Dieser HotelChek fällt etwas anders aus als gewöhnlich. Warum? Ich durfte das Steigenberger Grandhotel Petersberg noch einmal vor der Komplettrenovierung unter laufendem Hotelbetrieb erleben. Daher gibt es bei diesem Hotel-Check auch Anmerkungen zu geplanten Veränderungen in einer anderen Farbe von mir.
Die Lage:
Die Lage zu bewerten ist echt nicht leicht gewesen. Sieht man die Anreise unter dem Aspekt mit dem öffentlichen Verkehr zu reisen ist es ein Horror, sieht man es unter dem Aspekt des Automobilisten ist die Anreise zu vernachlässigen. Die Aussicht auf den Rhein und die Abgeschiedenheit macht die Lage ja so einmalig. Dennoch gabs jetzt nur 6 Brezeln dafür. Wäre aber ein regelmäßiger Busverkehr oder eine feste, bezahlbare, Taxipauschale ab Königswinter oder ein hauseigener Shuttle zum Bahnhof Bonn oder zur Straßenbahnhaltestelle Richtung Bonn im Angebot würde die Bewertung sofort auf 10 Brezeln aufsteigen.
Petersberg, 53639 Königswinter/Bonn
Flughafen Düsseldorf: Distanz: 90,0 km, Taxi ca. 139 Euro
Bahnhof Siegburg/Bonn: Distanz: 22,0 km, Taxi ca. Euro
ÖPNV: Fehlanzeige. Lediglich von Mai bis Oktober verkehrt der „Petersberg-Shuttle, dann aber auch nur Samstags, Sonntags und an Feiertagen. Ansonsten heißt es an der Bushaltestelle „Rosenauer Weg“ (Linie 521) aussteigen und die 2 Kilometer serpentinenreiche Straße selbst zu Fuß erklimmen.
Freundlichkeit des Teams:
Hier spürt man auf jeden Fall die 5-Sterne des Steigenberger Grandhotel Petersberg. Das Personal ist zu jeder Zeit äußerst freundlich und hilfsbereit. Man fühlt sich als Gast willkommen und umsorgt. Mir hat das sehr gut gefallen.
Ausstattung der Zimmer:
Die Zimmer und die einzelnen Kategorien könnten unterschiedlicher nicht sein. Geschuldet ist das der zeitweiligen Nutzung als Bundesgästehaus. Nur wenig hochwertige Suiten und Doppelzimmer. Die restlichen Zimmer sind klein und schlicht gehalten.
Die Suiten sind groß und hell, jedoch selbst die Präsidenten-Suite ist ausstattungstechnisch von gestern. Dabei allerdings nicht nostalgisch; einfach nur veraltet.
Die restlichen Zimmer sind zwar teils von der Größe her in Ordnung, jedoch ist auch hier die Ausstattung nicht mehr zeitgemäß. Vom kleinen Röhrenfernseher bis zur Nachttischeinbauradiokonsole mit nachträglich hinzugefügtem Funkwecker erinnert alles an eine Zeitreise ins vergangene Jahrhundert.
Im Sommer erschwert zudem die fehlende Klimatisierung in den Zimmern einen angenehmen Aufenthalt.
Den obligatorischen Wasserkocher, geschweige eine Kapselmaschine fehlte leider gänzlich.
Positiv, aber in einem 5-Sterne Haus auch zu erwarten, ist der „turndown service“, der am Abend die Vorhänge schließt und das Bett aufdeckt etc.
Im Zuge der Renovierung werden die Zimmer komplett neu zugeschnitten. Es wird weniger Suiten, dafür mehr (Doppel)Zimmer geben. Die Entwürfe der zukünftigen Ausstattung verspricht noble und moderne Eleganz. Hier bin ich besonders auf das Ergebnis gespannt.
Bei einem modernen 5-Sterne Haus würde ich High-End Multimedia erwarten. Unzählige Steckdosen, diverse USB-Ports bis zu den Bluetooth Lautsprechern sollten dann schon vorzufinden sein. Ebenso neben einem hervorragendem Bett, diverse Kissen mit unterschiedlichen Stärken und einen Relax-Sessel. Auch auf das Lichtkonzept sollte man achten. Zumindest dimmbar, evt. auch Stimmungslicht-Elemente würden ein Zimmer hochwertig erscheinen lassen.
