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Eine Städtereise nach Ulm

Ulm ist immer eine Reise Wert. Die Stadt hat nicht nur den höchsten Kirchturm, sondern liegt an der Donau.

Anreise nach Ulm

Bahn:
Am bequemsten mit der Bahn. Ulm liegt auf der der ICE Strecke München – Dortmund und hat auch einen ICE Halt.
Auto:
Mit dem Auto über die B10 oder A8 Karlsruhe – München
Fahrrad:
Über Donauradweg Donaueschingen – Passau

Ulmer Geschichte in aller Kürze

Tja, Ulm wurde erstmals im Juli 854 urkundlich erwähnt. Ulm war eine Königspfalz und später auch eine Freie Reichsstadt. Ab 1802 wurde Ulm bayerisch und seit 1810, durch Napoleon und seine Grenzbereinigungen im Süden, Württembergisch. So war auf der einen Seite Ulm und auf der anderen Seite Neu-Ulm geboren. Den Ulmern ging dabei einiges Land und Erholungsgebiete wie der damalige Auwald „Steinhäule“ der zu Bayern viel. Mit Hilfe einer Stiftung von König Friedrich I. von Württemberg wurde so das „Gänshölzle“ zum Park für die Ulmer im Osten der Stadt umgestaltet und ist seither als Friedrichsau bekannt. Hier finden heute viele Feste statt.

Ulm liegt an der Donau, an der Iller und an der Blau. Über die Iller kam früher Holz in die Stadt. Von der Donau kam Eisen nach Ulm und über sie wurden wiederum viele Waren weiter in die ganze Welt versendet. Die Blau dagegen fließt heute wie damals durch Ulm und diente daher zum einen als Antrieb für die Mühlräder, sie spülte auch den Dreck aus der Stadt und diente gleichzeitig als Wasserspender.

Ulm als freie Reichstadt wurde vor allem im Mittelalter durch den Handel von „Barchent“ reich. Dies ist ein feiner Flanellstoff aus Leinen und Baumwolle. Unter anderem dafür wurde in Ulm viel Flachs angebaut. Das Ulmer Siegel stand für höchste Qualität und genoss in ganz Europa hohes Ansehen. Auch Wein, hauptsächlich aus dem Raum Stuttgart, wurde von Ulm über die Donau bis nach Ungarn verschifft und wurde so zu einem wichtigen Handelsplatz für Wein. Früher wurden auf dem Weinhof in Ulm bis zu 800 Fässer Wein pro Woche umgeschlagen. Heute zeugt nur noch der Weinhof als Platz von dieser Zeit. Neben dem Wein war der Ulmer Spargel damals bis nach Russland sehr beliebt.

“Hätt‘ ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht,
Nürnberger Witz und Straßburger G’schütz und Ulmer Geld,
so wär ich der Reichste in der Welt.”

Spruch im Mittelalter

Wie man sieht hat Ulm eine lange bürgerliche Tradition und kann daher auf die älteste Verfassung einer deutschen Stadt stolz sein. Allerdings gabs auch ein paar Auswanderungswellen die über Ulm und die Donau begannen. Sie wanderten in den Südosten Europas aus. Die Donauschwaben, wie man sie nennt, sind mit Ulm eng verbunden. Regelmäßige Treffen und das Donauschwabenufer zeugt davon.

Der verrückteste Ulmer dürfte wohl der Schneider von Ulm gewesen sein. Albrecht Ludwig Berblinger träumte sein ganzes Leben davon wie eine Eule fliegen zu können. Er war Schneidermeister, aber eigentlich faszinierte ihn die Mechanik und das Basteln. Unter anderem entwickelte er die erste Beinprothese mit einem Gelenk (1808). Zudem arbeitete er immer wieder an seinem Fluggerät. Für seinen Traum investierte er viel Geld und wurde zum Gespött der Ulmer. Trotzdem blieb er beharrlich an seinem Traum und konstruierte ein Fluggerät das nach einigen Versuchen auch positive Resultate erwarten lies. Sein offizieller Flugversuch über die Donau misslang unter den Augen der Ulmer von denen er danach verspottet wurde und er dadurch sozial abstieg und zum Schluss arm starb. Sein Flugapparat war aus indischem Rohr das damals unter die Kontinentalsperre fiel und wurde deshalb zusammen mit anderen englischen Waren wenig später unter amtlicher Aufsicht auf einem großen Scheiterhaufen verbrannt. Heutzutage weiß man, dass sein Fluggerät flugtauglich war. Am 31. Mai 1811 gab es vermutlich ungünstige Fallwinde an der Stadtmauer zur Donau. Der Schneider von Ulm war ein wahrlich verrückter Vogel mit großen Visionen der einfach rund 200 Jahre zu früh lebte.

