<style>.lazy{display:none}</style>Unterwegs in Landau (Pfalz) - Reise Blögle
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Unterwegs in Landau (Pfalz)

Und schon wieder war das Reise Blögle in Rheinland-Pfalz unterwegs. Dieses Mal ging es nach Landau.

Landau liegt an der Südlichen Weinstraße und somit in der Oberrheinischen Tiefebene irgendwo zwischen dem Haadtrand und dem Pfälzerwald. Die Stadt ist mit seinen 45.000 Einwohnern überschaubar. Zur Stadt zählen noch ein paar Teilorte die außenherum liegen und oftmals auch älter sind als Landau selbst.

Anfahrt nach Landau

Mit der Bahn: Mit dem ICE bis nach Karlsruhe Hbf und dann weiter im RE bis nach Landau.
Z.B. von Stuttgart Hbf ca. 1:30h.
Mit dem Auto: Über die A5 und A8 nach Karlsruhe, dort weiter Richtung Landau.
Z.B. von Stuttgart ca. 1:15h.

Sehenswertes in Landau

Die Lage Landaus war in der Geschichte für den ein oder anderen Herrschaftswechsel verantwortlich. Unter anderem war Landau zum Beispiel bis 1815, also bis zum Untergang Napoleons, Französisch. Auch später, bis zum ersten Weltkrieg, war Landau eine Französische Garnisonstadt. Somit ist es auch naheliegend, dass Landau nach dem Zweiten Weltkrieg Französisch Besetzte Zone war. Schlussendlich zogen die Franzosen erst 1999 aus den Kasernen. Achja, und daneben war Landau auch mal Österreichisch und Bayerisch. Heute ist von all dem ein ganz eigenständiges Lebensgefühl geworden. Irgendwas zwischen Savoir-vivre, Deutscher Genauigkeit und Pfälzer Gelassenheit.

Als ich mich auf den Weg nach Landau machte, hatte ich ehrlich gesagt noch keine Ahnung was mich in der Pfälzer Stadt erwarten würde. Klar, das Thema Wein würde eine Rolle spielen, aber ob es sonst noch etwas zu entdecken gäbe wusste ich nicht.
Der Anfang macht der Galeerenturm aus dem Jahre 1315. Er ist vermutlich der Turm einer ehemaligen Reichsburg die dort gestanden haben muss. Bis 1688 überdauerte er als Teil des Mauerrings und wurde ab 1732 als Gefängnis genutzt. Aus dieser Zeit stammt vermutlich der Name des Turms, da die Sträflinge von hier auf Galeeren geschickt wurden.

Mitten in der Stadt steht die kleine Katharinenkapelle aus dem Jahr 1344. Sie wurde vom Rat und der Bürgerschaft Landaus erbaut. Nach der Säkularisation bis ins 19. Jahrhundert wurde sie allerdings unter anderem als Gefängnis, Pulvermagazin und Weinkeller genutzt. Mittlerweile wurde sie wieder renoviert und hat heute wieder eine kirchliche Nutzung.

Direkt neben der Kapelle steht seit dem Mittelalter das (Alte) Kaufhaus. Hier wurden zentral Waren unter den Augen der Kaufhausmeister der Stadt verkauft. Sie überwachten und besteuerten den Handel von Waren wie Wolle, Safran oder Früchten.

Etwas außerhalb der Stadtmitte steht die Stiftskirche (1333). Eine gotische Basilika die auch schon einiges mitgemacht hat. Erbaut als katholisches Gotteshaus wurde auch sie in der Säkularisation evangelisch. Naja, zumindest ein wenig. Denn eine ganze Zeit lang war die Kirche im inneren durch ein Eisentor in zwei Kirchen getrennt worden. Während der Chor katholisch blieb, wurden die Haupt- und Seitenschiffe evangelisch. Heute ist sie ein rein evangelisches Kirchenhaus.

Übrigens: Der Turm ist bis heute im städtischen Besitz. Bis zum 1. Weltkrieg lebte und arbeitete hoch über den Dächern Landaus ein Türmer. Er war wie in vielen anderen Städten zu dieser Zeit der (Feuer)Wächter über die Stadt. 
Da Landau oft und lange Französisch war gehörte die Stadt zum Beispiel ab 1521 zum „Elsässischen Zehnstädtebund“ (Décapole). Eine Vereinigung mit dem Ziel sich gegenseitig bei der Verteidigung von Recht und Freiheit zu unterstützen.

Festungsstadt Landau

Landau wurde zwischen 1688 und 1691 vom Französische Festungsbaumeister Vauban zu einer Polygonalbefestigung ausgebaut. Für solch eine Festungsanlage brauchte man viel Platz und so gab es schon damals gegen solch ein Megaprojekt Wiederstände. Rein zufällig zerrstörte ein Großbrand 1689 einen Großteil der mittelalterlichen Bausubstanz Landaus und Vauban hatte Platz seine Pläne umzusetzen.

