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Die Neubaustrecke Wendlingen-Ulm

Die Neubaustrecke Wendlingen-Ulm bringt für Reisende auf der Bahnverbindung zwischen Stuttgart und München einen echten Fahrzeitgewinn.

Das ist die Neubaustrecke Wendlingen-Ulm

Zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2022 wurde die Neubaustrecke (NBS) Wendlingen – Ulm dem Bahnverkehr übergeben. In den 1990er Jahren wurde die Strecke angedacht. 2010 begannen die ersten Vorarbeiten und 2012 wurde dann der erste Spatenstich für die Neubaustrecke gefeiert. 2018 sollte die Strecke dann im Rohbau fertig sein. Nach immerhin  10 Jahren Bauzeit ist die Strecke 2022 ans Netz der Deutschen Bahn angeschlossen worden. 

Die neue Strecke ist ein rund 61 Kilometer langer Baustein im Hochgeschwindigkeitsnetz (HGV) der Deutschen Bahn. Der Abschnitt Wendlingen-Ulm ist Teil des Bahnprojekts Stuttgart–Ulm mit Stuttgart 21. 


Foto: (c) DB AG

Die Strecke liegt auf der sogenannten „Magistrale für Europa“. Bis 2013 wurde sie übrigens als „Magistrale Paris-Bratislava“ beworben. Diese Magistrale verbindet per Bahn rund 34 Millionen Menschen in fünf Ländern.Fast jedenfalls. 

Insgesamt ist die neue Bahnstrecke Stuttgart-Ulm 61 Kilometer lang und wurde für den Hochgeschwindigkeitsverkehr (HGV) für bis zu 250 km/h ausgelegt. Damit ist auch diese neue Strecke nicht mehr mit bis zu 300 km/h (ICE 1, TGV) befahrbar. 

Insgesamt 61 Kilometer Tunnelröhren verteilt auf 12 Tunnel wurden dabei auf der Strecke Wendlingen-Ulm durch das Gestein getrieben. Die Fahrt führt dabei zusätzlich über 37 Brücken. Zwischen Ulm und Stuttgart gibt es nur für Regionalzüge einen Zwischenhalt am neuen Bahnhof Merklingen. 


Foto: (c) DB AG

Im Fernverkehr wächst durch die neue Schnellfahrstrecke das tägliche Angebot zwischen Stuttgart und München um rund 20 auf 90 Fahrten am Tag

Im Regionalverkehr kommt man nun von Stuttgart (Wendlingen) bis Ulm mit dem schnellsten Regionalzug Deutschlands (IRE 200). Seit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2022 verbindet er Stuttgart und Ulm im Regionalverkehr mit einer Geschwindigkeit von bis zu 200 km/h.

Gleisspange Kleine Wendlinger Kurve

Damit (theoretisch) die “Leichten Güterzüge” auf die Neubaustrecke gelangen, wurde die sogenannte “Kleine Wendlinger Kurve” im Bahnprojekt geplant und realisiert. Dieses Bauwerk ist eine einspurige Abzweigung von den bisherigen Bestandsstrecken der Neckartalbahn sowie aus den Richtungen Metzingen, Reutlingen und Tübingen auf die neue Strecke.
Da man sich entschieden hat, die Schnellfahrstrecke Ulm-Wendlingen noch vor dem neuen Stuttgart Hauptbahnhof (Stuttgart 21) in Betrieb zu nehmen, muss nun der gesamte Nah- und Fernverkehr durch dieses Nadelöhr geschleust werden.
In Zukunft soll dies durch die “Große Wendlinger Schleife” beseitigt werden. 


Foto: (c) DB AG

Die (alte) Filstal Strecke mit der Geislinger Steige

Bis zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2022 fuhr der gesamte Regional- und Fernverkehr von Stuttgart nach Ulm über die Filstalbahn. Die Filstalbahn wurde Ende des 19. Jahrhunderts gebaut. Vor allem der Albaufstieg, die sogenannte „Geislinger Steige” hat es dabei in sich. Um den Albaufstieg zu schaffen, schlängelt sich die Strecke durch das Filstal und überwindet dabei auf 5,6 Kilometern rund 112 Meter. Damit gehört diese Strecke zu den Gebirgsbahnen. Sie gilt als die erste Gebirgsquerung einer Eisenbahn in Kontinentaleuropa und war daher ein ‚Meisterwerk der Ingenieurbaukunst‘. 

