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Verspätungen oder falsche Wagenreihungen? Mit den Bahnreise Tipps zeige ich Dir, wie Du trotzdem entspannt reisen kannst.
Immer wieder höre ich Leute über die Bahn schimpfen. Da kommen die typischen Schlagworte wie “ich darf ja nicht rauchen”, “immer verspätet”, “ist mir zu unflexibel”, und so weiter auf den Tisch. Klar, das Verkehrsmittel Bahn ist nicht unfehlbar. Trotzdem ist es eines der sichersten und zuverlässigsten Verkehrsmittel die wir zur Verfügung haben. Bevor ich gleich ein paar Tipps für ein entspanntes Reisen gebe möchte ich noch ein paar generelle Dinge dazu los werden.
Pünktlichkeit und Verspätungen
Die Bahnen in Deutschland müssen ihre Strecken leider fast durchgängig mit dem Güterverkehr teilen. Der Personenverkehr auf der Schiene nimmt zu und auch der Güterverkehr bräuchte immer mehr Kapazitäten auf der Schiene. Leider wurde hier verkehrspolitisch große Fehler Ende des letzten Jahrtausends gemacht. Damals versuchte man das System Bahn in Deutschland auf Aktienkurs zu trimmen. Mit verheerenden Folgen! Gleise, Weichen und ganze Güter- und Rangierbahnhöfe wurden zurück gebaut. Auch viergleisige Bahntrassen wurden auf zweigleisige Trassen herunter gespart. All das führt heute zu enormen Problemen im Deutschen Bahnnetz. Güterzüge beispielsweise können oftmals nicht mehr rechtzeitig auf Ausweichsgleiche fahren und blockieren so Streckenabschnitte des Personenverkehrs. Auf den internationalen Hauptrouten wie der Rheintalstrecke geht nichts mehr. Hier quälen sich Güterverkehr, Nah- und Fernverkehr durch ein Nadelöhr. Aussicht auf Besserung – nur in sehr geringen Dosen. Das hier Verspätungen an der Tagesordnung stehen und dadurch die Pünktlichkeit dahin ist sollte jedem klar sein. Allerdings muß man fair bleiben und sagen, daß trotz diesen Umständen die Bahnen bei uns in der Regel trotzdem ziemlich pünktlich unterwegs sind. Für Wenig-Bahnreisende sind oft schon 5 oder 10 Minuten Verspätung entsetzlich. Ob sie aber alternativ 45 Minuten im Stau oder ne Stunde wegen Enteisung auf dem Vorfeld gestanden hätten wird dabei meist übersehen.
Eine Folge dieser Verspätungen sind leider unweigerlich verpasste Anschlüsse. Das nehmen viele Wenig-Bahnreisende oftmals als Argument zur fehlenden Flexibilität einer Bahnreise. Neben den oben genannten netzbedingten Verspätungen kommen noch die systembedingten Verspätungen hinzu. Hier könnte man Abhilfe leisten, macht es aber nicht. Ein großer Risikofaktor ist der Umstieg bzw. der Bahnhalt. Einen Bahnhalt rechnet man im System i.d.R. zwischen 2 und 8 Minuten. Die Umsteigezeit wird i.d.R. mit max 10 Minuten angenommen. Hinzu kommen die (Nicht-)Abhängigkeiten. Im Fernverkehr wartet ein ICE i.d.R. maximal 10. Minuten auf einen anderen ICE, bzw. maximal 5 Minuten auf einen IC. Auf Regionalzüge wird meist nicht gewartet. Das liegt daran, dass der Fernverkehr komplett vom Nahverkehr gelöst ist. Während der Fernverkehr vom Bund organisiert wird, wird der Nahverkehr von den Bundesländern bestellt. Damit ist ein durchgängiger (integrierter) Taktfahrplan wie es uns die Schweizer vormachen einfach unmöglich.
Entspanntes Reisen bis ins Stadtzentrum
Mitunter die besten Argumente für das Reisen mit der Bahn sind meiner Meinung nach die Art des Reisens und das ankommen am Zielort. Mit dem Auto fahre ich zwar gefühlt individueller, aber tatsächlich quäle ich mich meist auf der Autobahn durch Staus oder muss angespannt irgendwelchen Dränglern oder Schleichern ausweichen. In der Stadt finde ich dann zudem keinen oder nur teure Parkplätze. Mit dem Flieger bin ich zwar schneller von A nach B unterwegs, aber wenn man die Zeiten zum Flughafen, Gepäck Aufgeben, Einchecken, Sicherheitskontrolle, Boarding und warten aufs Gepäck und fahrt ins Zentrum mit einrechnet sieht das zumindest für innerdeutsche Flüge meist ganz anders aus. Mit der Bahn fahre ich in die meisten Ziele direkt ins Zentrum und komme von dort perfekt mit dem Nahverkehr weiter. Auch kann ich in der Bahn die tatsächliche Reisezeit viel besser nutzen. Entweder um entspannt ein wenig zu schlafen, um ein Buch zu lesen oder auch um zu arbeiten oder mich mit Mitreisenden zu unterhalten. Wie man das alles auf einer Bahnreise gut schafft kommt nun!
Bahnreise Tipps für Bahnreisen mit DB Fernverkehr
- Bei Verspätungen ruhig bleiben!
