Reise Blögle
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Schaffhausen, die Stadt der Erker

Kurz hinterm Bodensee und nur wenige Rheinkilometer weiter liegt das Schweizer Städtchen Schaffhausen. Das Reise Blögle hat hier mal Station gemacht und sich die Stadt angeschaut.

Schaffhausen

Schaffhausen liegt an der Deutschen Grenze in der Ostschweiz, genau in der nördlichsten Ecke am Rheinknie. Damit ist Schaffhausen der einzige Kanton der Schweiz, der nördlich des Rheins liegt. Erstmal urkundlich erwähnt wurde die Siedlung am 10. Juli 1045 als die «Villa Scafhusun» das Münzrecht erhielt. Dem Rheinfall verdankt Schaffhausen seine Entstehung. Da es hinter dem Rheinknie für Schiffe unpassierbare Stromschnellen gab, mussten hier die Waren umgeladen und gestapelt werden. Ein lukratives Geschäft sich an dieser Stelle nieder zu lassen.
Heute leben in Schaffhausen, oder wie die Einwohner sagen: „Schafhuuse“, etwa 80.000 Einwohner.

Schaffhausen entdecken

Wer sich Schaffhausen einmal anschauen möchte kann das bequem zu Fuß erledigen. Die malerische Altstadt ist überschaubar. Allerdings geht es immer mal wieder etwas hinauf und wieder hinab.
Die größte Erhebung in der Stadt ist der weit aus der Ferne schon zu sehende Munot.

Die Altstadt

Die Schaffhauser Altstadt lädt nicht nur wegen dien vielen schönen kleinen Läden zum bummeln ein, sondern verzaubert auch mit seinen gotischen und barocken Fassaden und Brunnen jeden Besucher. Besonders wegen den vielen Erkern an den Häusern wird Schaffhausen auch „Stadt der Erker“ genannt.  Angeblich sollen es rund 170 Erker allein in der Altstadt sein. Kein Wunder gilt die verkehrsfreie Schaffhauser Altstadt als eine der malerischsten der Schweiz.

Besonders auffallend ist das malerische „Haus zum Ritter“ von 1492. Es ist von oben bis unten reichhaltig bemalt und kann daher stolz sein, die „bedeutendste Renaissancefresken nördlich der Alpen“ zu tragen

Sehenswert ist auch das Kloster Allerheiligen (auch Salvator-Kloster genannt). Es ist ab 1049 bekannt und war bis zu seiner Aufhebung 1529 ein wichtiges Kloster Südwestdeutschlands. Besonders bekannt ist das Kloster Allerheiligen durch den Kreuzgang aus dem 12. Und 13. Jahrhundert. Er ist der größte Kreuzgang der Schweiz. Im Inneren des Kreuzganges steht die größte Glocke des Münsters, die 1486 gegossen wurde und bis 1895 läutete. Friedrich Schiller soll ihre Inschrift als Motto für sein berühmtes Gedicht „Das Lied von der Glocke“ genommen haben. Seitdem ist die 4,5 Tonnen schwere Glocke als „Schillerglocke“ bekannt.

Mein persönliches Highlight ist aber der Heilkräutergarten. Er bietet im Innenhof des ehemaligen Klosters ca. 60 Arten an alten Gewürzen und Kräuter. Nicht nur weil es hier besonders duftet ist das ein ganz besonderer Ort. Hier her verirren sich wenig Besucher und an einem heißen Sommertag findet man hier ein ruhiges schattiges Plätzchen um zu entspannen.

Der Munot

Der Munot ist das Wahrzeichen von Schaffhausen. Wer ihn das erste Mal sieht könnte meinen, dass es eine Burg wäre. Aber der Munot ist keine Burg, sondern ein ringförmiges Bollwerk zwischen einer mittelalterlichen Burg und einer neuzeitlichen Festung. Sie wurde nach einem Konzept des Albrecht Dürer zwischen 1564 und 1589 erbaut. Besonders beeindruckend sind die Kasematten mit den beeindruckenden Gewölben.