Dieser Umstand ist auch dafür verantwortlich, dass Personenzüge auf dieser Strecke mit maximal 70 km/h fahren können. Auf der restlichen Filstalbahn ist man mit immerhin 160 km/h unterwegs. 

Tunnel der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm

Die vier längsten Tunnel auf der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm

  • knapp neun Kilometer lange Boßlertunnel  (8806 Meter)
  • gut acht Kilometer lange Albvorlandtunnel zwischen Wendlingen am Neckar und Kirchheim unter Teck (8176 Meter)
  • der Albabstiegstunnel mit einer Länge von knapp sechs Kilometern zwischen Dornstadt und Ulm (5940 Meter) 
  • der fast fünf Kilometer lange Steinbühltunnel am Albaufstieg (4847 Meter)

Foto: (c) DB AG

Die Filstalbrücke

Die 485 Meter lange und 85 Meter hohe Filstalbrücke ist die dritthöchste Eisenbahnbrücke in Deutschland. Sie besteht aus zwei direkt nebeneinanderliegenden Brückenbauwerken. Für den Reisenden sind das gerade mal rund 10 Sekunden zwischen dem Boßlertunnel und dem Steinbühltunnel. Die Brücke überquert dabei nicht nur das Filstal, sondern auch die Autobahn A8. Um möglichst landschaftsschonend die neue Strecke zu trassieren, verläuft die Neubaustrecke weiten Teilen parallel zur Autobahn A8. 


Foto: (c) DB AG

Fakten zur Neubaustrecke Wendlingen-Ulm 

  • 10 Jahre Bauzeit
  • 1000 Oberleitungsmasten
  • 2500 Kilometer Kabel
  • 12  Tunnel
  • 61 Kilometer Tunnelröhren
  • 37 Brücken
  • Höchste Brücke: Filstalbrücke (485 Meter)
  • 3000 Beschäftigte
  • Der tiefste Punkt der NBS 271 Höhenmetern im Bereich der Neckarbrücke bei Wendlingen. 
  • Kurz vor dem Verlassen des Steinbühltunnels auf der Albhochfläche erreicht die NBS bei 746 Metern über Normalnull ihren höchsten (Scheitel) Punkt. 
  • Eingeschränkter Betrieb bis zur geplanten Inbetriebnahme von Stuttgart 21 (2025)
  • Gesamtkosten: 3,99 Milliarden Euro. (Geplant 2009 2,03 Milliarden Euro)

Fahrzeitverkürzungen Neubaustrecke Wendlingen-Ulm 

Mit der Inbetriebnahme der neuen Schnellfahrstrecke Wendlingen-Ulm verkürzt sich die Reisezeit zwischen Stuttgart und München um rund 15 Minuten. Das tägliche Angebot wächst zwischen den beiden Landeshauptstädten von rund 70 auf 90 Fahrten. Die schnellsten Verbindungen brauchen aktuell 1:56h.
Mit der Eröffnung des neuen Stuttgarter Hauptbahnhofes (Stuttgart 21) soll es noch etwas schneller werden. Die Inbetriebnahme von Stuttgart 21 wird aber nicht vor Ende 2025 der Fall sein. 

Der Bahnhof Merklingen 

Zwölf Mitgliedsgemeinden des Verbands Region Schwäbische Alb haben lange für einen Halt auf der Laichinger Alb gekämpft. Viel umgeplant musste auf der Strecke Wendlingen-Ulm dafür nicht. Der neue Halt “Merklingen” liegt auf freier Fläche der Schwäbischen Alb, direkt neben der Autobahn A8 

Der Bahnhof Merklingen ermöglicht nun eine schnelle und komfortable Verbindung von der Schwäbischen Alb in die Landeshauptstädte Stuttgart und München. Zudem erschließt sie auch die Region Ulm, Oberschwaben und den Bodensee.

