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Bayern kam bisher im Reise Blögle etwas zu kurz. Es war also Zeit mal ins Nachbarbundesland zu reisen. Nach Regensburg.
„Regensburg liegt gar schön. Die Gegend musste eine Stadt herlocken.
Johann Wolfgang von Goethe
Die Fakten zu Regensburg
Regensburg liegt an der Donau und dem Regen. Regensburg liegt am nördlichsten Punkt der Donau. Die Kelten waren um 400 v. Chr. die ersten Siedler und nannten ihren Flecken Radasbona. Etwas später, so um etwa 79 n. Chr. Kamen die Römer an den Donaubogen und ließen sich dort bis in 5. Jahrhundert nieder. In dieser Zeit war Regensburg unter den Namen Castra Regina, oder auch Ratisbona bekannt. Danach verschwand Regensburg erst einmal ins unbedeutende. Handel und die günstige Lage schafften es, dass Regensburg 1245 zur freien Reichsstadt (bis 1806) ernannt wurde. Damit stieg Regensburg zu einer der wichtigsten Handelsstädte der damaligen Zeit auf. Im 12. Und 13. Jahrhundert hatte Regensburg die Blütezeit mit dem Handel. Man unterhielt Handelsbeziehungen die von Paris bis nach Venedig und nach Kiew reichten. Man handelte hauptsächlich mit edlen Gütern wie Pelzen und Gewürzen.
„Regensburg ist alt und neu zugleich.“
Otloh, Mönch des Regensburger Klosters St. Emmeram (Mitte 11. Jahrhundert)
1260 begann man auch einen Dom zu erbauen. Übrigens einer der kleinsten gotischen Kathedralen überhaupt. Erst nach dem Mittelalter kam wieder Bewegung in die Stadt. Zwischen 1663 und 1806 fand der immerwährende Reichstag zu Regensburg statt. Da der Kaiser es bald leid war immer an diesen langwierigen Tagungen teil zu nehmen warb er 1748 Ferdinand von Thurn und Taxis aus Frankfurt am Main ab um nach Regensburg zu kommen. Er nahm ab dann als Stellvertreter des Kaisers beim Reichstag als Prinzipalkommisar teil. 1806 wurde das „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“ in Regensburg aufgelöst. Danach verschwand Regensburg ein weiteres Mal ins unbedeutende und verarmte. Dies sollte sich aber später als Glücksfall herausstellen. im zweiten Weltkrieg blieb Regensburg nahezu komplett vom Bombenhagel befreit, da zu dieser Zeit keine Kriegswichtige Industrie am Donaubogen beheimatet war. So blieb der Stadtkern unversehrt.
Da Regensburg nach ihrer Blütezeit quasi in ein Dornröschenschlaf fiel und eine recht arme Stadt war wurde sie auch in den Aufbau- und Wirtschaftswunderjahren von großen Stadtneuplanungen weitest gehend verschont. Schon in den 1980ern wurde man sich dem Schatz bewusst und pflegte und bewahrte das Stadtbild. So ist es nicht verwunderlich, dass die Altstadt Regensburg 2006 als herausragendes Beispiel eines binneneuropäischen mittelalterlichen Handelszentrums zum UNESQO Weltkulturerbe ernannt wurde. In Regensburg spiegeln sich 2000 Jahre bauliche Kontinuität wider. Zu bestaunen gibt es Römische, Romanische und Gotische Elemente.
Regensburg am Wochenende entdecken
Das Stadtbild ist geprägt von vielen tollen sehenswerten historischen Gebäuden wie einigen Patrizierhäusern und Geschlechtertürmen. Während der Blütezeit des Handels zeigten die Bewohner gerne was sie hatten. So wurden Wohntürme nach italienischem Vorbild gebaut. Wichtig war das sie hoch waren und damit jedem zeigten das der Erbauer Geld haben musste. Das die Wohntürme in der Regel nur bis zu den ersten beiden Stockwerken ausgebaut waren und der Rest des Turmes hohl und leer war, wussten viele Bürger damals nicht. Auch gibt es innerhalb der Altstadt unzählige Kapellen. Die wenigsten dienen heute noch sakralen Diensten, sondern wurden zu Läden, Wohnungen oder Galerien umgebaut. Regensburger die viel Geld besaßen ließen sich (um ihr Gewissen zu erleichtern?!) Kapellen an oder in ihr Haus bauen. Mitunter durch diese Mischung an Gebäuden bekommt man in Regensburg das Gefühl nicht wirklich in Bayern, sondern vielmehr irgendwo mitten in Italien zu sein.
Regensburg sollte eigentlich jeder einmal auf seiner Besuchsliste haben. Mich hat die Stadt total begeistert. Man kann so vieles sehen und erleben in und um Regensburg. Alles wird man an einem Wochenende sicherlich nicht schaffen. Wie so ein Regensburg Wochenende aussehen könnte, habe ich hier mal aufgeführt.
