder.
Herzliche Grüße von Dörte Behrmann
Pressereferentin Erlebnis Bremerhaven GmbH
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