2016 wurde er mitten im Bau der Neuen Trasse Wendlingen-Ulm beschlossen. Im Mai 2017 fand der erste Spatenstich statt. Der Bahnhof Merklingen ging mit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2022 in Betrieb. Es wurden zwei zusätzliche Gleise mit 210 Meter langen und barrierefrei zugänglichen Außenbahnsteigen errichtet. Die Reisenden kommen auf die Gleise über eine 9 Meter hohe und geschlossene Fußgängerbrücke.
Zusätzlich entstanden eine Park&Ride-Anlage mit 425 P+R-Stellplätzen, sowie 64 Bike&Ride Fahrradstellplätze.

Täglich halten am Bahnhof Merklingen rund 40 Züge sowohl in Richtung Ulm als auch in Richtung Wendlingen. Der Haltepunkt Merklingen ist an fünf Buslinien der Schwäbischen Alb angeschlossen. 

  • Merklingen – Ulm in 12 Minuten (bislang mit dem Bus: 30 Minuten)
  • Merklingen – Stuttgart in 49 Minuten (bislang mit dem Bus: 1 Stunde 23 Minuten).
  • Merklingen – Stuttgart 21 (ab vrstl. 2025) in 30 Minuten

Foto: (c) DB AG

Der Fernbahnhof Stuttgart Flughafen

Der Flughafenbahnhof gehört eigentlich zum Kern des Bahnprojektes Stuttgart-Ulm und war eines der wichtigsten Argumente für die Neubaustrecke. Mittlerweile ist das Projekt um den Flughafenbahnhof vom restlichen Bahnprojekt losgelöst. Der Flughafenbahnhof soll nun ab 2025 in einem eingeschränkten Vorlaufbetrieb Richtung Stuttgart erreichbar sein. Frühestens 2027 soll der Fernbahnhof Stuttgart Flughafen dann auch wie eigentlich geplant von Stuttgart UND Ulm erreichbar sein. 


Foto: (c) DB AG

Der Güterverkehr Stuttgart-Ulm

Die (alte) Filstalstrecke steigt zwischen Geislingen und Amstetten mit bis zu 22,5 ‰ (Promille) an. Deshalb wird an der Geislinger Steige wie im 19. Jahrhundert per Schublokverkehr nachgeschoben, oder alternativ mit einer extra mitgeführten zweiten Lok gefahren. Das Nachschieben wird an Steilrampen angewendet, wenn Güterzüge oder in besonderen Ausnahmefällen auch Personenzüge aus eigener Kraft nicht wiederanfahren bzw. weiterfahren können.

Die Schnellfahrstrecke Wendlingen-Ulm hat teilweise sogar eine Steigung von bis zu 35 ‰. 
Diese Steigung kann mit herkömmlichen Schwergüterverkehr nicht befahren werden.

Um die Schnellfahrstrecke damals aber überhaupt genehmigt zu bekommen, musste man daher zu einem “Trick” greifen. In der Planfeststellung ist deswegen für diese Strecke von sogenannten  „Leichten-Güterzügen“ die Rede. Diese leichten (mmax < 1000t) und kurzen (lmax < 500m) Güterzüge müssen zusätzlich komplett mit Scheibenbremsen ausgestattet sein. Für den Regelbetrieb im Schienengüterverkehr mit modernen Güterzügen ist die Neubaustrecke Wendlingen-Ulm also ungeeignet.

Der neue ICE 3neo erstmal im Einsatz

Mit der Eröffnung der Schnellfahrstrecke Wendlingen-Ulm wurde auch der ICE 3neo erstmals im Regelbetrieb auf die Schienen gesetzt. Er verkehrt seit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2022 zwischen Dortmund, Köln und München. An Samstagen ist er auch auf der neuen Schnellfahrstrecke zwischen Ulm und Wendlingen unterwegs. 