Freitag
Am besten reist man nach Regensburg mit der Bahn an. In etwas mehr als drei Stunden ist man zum Beispiel von Stuttgart mit der Bahn über Nürnberg nach Regensburg gereist. Die meisten Hotels in der Altstadt sind problemlos vom Hauptbahnhof zu Fuß oder mit dem Bus erreichbar. Für die erste Orientierung in Regensburg bietet sich eine Stadtrundfahrt an. Diese startet immer am Domplatz und dauert etwa eine dreiviertel Stunde. Ich finde diese Art mittlerweile echt praktisch um sich kurz und bequem alles Wichtige über eine Stadt anzuschauen und anzuhören. Optimal um dann gezielt die Sachen genauer anzuschauen, die einen besonders interessieren. Eine weitere Möglichkeit sich einen ersten Eindruck über die Stadt zu verschaffen ist ein Spaziergang auf der ehemaligen Stadtmauer. Diese wurde 1779 geschliffen und zu einem Alleengürtel umgebaut. Heute ist das ein toller und schattiger Spazierweg entlang zweier Parks, dem Schloss Thurn und Taxis und der Donau. Danach bietet sich an, kurz an die Donau hinunter zu gehen und einen Besuch bei der historische Wurstkuchl machen. Das Gebäude (1146) war einst die Bauhütte der Steinernen Brücke bevor es zur Hafenkantine umfunktioniert wurde und seit über 500 Jahren Fleisch und ab 1800 dann die bekannten Bratwürste auf dem Rost hat. Es ist zwar immer voll, aber ein paar kleine Bratwürstchen aus der Wurstkuchl gehört irgendwie zu einem Regensburg besuch dazu. Den restlichen Freitagnachmittag sollte man dann noch nutzen einfach ein wenig durch die kleinen verwinkelten Gassen zu schlendern und um in die vielen kleinen Läden zu schauen.
Samstag
Der Samstag sollte mit einem leckeren Frühstück beginnen. Danach bietet sich ein Besuch im Schloss Thurn und Taxis an. Obwohl Ferdinand von Thurn und Taxis als Generalpostmeister und Prinzipalkommisar nach Regensburg zum Immerwährenden Reichstag kam, hatte er wie all die anderen Abgeordneten kein Stadtrecht in Regensburg und musste recht Bürgerlich leben. Erst mit ende des Römischen Reiches Deutscher Nation im Jahr 1808 und der Säkularisierung bekam die Familie Thurn und Taxis als Ausgleich vom Königreich Bayern die ungenutzten Stiftsgebäude von St. Emmeram und bauten diese zum heutigen Schloss um.
Nach dem Mittagessen an der Donau sollte man sich natürlich auch die frisch renovierte und weltberühmte Steinerne Brücke (1135-1146) anschauen. Sie war lange Zeit die einzige feste Brücke zwischen Ulm und Budapest die man das ganze Jahr überqueren konnte. Zu dieser Zeit waren die sonstigen Brücken aus Holz und wurden in den Wintermonaten zurück gebaut um Beschädigungen durch Eis zu vermeiden. Sie gilt als Vorbild für die Karlsbrücke in Prag und ist die älteste erhaltene Brücke Deutschlands.
„Wer nicht einmal über die Steinerne Brücke ging, keinen Juden gesehen und keine Kirchenglocken gehört hat war nicht in Regensburg“
Seit 2006 ist Regensburg UNESCO-Weltkulturerbe. Für das Besucherzentrum Welterbe wurde der ehemalige Salzstadel an der Steinernen Brücke umgebaut und präsentiert anschaulich die Geschichte Regensburgs.
Hier an der Donau lässt es sich auf beiden Seiten auch klasse entspannen und einfach das Wasser und tolles Wetter genießen.
Tip: Donau-Schifffahrts-Museum (Thundorfer Straße / Marc-Aurel-Ufer)
Klar gehört ein Besuch des Dom St. Peter auf alle Fälle dazu. Klein aber fein ist das Motto dieser Kathedrale. Unweit vom Domplatz, nur ein paar schmale Gassen entfernt, ist der Rathausplatz. Hier fand der Immerwährende Reichstag statt (document Reichstag). Abgesandte aus allen Deutschen Ländern, Frankreich und England nahmen daran Teil. Es wurde immer viel Gefeiert und so verwundert es kaum, dass schon 20 Jahre nach dem ersten Reichstag das erste Kaffeehaus Deutschlands (Café Prinzess) 1686 in Regensburg eröffnet wurde. Noch heute besteht dieses Café direkt gegenüber dem alten Rathaus.
Nicht nur die Römer findet man am Neupfarrplatz. Hier stand früher die Synagoge und bildete damit den Mittelpunkt des Jüdischen Viertels. Regensburg hatte seit dem Frühmittelalter eine recht große Jüdische Gemeinde. 1519 Rief unter anderem der Domprediger Balthasar Hubmaier zur Verfolgung der Regensburger Juden auf und beteiligte sich an der Zerstörung der Regensburger Synagoge. Auf dem Platz der Synagoge wurde kurz nach deren Zerstörung die Kapelle „Zur schönen Maria“ gebaut. 1542 wurde an deren Stelle die erste Pfarrkirche der evangelisch gewordenen Reichsstadt eingeweiht. Die meisten Jüdischen Regensburger wanderten damals nach Tirol und Polen aus. Mit Billigung des Rates entwendeten die Bürger die Grabsteine des Jüdischen Friedhofes. Als sichtbare makabre Trophäe des „Sieges“ über die Juden wurden diese teils in Hauswände eingemauert. Heute sind noch ca. 60 dieser „Judensteine“ erhalten.