Generell gilt: ICE wartet auf ICE und IC. ICE und IC warten i.d.R. nicht auf IRE, RE, RB. - Bei Verspätungen im Fernverkehr erlischt die Zugbindung (Sparpreis o.ä.). Sollte der Anschlusszug nicht erreicht werden, oder es ist allgemein eine Verspätung von mehr als 20 Minuten zu erwarten, kann auf einen anderen Zug ausgewichen werden. Eine Bestätigung vom Zugbegleiter ist nicht mehr nötig.
- Nach Verspätungen im Fernverkehr die mindestens 60 Minuten betragen, sollte man zuhause bequem das Fahrgastrechteformular ausfüllen. Je nach Verspätung gibt es eine Entschädigung die entweder Bar im Reisezentrum oder per Überweisung ausgezahlt wird.
- Sollte man doch einmal unvorhergesehen „Stranden„, sollte man sich dafür möglichst einen (großen) Bahnhof mit guten Verbindungen wählen. An einem Knotenbahnhof wie Mannheim sind die Möglichkeiten größer als Beispielsweise am Bahnhof Rastatt. Von Mannheim kommt man meist irgendwie und ziemlich lang weiter.
- Eine Sitzplatzreservierung gilt maximal 15 Minuten. Danach erlischt auch die entsprechende Anzeige am Platz. Fensterplätze sind mit einem Sitz und einem Fenster gekennzeichnet.
- Die Anzeige der Sitzplatzreservierung im aktuellen ICE und IC befindet sich am Kopfteil des Sitzes, bei älteren ICE oder IC Zügen kann dies auch entlang der oberen Gepäckablage, oder direkt am Fenster angezeigt werden.
- BahnComfort Plätze (Roter Punkt im Wagenreihungsplan am Bahnsteig) ist für BahnComfort Kunden (Vielfahrer) gedacht. Diese müssen auf Verlangen berechtigter Personen (BahnComfort Kunden) auch freigegeben werden.
- “ggf. Reserviert” Anzeige. Hier liegen die Reservierungsdaten für den Zug (noch) nicht vor oder es sind Plätze die für kurzfristige Reservierungen vorbehalten sind. Man kann diese nutzen, muss aber ggf. den Platz dann freigeben.
- Zuglaufinformationen, Wagenreihungen und Wagennummer gibt es in den Zügen im Eingangsbereichen jedes Wagens bzw. auf den Deckenmonitoren über den Gängen, so wie über das wifionice.de (wenn man im wifi des Zuges eingeloggt ist)
- Steckdosen gibt es in der 2. Klasse in den neueren ICE/IC eine pro Doppelsitz. Gegebenenfalls sollte man an eine Mehrfachsteckdose denken bzw. eine Powerbank (auch für alte ICs oder andere Bahnen) einpacken.
In der 1. Klasse gibts Steckdosen auch an den Einzelsitzen. - Auf dem Weg zum bzw. am Bahnhof lässt sich bequem über die App “DB Navigator” die aktuelle Wagenreihung abfragen und so schneller seinen Wagen finden. Das erspart oftmals unerwartete Änderungen der Wagenreihung. Nimmt man seine Verbindung in „Meine Reise“ auf gibt es in Echtzeit schon bevor man am Bahnhof ist Informationen über eventuelle Verspätungen, Gleiswechsel etc. Auf immer mehr Strecken kann man sich mit einem Handy-Ticket auch selbst in den Zug einchecken. Das macht die neue Funktion Komfort Check–in (KCi) möglich. Damit wird man während dem Schlaf auf der Zugfahrt nicht mehr zur Ticketkontrolle aufgefordert.
- WLAN / WiFi ist mittlerweile in allen ICE üblich und ziemlich stabil. In vielen IC nach den letzten modernisierungen ebenfalls vorhanden.
- Kleiner und größere Appetite lassen sich im Bordrestaurant, bzw.Bordbistro und zusätzlich in der 1. Klasse Am-Platz-Service (APS) stillen. In einigen IC gibt es teilweise kein Restaurant oder Bistro. Dort dann meist ein kleiner Am-Platz-Service.
Tipps für Bahnreisen mit Flixtrain
- Die Flixtrain ist mit IC-Geschwindigkeit unterwegs und ist zwischen Hamburg und Köln sogar genauso schnell wie der ICE.
- WLAN / WiFi ist bisher nur teilweise vorhanden, wird aber sukzessive ausgebaut.
- Steckdosen sind in den meisten Wagen vorhanden. Dort wo es noch keine Steckdosen geben sollte, gibt es Powerbanks zu leihen.
- Für das leibliche Wohl sorgt eine Snack Bar.
- Bei Verspätung mit Flixtrain / Flixbus gelten natürlich auch die Fahrgastrechte. Sollte man eine Verbindung mit Umstieg gebucht haben wird die Anreise an den Zielort garantiert. Falls die Umsteigeverbindung wegen einer Verspätung auf der ersten Fahrt verpasst wurde, wird man kostenlos auf die nächstmögliche Alternativverbindung umgebucht.
- Tickets für Flixtrain sind nicht in den Zügen der DB gültig!
Weitere Tipps
- Bahnreise Tipps
- Tipps für die Planung / Fahrkartenkauf
- Bahnreise Tipps – Was ich bei jeder Bahnreise dabeihabe
In diesem Sinne, Gute Reise !!!