Wer oben auf dem Plateau angekommen ist, wird mit einem wunderbaren rundum Blick über Schaffhausen bis zum Bodensee und dem Klettgau belohnt.   Umschlossen wird das Bollwerk durch den Munotgraben. In einem Teil des Grabens lebt übrigens eine Damhirsch Kolonie. Der Stier trägt übrigens jeweils den Namen des amtierenden Stadtpräsidenten. Und noch etwas macht den Munot besonders. All abendlich um 21 Uhr läutet der im Turm wohnende Munotwächter das „Munotglöggli“ (420 Kilogramm). Früher war das das Zeichen für die Schaffhauser Bürger die Stadttore und Wirtshäuser zu schließen. Die Liste der Munotwächter lässt sich seit 1377 fast lückenlos nachvollziehen.

Schaffhausen, das Blauburgunderland

Schaffhausen und sein Umland ist auch als „Blauburgunderland“ bekannt. Allein in der Stadt selbst werden heute noch 8 Hektar Blauburgunder (Pinot Noir) angebaut. Ein wahrlich edler Tropfen.  Gerade das milde, trockene Klima und die kalk- und nährstoffreichen Böden bringen fruchtige, würzige und elegante Noten in den Blauburgunder. Wer gerne Wein trinkt sollte bei einem Aufenthalt in Schaffhausen unbedingt einen Schweizer Wein aus dem Blauburgunderland probieren. Aber Achtung! Der Schweizer Wein wird meist kleinflächig angebaut und in kleinen Mengen produziert. Daher sind die Preise meist deutlich höher als wir sie gewohnt sind. Trotzdem lohnenswert! Gerade weil sie nur in kleinen Mengen verfügbar sind, ist es ziemlich schwer Schweizer Weine im Ausland zu bekommen
Tipp: Probieren kann man die Weine aus dem Blauburgunderland auch in der Tourist Information am Herrenacker 15.

Kultur pur

Aus der 1865 eröffneten Kammgarnspinnerei wurde Anfang der 1980er Jahre das „KiK Kultur im Kammgarn“. Zwischen der Uhrenfabrik IWC und dem berühmten Stemmler Museum und dem Rheinufer gibt es seit diesem Zeitpunkt Konzerte aller Art. Auch Partys, das Schaffhauser Filmfestival oder Theatervorstellungen finden hier statt.
Tipp: In der Kammgarn Beiz kann man lecker Mittag und Abend Essen; auch im Freien.

Der Rhein

Wie schon beschrieben gäbe es Schaffhausen ohne den Rhein vermutlich gar nicht. Er gehört also zu Schaffhausen wie der Munot. Dort an der Schifflände, wo alles begann, steht der Güterhof. 1778 wurde er als Salzlager erbaut. Heute kann man hier gut Essen, oder bei einer Erfrischung den Rhein genießen.

Entlang des Rheinufers erstreckt sich eine der beliebtesten Grünanlagen im Sommer, das Lindli.
Von der Schifflände aus kann man mit dem Schiff auch nach Stein am Rhein fahren. Von dort kann man wieder mit dem Schiff weiter auf dem Untersee nach Konstanz und Kreuzlingen.
Nur ein paar Meter in die andere Richtung steht seit 1870 das große Schaffhauser Holzbad im Rhein. Das Rhybadi.

Am Fuße des Munot kann man hier für 4 Franken im Rhein baden gehen. Es ist mit 30 Metern Breite und einer Länge von 186 Metern das größte noch erhaltene Kastenbad der Schweiz und wahrscheinlich auch die älteste Flussbadeanstalt Europas. Früher wurde hier noch streng nach Geschlechtern getrennt. Heute kann hier jeder in allen Bereichen schwimmen. Aber Vorsicht! Die Rheinströmung ist auch im Rhybadi da und mal stärker und mal schwächer.  Hier kann man sich von morgens bis abends immer wieder ins Wasser begeben oder auf dem Holzboden liegend einfach das schöne Wetter genießen. Manche kommen auch nur auf einen kleinen Plausch ins Rhybadi oder verbinden ein paar runden zu schwimmen mit dem Besuch des Bistros im Rhybadi.

Nur 2,5 Kilometer der Rheinströmung folgend ist man am größten Wasserfall Europas, dem Rheinfall.
Hier stürzt der Rhein auf einer Breite von 150 Metern ganze 23 Meter in die Tiefe. Wer den Spaziergang von der Stadt scheut, kann mit der S-Bahn in 4 Minuten zur Haltestelle „Neuhausen Rheinfall“ fahren.
Mehr gibts im Artikel Der Rheinfall – Europas größter Wasserfall.

