Inhalt
Das Piemont. Der Nordwesten Italiens ist bekannt für guten Wein und seine wunderschöne Landschaft am Fuß der Alpen.
Das Wort Piemont stammt eigentlich aus der frühen Beschreibung der Gegend „al pie dei monti“ und heißt übersetzt nichts anderes als „am Fuße der Berge“.
Es ist schwer in einem Artikel von dem einen Piemont zu sprechen. Tatsächlich ist die Region Piemont sehr vielseitig und abwechslungsreich. Die Region Piemont hat etwa 4,5 Millionen Einwohner und ist flächenmäßig die größte Region auf dem italienischen Festland. Allein in der Hauptstadt Turin leben knapp 2 Millionen Menschen. In Deutschland wird hauptsächlich die Italienische Provinz Cuneo als Piemont wahrgenommen. Die Gebiete Lange, des Roero und des Monferrato sind mit ihrer Kombination aus kultivierter und unberührter Natur 2014 zum UNESCO Welterbe ernannt worden.
Wie kommt man ins Piemont?
Mit dem Auto kommt man natürlich bis ins Piemont. In rund 5 Stunden ist man von der Deutsch-Schweizer-Grenze in Turin.
Mit dem Zug kommt man in rund 6 Stunden ab Basel bis nach Turin. Die Region Piemont ist mit Regionalbahnen und Bussen gut zu bereisen.
Mit dem Flugzeug kommt man zum Beispiel ab Stuttgart nach Turin in 1,5 Stunden.
Die Provinz Cuneo
Für meinen Kurztrip ins Piemont habe ich mir die Provinz Cuneo ausgesucht. Hier spielt sich für uns Urlauber das Wesentlichste ab. Hier im nördlichen Teil des Piemont ist die Landschaft durch viele kleine Bergdörfer geprägt. Wo sich vor Jahrmillionen ein Meer ausbreitete kann man heute sehr gute Weine anbauen und die hügelige Landschaft perfekt für Wanderungen oder Radtouren nutzen. Aber auch im Winter ist hier viel für Wintersport-Fans geboten.
Aktivitäten im Piemont
Ökomuseum des Rocche del Roero
Wer die wunderbare Naturlandschaft hautnah erleben möchte, sollte unbedingt das Ökomuseum des Rocche del Roero besuchen. Es ist nur 20 Minuten von Alba entfernt und entführt einen in die geologischen Phänomene aus Sand und Stein. Wo früher das Meer anbrandete, sieht man heute bizarre Felsformationen und Kalksteinwände.
In der Gegend kann man auch wunderbare Radtouren durch die Weinberge unternehmen. Damit dieser Spaß auch für jeden machbar ist, bieten einige Fahrradverleihe mittlerweile auch Pedelecs an.
Weingebiet Langa del Vino
Das Weingebiet Langa del Vino ist zum Beispiel mit dem Rad oder zu Fuß am besten entlang der BarToBar Route zu erkunden. Bar to Bar heißt übrigens nichts anderes als Barbaresco to Barolo. Der Wanderweg “BarToBar” führt, von Barbaresco 124 km lang durch die Langhe bis nach Barolo. Unterwegs bieten sich immer wieder kleine Zwischenhalte bei Winzern oder Käseproduzenten an. Die meisten bieten einen Direktverkauf an, bzw. verköstigen einen auch vor Ort..
Einen wunderbaren Blick über die Landschaft bekommt man beim Besuch des Turms von Barbaresco. Der Eintritt ist zwar nicht gerade billig, aber der Ausblick über die Weinberge und das Tal entschädigt sofort.
Kleine Dörfer
Eines der schönsten Dörfer Italiens dürfte das Winzerdorf Neive sein. Kleine Gassen, typische Häuser und fast an jeder Ecke ein Restaurant oder ein Winzer. Hier sollte man vorher ausmachen wer nachhause fährt.
Einen kurzen Abstecher ist auch das Dörfchen Vernante wert. Das Dorf durchzieht ein kleines Sträßchen. Entlang schön typische Häuser. Das Besondere hier sind die Wandmalereien nahezu an jedem Haus. Überall handeln diese um Geschichten rund um Pinocchio. Sein Illustrator, Attilio Mussino, lebte in diesem Dorf.
Als „Stadt der hundert Türme“ oder auch als „Hauptstadt der weißen Trüffel“ ist Alba bekannt.