Ausstattung des Bades:
Auch im Badezimmer verhält es sich so wie im restlichen Haus: 90er Jahre pur. Kleine, enge Duschkabine mit hoher Duschwanne. Dort wo eine Badewanne drin ist, ist diese schnörkellos langweilig. Für den ersten Moment würde schon ein großer Regenwald Duschkopf erste Abhilfe schaffen. Auch ein Fön mit selbst angebrachtem Stecker erweckte bei mir keine 5-Sterne Wohlfühl-Atmosphäre. Ganz schlimm, das Bad in den Wachbatallion-Zimmern. Hier muss man quasi auf die Toilette sitzen um die Türe zu schließen um dann in die Dusche steigen zu können.
Ansonsten ist es sauber. Vermisst habe ich auch die ein oder andere Ablagemöglichkeit im Bad.
Auch hier verheißen die ersten Entwürfe der Badezimmer Gutes. Sie erfahren ebenso eine Generalüberholung und werden mit edlen Armaturen und hellen Fliesen ausgestattet sein. Ich persönlich finde ja große, dunkle Schiefer-Fliesen absolut genial.
Ausstattung des Hotels:
Das Hotel wurde zwischen 1987 und 1990 komplett neu Aufgebaut. Es sollte als Bundesgästehaus hauptsächlich den hohen Staatsgästen als noble Herberge Dienen. Entsprechend wurden 11 hochwertige Suiten (60 m² – 250 m²) gebaut und für das Entourage entsprechende Übernachtungsmöglichkeiten (Doppelzimmer 20 m² bis 30 m² und die Wachbatallion-Zimmer (EZ) 15m²) geschaffen. Das Augenmerk lag damals auf den Suiten und dem Schutz der Personen und weniger auf das Äußere.
Spa und Wellness Bereich sind vorhanden. Der Fitness Bereich ist zu klein, bzw. sind es zu viele Geräte in diesem Raum untergebracht. Das Bad ist leider ein Zwischending zwischen Innenpool und einem Jacuzzi. Der Saunabereich gefiel mir gar nicht, da auch er extrem in die Jahre gekommen schien.
Positiv ist die WiFi Abdeckung. Überall im Haus hat man guten bis sehr guten WiFi Empfang.
Das Restaurant konnte ich leider in der kürze der Zeit nicht testen. Es reichte lediglich nur für den Test des obligatorischen Zimmerservice-Burgers. Der „Peters Burger“ kam ziemlich flott, preislich im Rahmen und schmeckte wirklich gut.
Die Hotelbar ist etwas zu klein für so ein großes Haus. Auch was die Auswahl an Spirituosen anbelangt ist sie keine Offenbarung. Außergewöhnliches vermisst man leider gänzlich. Gemütlich den Abend in der Bar ausklingen lassen fand ich hier nicht so schön. Gerade aber auf dem Petersberg ist man abends auf das Hotel angewiesen und möchte den Abend gediegen ausklingen lassen.
Im Zuge der Renovierung werden die Grundrisse der Zimmer völlig neu zugeschnitten. Zukünftig gibt es nur noch wenige Suiten und dafür mehr (Doppel)Zimmer. Die ersten Entwürfe der Inneneinrichtung der Zimmer und des Hotels sehen vielversprechend aus. Modern und hochwertig. Auch der neue Empfangsbereich mit Bar und Lounge ist neu konzipiert und wird dem 5-Sterne Anspruch damit wieder gerecht.
Zum Schwimmen zu klein, zum relaxen zu unbequem. Hier sollte man entweder den Innenpool um ein paar Meter erweitern um wenigstens ein paar Schwimmzüge machen zu können, oder diesen komplett zurückbauen und statt dessen diesen lieber gegen zwei oder drei verschiedene Whirlpools austauschen. Diese sind einfacher in Pflege und Unterhalt und bieten erheblich mehr Wellness-Feeling.
Der Fitness- so wie Ruhe Bereich wird nach den neuen Plänen großzügiger gestaltet als bisher und wird zur netten Wellness-Oase.
Die Bar wird mit dem gesamten Eingangs- und Aufenthaltsbereich neu gestaltet. Sie wird größer und lädt zukünftig unter anderem mit Live-Piano auch zum gemütlichen Abend ein. Eine Raucher-Lounge mit großem Humidor wird auch für den Genuss einer edlen Zigarre mit einem leckeren Whisky eingerichtet. Ich bin auf das neue Konzept gespannt. Hier sehe ich viel Potenzial.