Tip: Einen guten Blick über den Teil des ehemals jüdischen Viertel der Altstadt bekommt man von der Terrasse des Galerie Kaufhof Marktes.
Sonntag
Wer die Regensburger Domspatzen einmal live erleben möchte, sollte Sonntags um 10 Uhr im Regensburger Dom zur Messe gehen. Hier begleiten sie regelmäßig den Gottesdienst. Nach dem Check-Out im Hotel bietet sich auf dem Weg zum Bahnhof unter anderem ein Streifzug durch die Römische Geschichte der Stadt Regensburg an. Zuvor geht es aber erst noch in das Sterbehaus von Johannes Keppler. Der gebürtige Weil der Städter starb im Jahr 1630 während eines kurzen Besuchs in Regensburg. Das Sterbehaus (Keplerstraße 5) ist heute ein Museum. Weiter geht es zum Neupfarrplatz. Bei dessen Umgestaltung wurden die Reste des Legionslagers Castra Regina unterirdisch freigelegt. Diese sind aber nur mit einer Führung zu bestaunen (document Neupfarrplatz). Auf dem Platz selbst ist eine Installation zur Erinnerung an die dortige Synagoge. Unter dem Namen document Legionslagermauer kann man diese noch gut erhalten an der Südost-Ecke am Ernst-Reuter-Platz sehen. Ein weiteres erhaltenes Stück steht unweit an der Nordost-Ecke am Hunnenplatz. Am spannendsten fand ich persönlich das große Stück der Ostseite im Parkhaus am Dachauplatz. Hier ist das kleine dazugehörige Informationszentrum mit tollen Videoerklärungen zur Legionslagermauer.
Eher unscheinbar in Sichtweite zum Hauptbahnhof liegt das sogenannte Peterskirchlein (Martin-Luther-Straße 24) Hier war früher der Petersfriedhof der unteren Stadt. Heute ist es eine Bulgarisch-Orthodoxe Kirche. Hier wurde mit 58 Jahren der Astronom Johannes Kepler beerdigt. Sein Grab ging allerdings mit vielen anderen in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges unter und kann nicht mehr genau lokalisiert werden. Auf der selbstverfassten Grabinschrift soll angeblich folgendes gestanden haben:
„Mensus eram coelos, nunc terrae metior umbras. Mens coelestis erat, corporis umbra iacet.“
„Die Himmel hab ich gemessen, jetzt mess ich die Schatten der Erde. Himmelwärts strebte der Geist, des Körpers Schatten ruht hier.“
„Eine der schönsten Städte der Welt.“
Lord Norman Foster, englischer Stararchitekt
Am Rande und schön zu wissen
- Die Donau ist der einziger Fluss der von der Mündung zum Ursprung berechnet wird. Dies weil die Quelle nicht eindeutig ist (Donaueschingen oder Furtwangen)
- „Auf die lange Bank schieben“ stammt von den Reichstagen in Regensburg. Beschlüsse mussten unter den 100 Abgeordneten einstimmig herbeigeführt werden. Um oftmals für Beschlüsse Zeit zu gewinnen musste nur einer der 100 auf der Bank dagegen sein um einen Beschluss damit auf die lange Bank zu schieben.
- In Regensburg kann man eigentlich jeden Tag im Jahr eine neue Location entdecken. Im Stadtgebiet Regensburg gibt es nämlich 365 Kneipen, Bars und Restaurants.
- Regensburg zählt seit dem Mittelalter zu den bedeutenden Musikzentren Deutschlands mit den weltberühmten Regensburger Domspatzen und der Kirchenmusik
- Regensburg hat den größten bayerischen Hafen
- Mitten in der Altstadt gelegen ist das Golfmuseum (Tändlergasse 3)
- Die ZDF Krimi Reihe „Kommissarin Lucas“ spielt in Regensburg
4 Kommentare
Super schön geschrieben.
Was Kapellen betrifft: Das Picasso war früher eine Kapelle, dann ein Bordell und jetzt das Picasso…
Wer im UNESCO- Weltkulturerbe wohnen will:
http://www.diewald-regensburg.de
Haha, das wusste ich nicht. Tja, also sehr vielseitig so eine Kapelle ?
Wow! Schöner Beitrag über meine geliebte Heimatstadt! Ist der Dom wirklich eine der kleinsten gotischen Kathedralen? Ich kann es kaum glauben! Hier wird sogar eine Serie gedreht… das hab ich gar nie mitbekommen!
Danke Marion !
Mir hat es in Regensburg wirklich sehr gefallen. Und den gemütlichen Kaffee mit euch war super!
Ich denke nächsten Sommer bin ich noch einmal ein Wochenende dort unten ander Donau!!!
Grüßle André