Pilgerstädte „Santuario di Vicoforte“
Ziemlich weit weg von allem liegt Vicoforte. Trotzdem ist es eine wichtige Pilgerstädte der Piemontesen. Die „Santuario di Vicoforte“ ist eine im Barock erbaute Kirche. Direkt angeschlossen ist ein ehemaliges Kloster. Es beherbergt heute ein Hotel. Das Imposante an der Kirche dürfte der gewaltige Kuppelbau sein. Das Besondere daran: Die Kuppel ist nicht kreisrund wie die meisten Kuppeln, sondern bildet eine Ellipse. Mit einer Höhe von 75 Metern und einem Durchmesser zwischen 37,15 m und 24,90 m ist sie die zweitgrößte elliptische Kuppel der Welt.
Größer ist nur die Kuppel der „Universidad Laboral“, in Gijon (Asturias, Spanien) mit 45.80 und 25.20 m. Sie ist allerdings ungeweiht und dient als Raum für Ausstellungen. Für Wagemutige bietet die Kirche seit Kurzem eine Besteigung der Kuppel an. Mit Kletterausrüstung geht es dann durch enge Gänge bis zur Kuppel. Von dort wird dann zwischen der Innen- und Außenwand der Kuppel nach oben geklettert.
Val Corsaglia
Weit weg von der hügeligen Landschaft der Weinregionen geht es in die Berge. Im Val Corsaglia, genauer beim Örtchen Frabosa Soprana lässt sich eine der schönsten und bedeutsamsten Höhlen Italiens bestaunen. Die „Grotta di Bossea“ liegt auf 836 m Meereshöhe und ist eine der wenigen Höhlensysteme, die noch leben. Man steigt quasi am unteren Ende der Höhle ein und steigt dann durch riesige Säle mit wunderschönen Tropfsteinen dem natürlichen Wasserlauf nach oben hinauf. Insgesamt überwindet man innerhalb der Höhle durch unzählige Treppen einen Höhenunterschied von rund 116 Metern. Also ungefähr ein 40-stöckiges Hochhaus. Am Ende des zugänglichen Teils der Höhle wird man mit einem Wasserfall belohnt. Danach heißt es wieder zurück absteigen zum Ausgang.
Naturpark Alpi Marittime
Im Naturpark Alpi Marittime, unweit von Cuneo, Gibt es seit ein paar Jahren das „Centro Faunistico Uomini e Lupi,“ Es ist das erste Zentrum Italiens, das sich komplett der Geschichte und dem Leben von Wölfen widmet. Vor allem mit Kindern ist der Besuch sicherlich interessant und abwechslungsreich.
Bei uns Deutschen weniger bekannt, aber für die Italiener eines der schönsten Skigebiete, ist das Gebiet rund um Limone Piemonte in den Westalpen. Direkt an der Grenze zu Frankreich. Limone Piemonte ist bekannt als autofreie Stadt und setzt auf Nachhaltigkeit im Tourismus. Bis hier her kommt man auch mit der Bahn. Von hier kommt man Liften und Bussen zu wirklich beeindruckenden Abfahrten.
Wer für Wintersport nicht zu begeistern ist, kann im restlichen Jahr zum Beispiel einfach im Zug sitzen bleiben und ist in zwei Stunden an der Ligurischen Küste. Oder man wandert hier wo die Alpen auf das Mittelmeer treffen. Hier, zwischen den Seealpen und den Ligurischen Alpen, gibt es einen Mix zwischen alpiner Bergwelt und maritimen Klima. Von Limone kann man mit dem Pedelec, zu Fuß oder mit dem Auto auf die Passhöhe des Colle di Tenda (Tenda-Pass) gelangen. Belohnt wird man. Neben einer Giganischen Fernsicht, mit dem „Chalet le Marmotte“ auf rund 1800 Metern.
Hier kann man ein wenig die Seele baumeln lassen. Nur ein paar Meter weiter oben befinden sich Festungsreste eines Forts „Forte Centrale“ aus dem 19. Jahrhundert. Sie wurden von Italienern gebaut, wurden aber nach dem Zweiten Weltkrieg nutzlos, als mit dem Friedensvertrag zwischen Italien und Frankreich (1947) die Grenze hinter die Festungen verlegt wurde.
Genuss im Piemont
Die drei Regionen Langhe, Roero (nördliche Provinz Cuneo) und Asti (hauptsächlich im Süden der Provinz Cuneo) sind die wichtigsten Weinanbauregionen des Piemonts. Aber auch der bekannte Alta Langa, der italienische Schaumwein sollte man auf so einer Reise unbedingt mal verköstigen. Wer etwas ganz Besonderes sucht, der ist in der Gegend rund um Alba bestens aufgehoben. Hier findet man den weißen Trüffel. Im Gegensatz zum schwarzen Trüffel seltener und viel empfindlicher. Wer es sich gönnen mag, kann sich in einem Restaurant ein paar Flocken über ein Spiegelei oder über feine Tajarin (Bandnudeln) reiben lassen.