Frühstück:
Zuerst einmal muss man den Frühstücksraum überhaupt finden. Verwinkelt gehts in das Untergeschoss zum Frühstücksraum und Restaurant. Vom Sekt über Baked Beans bis zur Marmelade und einem Gläschen Sekt gibt es reichlich Auswahl. An den Platz serviert gibt es frisch gepressten O-Saft. Kaffee kommt im tollen, nostalgischen silbernen Portionskännchen daher. Leider fehlt das gewisse „Uiiii“, das ich bei 5 Sternen irgendwie erwarte. Ähnliche Buffets sind bei 4-Sterne Häusern auch vorzufinden.
Im renovierten Hotel wird der Frühstücksraum wieder an ganz neuer Stelle entstehen. Mit Sicht auf das Siebengebirge und den Rhein. Für ein 5-Sterne Frühstück gehört für mich beispielsweise eine Frontcooking Station dazu. Auch die Präsentation des Buffets sollte anspruchsvoller sein. Beispielsweise der Lachs könnte als ganzer Fisch präsentiert werden und die Aufschnittplatten könnten etwas mehr Pepp vertragen. Mir fehlte der Duft von frisch gebackenem Brot oder frischen Croissants. Im Ganzen eben ein wenig mehr „Wow“ Effekte. Gute Buffets gibts halt auch im 4-Sterne Bereich.
Barrierefrei:
Das Haus ist extrem verwinkelt. Entsprechend muss man selbst auf derselben Ebene immer wieder zwei oder drei Stufen gehen. Zwar sind hier einfach Rampen darüber gelegt worden, jedoch ist das keine zufriedenstellende Lösung. Über Aufzüge kommt man problemlos in jedes Stockwerk. In den Badezimmern sind hohe Duschwannen ein großes Hindernis. Auch die Stufen die überwunden werden müssen um auf den Balkon oder die Terrasse vom Zimmer aus zu gelangen sind große Hindernisse. An Sehbehinderte Menschen wurde meines Erachtens gar nicht gedacht. Nirgendwo konnte ich Hinweise in Brailleschrift finden. Schade.
Hier sollten die Stufen komplett durch leicht ansteigende Böden ersetzt werden. Wünschenswert wären auch echte barrierefreie Zimmer sowie Allergiker Zimmer. Schön wäre wichtige Hinweise wie Stockwerk (an den Treppen oder im Aufzug) oder auch Richtungen wie Lobby oder Restaurant wären schön auch in Blindenschrift zu finden.
Besonderheiten/Tipps:
Grandios ist natürlich ein Zimmer mit Blick auf das Rheintal. Vom Petersberg sieht man toll auf Königswinter, den Rhein und ein Teil von Bonn.
Im Sommer ist der Petersberg auch ein tolles Ausflugsziel. Das Hotel hat einen bewirteten Außenbereich mit einmaligem Blick über das Rheintal.
Abendessen-Tipp: Nur wenige Autominuten entfernt liegt das Örtchen Oberpleis (Teilort von Königswinter). In einem frisch renovierten Fachwerkhaus hat seit Herbst 2015 die Inhaberin Doris Ledwig ein tolles Weinlokal geschaffen. Im historischen Gemäuer und mit Bildern einer lokalen Künstlerin bleibt man hier gern auch ein Glas länger. Aufgetischt werden lokale Köstlichkeiten mit Weinen aus der Region. Vom Service und vom Kochen war ich sofort überzeugt. Kein Wunder, denn Koch und Chefin haben im Steigenberger Grandhotel Petersberg gearbeitet.
Weinhaus Alter Zoll Oberpleis, Siegburgerstr. 13, 53639 Königswinter
Kultur-Tipp: Wer im Steigenberger Grandhotel Petersberg nächtigt, sollte sich auch die schöne Landschaft rund um den Drachenfels und das Siebengebirge anschauen und erfahren oder noch besser, erwandern. Einen guten Einstieg in das Siebengebirge bietet das wirklich schön und modern gestaltete Siebengebirgsmuseum der Stadt Königswinter. Hier erfährt der Besucher spannendes von der Steinzeit, über den Abbau von Stein für den Kölner Dom, den Rheintourismus in seiner Blütezeit bis hin zur Geschichte rund um den Petersberg. Wie er von einem kahlen Berg, zu einem Kloster, einem Ausflugslokal bis zur Hochsicherheitsunterkunft für Staatsgäste der Bundesregierung wurde.