Mit der Lieferung weiterer ICE 3neo wird dieses Angebot schrittweise ausgebaut.

Digitaler Knoten Stuttgart (DKS)

Um mit dem Bahnprojekt Stuttgart-Ulm überhaupt rechnerisch den aktuellen Bahnbetrieb des bisherigen Knoten Stuttgart abbilden zu können, bedurfte es neuer Technik. Nur mit dem europäische Zugbeeinflussungssystems ETCS (European Train Control System) wird es zukünftig möglich sein durch eine dichtere und schnellere Zugfolge die benötigten Kapazitäten am Bahnknoten Stuttgart Hbf (Stuttgart 21) zu realisieren. 

Stuttgart Hbf (Stuttgart 21) wird bei der Deutschen Bahn der erste große deutsche Eisenbahnknoten mit einem Digitalen Stellwerk der Generation ETCS Level 2. Weitere darauf aufbauende Techniken werden das Stellwerk ergänzen. In einem ersten Schritt erhalten bis 2025 rund 125 Streckenkilometer rund um Stuttgart eine neue Leit- und Sicherungstechnik. Bis 2030 folgen weitere Strecken in der Region. Schritt für Schritt wird neue Technik eingebaut. 


Foto: (c) DB AG

„Angesichts der wachsenden Verkehrsmengen brauchen wir mehr Tempo, um unser Schienennetz schlagkräftiger und leistungsfähiger zu machen. Mittel- und langfristig setzen wir auf Aus- und Neubauprojekte sowie die Generalsanierung wichtiger Korridore. Die Digitalisierung der Infrastruktur ist dafür aber ein entscheidender Schlüssel. Denn mit dem digitalen Bahnbetrieb der Zukunft können wir auch ohne den teuren und aufwändigen Bau neuer Gleise mehr Züge auf die klimafreundliche Schiene bringen. Die gemeinsam mit dem Bund getroffenen Vereinbarungen werden die Digitale Schiene Deutschland deshalb entscheidend voranbringen.

DB-Infrastrukturvorstand Berthold Huber

Mehr als 40.000 Züge im Personen- und Güterverkehr sind täglich auf dem deutschen Schienennetz unterwegs. Sie bringen Millionen Reisende von A nach B oder Güter zur rechten Zeit zu ihrem Bestimmungsort. Rund 13.000 Fahrdienstleiter in über 2.600 Stellwerken steuern die Züge. 

Das hier noch viel “Luft nach oben” ist zeigen vielleicht diese Zahlen der Deutschen Bahn (Quelle: Infrastrukturzustands- und -entwicklungsbericht 2018, S. 136)

BauformAnzahlAnteil am Gesamtbestand 
Mechanische Stellwerke (ab ca. 1880)66825 %
Elektromechanische Stellwerke (ab ca. 1910)298 11 %
Relais-/Drucktastenstellwerke (ab ca. 1930)234 47 %
Elektronische Stellwerke (ab 1978)375 14 %
Sonstige Bauformen61 3 %
Gesamt 2.636100 %

Das Bahnprojekt Stuttgart-Ulm

Die Neubaustrecke Wendlingen-Ulm ist ein wesentlicher Bestandteil des umstrittenen Bahnprojektes Stuttgart -Ulm. Auf der Schnellfahrstrecke wird hauptsächlich der tatsächliche Fahrzeitgewinn hereingefahren. 

Weitere Verbesserungen für Reisende im Regional- und Fernverkehr soll es dann mit der Inbetriebnahme des neuen Stuttgarter Hauptbahnhofs (Stuttgart 21) ab Ende 2025 geben. Die Fahrzeit zwischen Stuttgart und Ulm halbiert sich dann auf rund eine halbe Stunde. Zudem erhalten der Flughafen Stuttgart, die Landesmesse und der Filderraum ab Ende 2027 eine direkte und schnelle Schienenanbindung aus und in Richtung Ulm.

Weitere Informationen

Mehr informationen rund um die Neubaustrecke Wendlingen-Ulm gibt es auf der Internetseite des Bahnprojekt Stuttgart-Ulm.

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