Tipps für Schaffhausen

  • Die typische Nascherei aus Schaffhausen heißt „Schaffhuuser-Züngli
    Es ist ein zartes Haselnuss-Mandel-Gebäck mit wunderbarer Crèmefüllung.
    Seit 1896 gibt es die beliebte Nascherei in der Reber Cafe Confiserie in der Vordergasse 21.
  • Jeden Dienstag- und Samstagmorgen bietet der Schaffhauser Wochenmarkt mit über 40 verschiedenen Marktständen frisches Obst und Gemüse an.
  • Schafuuser Puuremärkt
    In der Markthalle am Kirchhofplatz werden Produkte ganz nach dem Motto: „Das Land kommt in die Stadt.“ angeboten. Verschiedene Bauernfamilien bieten hier gemeinsam ihre vielfältigen Produkte an.
    (Altes Feuerwehrdepot am Kirchhofplatz in der Altstadt. Di 8-12 Uhr, Fr 9-17.30 Uhr, Sa 8-12 Uhr. )
  • Eine Liste wo es Koscherwaren in Basel zu beziehen gibt, bekommt man hier zum Download.  

Der Ortsname

Ganz genau ist die Herkunft des Ortsnamens nicht geklärt. Sicher ist, dass der Name Schaffhausen sich teilweise vom Wort „Scephusen“ oder „scaphhûsun“ ableitet. Im Mittelhochdeutschen bedeutete Sceph ursprünglich Schiff. Das würde auch auf die Bedeutung Schaffhausens für die Schifffahrt hinweisen. Scaphhûsun könnte aber auch aus den alten Wörtern schaff oder schapf mit dem Zusatz -hausen herstammen. Dies würde dann ungefähr „bei den Lagerhäusern, wo Salz und Getreide eingelagert“, beziehungsweise „bei den Lagerhäusern, wo Salz und Getreide mit Schöpfgefässen ausgemessen“ wurde bedeuten. Es könnte aber auch „die Häuser bei der Stelle, wo man Salmen schöpft“ heißen. Jedenfalls sind alle Deutungen irgendwie mit dem Rhein verbunden.
Im Laufe der Zeit wandelte sich das Wort Scephusen in Scefhusen und mit der Latinisierung der Mönche für ihre Dokumente in Scafhusen. Als der Zusammenhang mit dem Ursprünglichen Scephusen verloren ging, war der Schritt zur Namensänderung in Schaffhausen nicht mehr weit.

Schaffhausen gibt es überall

Tatsächlich bin ich auf meinen Reisen schon das ein oder andere Mal an Schaffhausen vorbei gekommen. Auch dieser Fakt ist dem Umstand der Namensherkunft zuzuschreiben. Allerdings immer in Bezug auf die Umgebung wo der Ort ist. Folgende Orte hab ich bisher entdeckt:

  • Ortsteil von 86751 Mönchsdeggingen (am Donau-Ries)
  • Ortsteil von 66787 Wadgassen (bei Saarlouis)

Städtepartnerschaft

Schaffhausen pflegt seit 1952 eine Städtefreundschaft mit Sindelfingen bei Stuttgart.

Fun Fact Schaffhausen

1857 wurde die Rheinfallbahn nach Winterthur und 1863 die Großherzogliche Badische Bahn eröffnet. Deshalb gibt es bis heute zwei Eingangsportale im Bahnhof Schaffhausen. Über dem Linken steht „Schweizerische Bundesbahn“ und über dem Rechten steht „Deutsche Bundesbahn“. Laut Grundbucheintrag gehört der Bahnhof Schaffhausen zu 65 % der SBB und zu 35 % der DB.

Anfahrt

Mit der Bahn
Von Deutschland kommt man über Singen oder Basel bis nach Schaffhausen (Deutscher Grenzbahnhof).
Auto
Mit dem Auto kommt man am besten über die A81 über Singen nach Schaffhausen.
Flugzeug
Schaffhausen ist vom Flughafen Zürich mit der Bahn in rund einer Stunde zu erreichen.

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