Siebengebirgsmuseum, Kellerstraße 16, 53639 Königswinter
Preis/Leistung/Rates:
Die Einzelzimmer (Wachbatallion-Zimmer) sind mit 15 m² nur rund halb so groß wie Standardzimmer gängiger Budget-Hotels, aber mit rund 100 Euro/Nacht fast doppelt so teuer. Das steht in keinem Verhältnis.
Die Doppelzimmer liegen zwischen knapp 120 Euro bis 175 Euro durchaus im Rahmen wenn sie renoviert worden sind. Aktuell sind sie leider diesen Preis nicht Wert.
Die Suiten gehen von 360 Euro (60 m²) bis zu 1200 Euro für die Präsidentensuite (250 m², 2 Schlafzimmer). Auch hier ist momentan der Preis unverhältnismäßig. Jedoch nach der Renovierung dürfte dieser Preis wieder realistisch für Größe und Angebot sein.
Gesamteindruck:
Der Gesamteindruck fällt verhalten aus. Man geht ja ehrfürchtig in ein Hotel mit diesem Namen und dieser Geschichte, jedoch wird man derzeit schnell desillusioniert. Mehr Schein als Sein. Aktuell würde ich mich ärgern einen teuren Aufenthalt dort oben gebucht zu haben. Der Gegenwert stimmt einfach nicht. Die grandiose Aussicht kann man im Siebengebirge auch an anderer Stelle bekommen.
Aber ich kam ja schon in das Hotel mit dem Wissen, dass es in diesem und nächsten Jahr komplett renoviert werden würde und mein Eindruck also nur das Vorher wiederspiegeln könnte.
Der Hoteldirektor Herr Kain hat mir und ein paar weiteren Kollegen die Pläne der Generalsanierung vorgestellt und ich bin von dem Vorhaben begeistert.
Fazit:
Ich war enttäuscht. Man merkt dem Haus an dass es in die Jahre gekommen ist. Die Renovierung ist richtig, kommt aber in allerletzter Sekunde. Aktuell ist es schwierig die Leistung als 5-Stene Haus zu verkaufen.
Meine Empfehlung: Als Renovierungs-Marketing-Konzept würde ich für die 2 Jahre Bauzeit freiwillig auf einen Hotelstern verzichten und die Zimmer um einiges preiswerter anbieten. Zum Einen würde man dann der aktuellen Einrichtung eher gerecht und zum Anderen ist durch den parallelen Umbau hier und da trotzdem mit Belästigungen oder Einschränkungen für den Gast zu rechnen. Dies sollte sich auch im Preis wiederspiegeln. Das wäre ein transparenter und offensiver Umgang mit der aktuellen Situation des Hauses.
Vielleicht kann ich euch in ein paar Monaten einmal vom Zwischenstand der Arbeiten unter laufendem Hotelbetrieb berichten. Auf jeden Fall aber werde ich das Steigenberger Grandhotel Petersberg nach dem Abschluss der Sanierung wieder besuchen.
Das gibt 5,5 Brezeln von 10.
Sicherlich kein freudiges Ergebnis, unter dem Zeichen der laufenden Renovierung aber sollte dies viel mehr als Ansporn für die Umsetzung gesehen werden.
steigenberger.com/petersberg
Ein herzlicher Dank geht an Bonn Entdecken und das Steigenberger Grandhotel Petersberg,
die mich eingeladen hatten.
Den Hotel-Check hat dies nicht beeinflusst.
2 Kommentare
Hi André,
ich finde es super, dass dich die Einladung nicht in deinem Hotel-Check beeinflusst hat. Obwohl das Urteil vor der Renovierung nicht so positiv ausfiel, machst du neugierig auf das renovierte Grandhotel. Wann soll es denn voraussichtlich fertig werden?
LG Myriam
Hallo Myriam!
Die Umbauphase soll bis ende nächstem Jahr abgeschlossen sein.
Da aber Flügell für Flügel und Stockwerk für Stockwerk angefasst werden,
werden auch die ersten neuen Zimmer schon früher zur Verfügung stehen.
Grüßle André