Typisch für das Piemont ist vor allem aber das „Carne cruda all’Albese“ (Kalbshuft-Tatar), oder auch das „Vitello tonnato” (dünn geschnittener Kalbsbraten mit Thunfisch-Sauce). Bei uns eher unbekannt, aber im Piemont öfters zu entdecken ist die „Lingua in Salsa”, eine Kalbszunge in grüner Soße. Eine Abwandlung davon sind die „Acciughe al Verde”, die gesalzenen Sardellen an grüner Soße. Tja, und weil es irgendwie überall auf der Welt einen Zwilling der Schwäbischen Maultasche gibt, hat auch das Piemont seine Abwandlung parat. Die „Agnolotti del Plin” sind kleine, gefüllte Teigtaschen aus gefalteten Pastateig-Streifen.
Haselnüsse
Und dann gibts da noch die Haselnuss, oder auch „Tonda gentile“, die sanfte Runde, wie sie im Piemont auch genannt wird. Einst aus der Not wegen einer Mehltauplage in den Weinbergen der Langhe angebaut ist sie heute neben dem Wein ein weiteres Markenzeichen des Piemont. Dabei braucht der Anbau der Haselnuss Zeit. Ein Haselnussbaum bringt erst nach 7 Jahren die erste Ernte ein. Die volle Ernte ist an einem Haselnussbaum erst ab dem 10 Jahr zu erzielen.
Dafür bringt dann ein Haselnussbaum immerhin ganze 10 Kilo an dieser wunderbaren Nervennahrung die jede Menge Kalzium, Kalium und Vitamin E in sich hat. Die Bäume stehen meistens an Hängen. So ist das Ernten der Haselnüsse ein leichtes Spiel. Die Bäume werden geschüttelt und die Haselnüsse fallen herunter und purzeln den Hang hinab, wo sie dann aufgesammelt werden können. Dies geschieht während der Erntezeit mehrmals um auch alle Haselnüsse reif vom Baum schütteln zu können. Danach wird die Haselnuss getrocknet, geschält und verarbeitet.
Tipps: Unterkunft und Restaurants im Piemont
- Hotel Castello Santa Vittoria d´Alba
- Agriturismo „La Torricella e Cantina Diego Pressenda“, S.Anna, 98 12065 Monforte d’Alba
- Degustation in der Regionalen Enoteca Barbaresco
- Ristorante Donna Selvatica, Via Rocca 13, 12052 Neive
- Rifugio La Maddalena di Bertolino,12080 Montaldo di Mondoví
Bekanntes aus dem Piemont
- FIAT (Turin)
- Ferrero (Alba)
- Espressokanne „Moka Express“ (1933) von Alfonso Bialetti (Omegna)
- Lavazza Kaffee (1895 in Turin)
- Weine wie Barolo, Barbaresco, Trebbiano, Dolcetto oder Moscato
- Cinzano (Einer der größten Weinproduzenten im Piemont)
- Gaja (bekannt für Barbaresco und Barolo)
- Asti Spumante (Schaumwein)
- Levi (bekannter Grappaproduzent)
- Martini (Wermut aus Turin)
- Gorgonzola (Novara)
- Torta Gianduja (Nusscreme gefüllte Haselnusstorte)
- Grissini (dünne Brotstangen)
- Slowfood-Bewegung (gegründet 1986 in Bra)
Fun Facts über das Piemont
- Turin war Italiens erste Hauptstadt (1861-1865).
- 50% der italienischen Reisproduktion kommt aus dem Piemont und ist daher größter Reisproduzent Europas
- Die (schönere) Hälfte des Lago Maggiore gehört zum Piemont, die andere Hälfte zur Lombardai.
- Ferrero Mon Chérie hat keine „Piemont Kirsche“ im Inneren. In der Regel kommen diese aus Chile.
- Ferrero Küsschen haben Haselnüsse aus dem Piemont.
- Nutella (Ferrero) hat keine Haselnüsse aus dem Piemont. Diese kommen vor allem aus der Türkei.
Meine Recherchereise wurde von
Ente Turismo Alba Bra Langhe Roero
unterstützt. Herzlichen Dank!