Heute bringt man Landau überhaupt nicht mit einer Festung in Verbindung. Das verwundert wenig, denn 1880 wurden die Anlagen nahezu komplett geschliffen und dienten als überdimensionierte Ringstraßen. Erst seit ein paar Jahren gründete sich ein Verein mit dem Ziel etwas dieser Geschichte wieder erlebbar zu machen. Der Festungsbauverein legt die Lunette 41 in Teilen wieder frei. Sie war die letzten Jahrzehnte überdeckt von einem Park. Der Verein bietet Führungen in den schon freigelegten Teil der Lunette 41 an. Ich hab daran teilgenommen und kann die Führung selbst Einheimischen wärmstens empfehlen.

Sichtbar ist heute neben einigen Straßennahmen noch Schleussen, zur Überschwemmung des Glacis und zur Flutung des Grabensystems, ein Teil der Wasserverteidigungsanalgen aus dem 17. Jahrhundert. Die eigentlich größten sichtbaren Überbleibsel dieser Geschichte kann man auch leicht übersehen. Beide Festungsstore stehen noch heute.

Das Obertor, auch Französisches Tor genannt mit seiner Außenfront in der Art des römischen Triumphbogens

und das Untertor, oder auch als Deutsches Tor bekannt.  

Das Französische Tor ist von der Außenseite nur im Hinterhof eines Hauses ersichtlich. Die innere Front fällt nicht weiter auf, da heute in einem Gebäude integriert. Und auch das Deutsche Tor ist nur von außen als echtes Tor erkennbar. Von der Stadtseite ist auch hier ein Gebäude drum herum entstanden.
Übrigens: Landau ist Teil der Route Vauban.

Durch die Innenstadt Landaus fließt der kleine Fluß Queich. Er floß ursprünglich an Landau vorbei, wurde aber für die Bedürfnisse einer Stadt auch in die Stadt geleitet. Eine Stadt mit Wasser macht meiner Meinung nach heute auch gleich etwas mehr Lebensqualität aus. Das scheinen die Landauer und deren Besucher auch echt zu genießen.

Unweit der Katharinenkapelle und des Alten Kaufhauses steht das Frank-Loebsche-Haus aus dem Jahr 1689. Als ich den Namen auf der Stadtkarte las, konnte ich mir nichts Interessantes drunter vorstellen. Tatsächlich ist das Frank-Loebsche-Haus ein Muss für Landau Besucher! Nicht nur das dieses Haus außen durch tolles Fachwerk überzeugt, sondern vor allem von innen! Zum einen gibt es um den Innenhof des Hauses eine rundumlaufenden Holzgalerie, und vor allem aber wohnte hier der Urgroßvater von Anne Frank. Aus diesem Anlass gibt es im Ersten Stock eine Dauerausstellung zur Erinnerung an die Verfolgung der Juden und der Jüdischen Gemeinde Landau. Auch als Nicht-Landauer fand ich diese kleine Ausstellung gelungen und sehr interessant.

Nicht weit vom Marktplatz steht die Augustinerkirche. Sie ist ebenfalls eine gotische Basilika und Teil eines ehemaligen Augustinerklosters. Auch sie wurde 1794, nach der Vertreibung der Mönche, säkularisiert. Später ereilte auch sie das Schicksal eines Magazins und Ausstellungshalle. Heute ist sie die katholische Pfarrkirche Heilig Kreuz.
Eher unscheinbar ist der Eingang neben der Kirche. Hier geht es zum ehemaligen Kreuzgang des Augustinerklosters. Ein wunderbarer Ort um mal einen Moment Luft zu holen und zu entspannen.

Richtig stolz sind die Landauer auch über ihre Jugendstil Festhalle (1905-1907). Tatsächlich sieht man sie schon von weitem. Ein mächtiger Bau und man wundert sich schon wie das kleine Städtchen Landau zu solch einer großen Festhalle kam. Allein im großen Saal finden 1200 Menschen Platz. Innen wie außen ist sie voll mit tollem Skulpturenschmuck aus dem Jugendstil.

An der Bushaltestelle „Xylanderstraße“ lohnt es sich einmal einen genaueren Blick auf die Stützmauer im Hintergrund zu werfen. Diese Steinmauer wurde aus Steinen der 1938 zerstörten Landauer Synagoge angelegt. Lediglich eine kleine Hinweistafel gibt darüber Auskunft.

Ein wirkliches Kleinod fand ich den Zoo Landau. Klar ist der Zoo nicht mit großen Zoos wie Leipzig, Berlin oder Stuttgart zu vergleichen. Trotzdem, oder erst recht deshalb, hat dieser Zoo etwas Anziehendes. Hier geht alles ein Tick familiärer zu. Die Gehege sind mit viel Liebe zum Detail gestaltet und versuchen dem jeweiligen Tier das Zooleben so angenehm wie möglich zu machen. Hier im Zoo Landau sind die Stars auch eher die kleinen, eher unscheinbaren Tiere. Hier werden einige vom Aussterben bedrohten Tierarten gehalten, die es in nur wenigen Zoos gibt.

Daneben hat sich der Zoo mit seiner Zooschule einen guten Ruf erarbeitet. Diese führt er in enger Zusammenarbeit mit der Universität.
Übrigens: Der Zoo Landau liegt am Rand des Forts (1700).

Auch ein neueres Projekt kann man im Süden Landaus bewundern. Hier fand 2015 die Landesgartenschau statt. Teile davon sind geblieben und bilden den Südpark. Hier gibt es einen kleinen Aussichtsturm von dem man einen tollen Blick auf Landau und die Umgebung bekommt.

Tipp: Im Sommer kann man Kutschfahrten durch Landau machen. Mit original Nachbauten der „Landauer Kutsche“. Damit soll König Joseph 1. 1702 von Wien nach Landau gereist sein um den Sieg über die Franzosen zu feiern.

Weinanbaugregion Landau

So, jetzt aber auch mal ein paar Worte zum Wein. Wie schon erwähnt liegt Landau in der Südpfalz und direkt an der Südlichen Weinstraße. Die Lage in der Oberrheinischen Tiefebene ist durch die Wärme und die Böden optimal. Die Weinregion Landau hat rund 12.000 Hektar Rebfläche. Neben ein paar exotischen Sorten sind die beliebtesten und typischen Weine aus der Region natürlich der Riesling und Weißburgunder. In der ganzen Stadt und in allen umliegenden Teildörfern gibt es unzählige Möglichkeiten den leckeren Tropfen zu verkosten.
Wer sich einen ersten Überblick über das Weinangebot der Südlichen Weinstraße machen möchte besucht am Südpark die Vinothek „Par Terre“. Dort präsentieren ca. 60 Winzer der Südlichen Weinstraße rund 250 Weine. Hier kann gleich verkostet werden oder aber auch der Wein zum Hofabgabepreis erworben werden.
Übrigens: Michael Michalsky, der bekannter Deutscher Designer, richtete die Vinothek ein.

Passend zum Thema Wein kann man, auf dem Martha Saalfeldplatz, das Werk des Münchner Künstlers Martin Mayer bestaunen. Die Landavia. Sie stellt eine üppige Bacchantin dar und erregte Anfangs stark manch Landauer Gemüter.

Gut zu wissen:
In Landau und Umgebung trinkt man klassisch Wein aus einem Dubbeglas, einem rundgenoppten Halbliter-Weinglas. Und wenn mal jemand Dich fragen sollte „Kennscht de Hilbert?“ ist das eine rein Rhetorische Frage. Damit drückt der Landauer nichts anderes aus als „Reich das Dubbeglas weiter!“.

In der Umgebung

Über die Landauer

Was mir bei meinem Besuch in Landau sehr positiv aufgefallen ist sind die Menschen. Die Landauer scheinen ein sehr freundliches und geselliges Völkchen zu sein. Man grüßt ein in der Stadt und kommt auch sehr schnell mit manch einem Original ins Gespräch.
Ich durfte die Freundlichkeit am Samstag hautnah erfahren. Die Besitzerin des Hotels nahm mich mit auf den Wochenmarkt. In Landau ist es üblich, dass man sich nach den Einkäufen dann irgendwo zusammenfindet. In meinem Fall gingen wir in eine kleine Weinhandlung Namens Dorst & Consorten. Man stellt seine Markteinkäufe in eine Ecke und bestellt ein Glas leckeren Wein oder Sekt. Hier kennt man sich und trifft sich zum Plaudern. Fremd war ich hier genau bis zu dem Moment, als man mich nach meinem Namen fragte. Tja und dann vergingen zwei Stunden fröhlichen Beisammensein mit gutem Wein und interessanten Gespräche wie im Flug. Der Pfälzer ist eben ein offener, sehr geselliger und freundlicher Artgenosse.

Tja, und dann gibts da noch den Elwetrittsch.
Er ist ein Urpfälzer Fabelwesen das im Dickicht des Pfälzerwaldes und im Zoo Landau lebt.  Der Elwetrittsch ist ein Geheimnisvoller Vogel, dessen Existenz Nichtpfälzer anzweifeln.

Übernachten und Essen

Diese Reise wurde durch das
Büro für Tourismus – Südliche Weinstraße e.V.
der Stadtverwaltung Landau in der Pfalz
unterstützt.
Herzlichen Dank.

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2 Kommentare

Petra Hirsch 31. Mai 2019 at 10:55

Danke liebes Reiseblögle für diesen schönen Bericht.

Wenn wir nicht hier wohnen würden, würden wir jetzt unsere Koffer packen und eine Pfalzreise unternehmen :-)

Herzliche Grüße aus Landau

Petra und Holger W. Hirsch
vom Maximilians Boutique-Hotel

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André 31. Mai 2019 at 12:58

Hallo Petra!
Ja, mir hats bei euch wirklich sehr gut gefallen und es wird nicht das letzte Mal Landau für mich gewesen sein.

Lieben Gruß
André

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