Richtig stolz ist Ulm über ein ganz bestimmtes Kind der Stadt. Albert Einstein wurde 1879 in Ulm geboren. Allerdings zog seine Familie schon kurz darauf 1880 nach München. Eine spätere Ehrenbürgerschaft lehnte er später mit der Begründung ab, dass in Ulm und in Deutschland seiner Familie und all den Juden soviel unendliches Leid zugefügt wurde.

Die bekanntesten Ulmer sind definitiv aber die Geschwister Scholl. Hier wuchsen sie auf und wurden sozialisiert. Von Ulm aus wurde die „Weiße Rose“ eine der bekanntesten Widerstandsbewegungen gegen das Nazi-Regime.

Und dann gabs da noch den Ulmer Spatz
Eine Sage, die es in ähnlicher Form auch im Norden Deutschlands gibt. Zum Bau des Münsters wollten die Ulmer Holz in die Stadt bringen das sie quer auf ein Fuhrwerk geladen hatten. Da das Stadttor zu eng dafür war suchte man nach der besten Lösung. Kurz bevor man das Tor und die Stadtmauer aufreißen wollte sahen sie ein Spatz der mit einem Strohhalm der Länge nach im Schnabel in eine Nische der Mauer einflog um sein Nest zu bauen. So kamen sie zu der Erleuchtung ihr Holz auch der Länge nach auf das Fuhrwerk zu legen und kamen so durch das Stadttor. Der Ulmer Spatz entwickelte sich von der Sage neben dem Münster zum Wahrzeichen der Stadt Ulm.

Sodele, ich glaube das war mal alles Wichtige über Ulm in aller Kürze zusammengefasst. Ich weiß, der ein oder andere mag das uninteressant finden, aber für mich gehört etwas Wissen einfach zu einem Stadtbesuch dazu. Wenn ihr mal Ulm besucht werdet ihr merken, dass ich wirklich alles sehr verkürzt habe.

Sehenswertes in Ulm

Jetzt kommen wir endlich zu dem Thema was einem Besucher natürlich immer am meisten interessiert: Was muss ich unbedingt in Ulm gesehen haben und was nicht?

Ich fang einfach mal mit dem wohl bekanntesten an. Das Ulmer Münster, bzw. das „Münster Unserer Lieben Frau in Ulm“ wie es korrekt heißt. In Ulm wird man es nicht übersehen. Ihr Glockenturm ist mit 161,52 Metern der höchste Kirchturm der Welt. – Allerdings erst seit 1890. Tatsächlich wurde zwar mit dem gotischen Bau des Münsters schon 1377 begonnen, jedoch senkte sich 1494 beim Bau des Turms das Mauerwerk und man stoppte den Bau. 40 Jahre später wurde Ulm dann noch protestantisch und so wurde 1543 der weiterbau komplett eingestellt. Erst 1844 eröffnete man wieder die Domhütte und begann mit der Vollendung des Münsters. Ursprünglich sollte der Turm 151 Meter hoch werden. Da zwischenzeitlich aber der Kölner Dom mit 157 Metern fertiggestellt wurde entschied man sich den Turm auf 161,52 Meter zu bauen. Heute kann man bis auf die große Besucherplattform über 768 Stufen nach oben gelangen. Ein Aufstieg der sich wirklich lohnt!

Das Innere des Doms finde ich tatsächlich nicht all zu spektakulär. Gewaltig, hoch und da protestantisch eher kühl. Wer dagegen sich wirklich von einer absoluten Schönheit einer Kirche verzaubern lassen möchte, der muss sich die Georgskirche (St. Georg Ulm) anschauen. Es ist eine Garnisonskirche (1904) im Stil der Neugotik. Von außen fällt der ungewöhnliche Turm auf. Er erstreckt sich über die gesamte Breite des Mittelschiffs und misst 86 Meter Höhe. Der wahre Schatz verbirgt sich aber im Inneren der Kirche. Sie ist nahezu unversehrt mit ihren Bemalungen durch die Geschichte gekommen und besticht mit ihren Farben. Im Mittelschiff sind an der Decke am Laub zweier Eichenbäume die Wappen der deutschen Bundesstaaten (nach 1871) abgebildet. An den Wänden stehen sich Propheten und Apostel mit Spruchbändern gegenüber. Wer sich für Kirchenorgeln interessiert dürfte an der WALCKER 1904 III/P 47 höchst erfreut sein.

Direkt auf dem Münsterplatz steht heutzutage das Ulmer Stadthaus. Ein moderner Bau für die Ulmer vom New Yorker Stararchitekt Richard Meiers. Hier finden Veranstaltungen, Konzerte und Ausstellungen statt. Hier ist auch die Ulmer Tourist-Info untergebracht. Der Bau ist interessant anzuschauen und hat auf zwei Stockwerken ein Café-Restaurant. Im Sommer kann man auch schön draußen sitzen und bei einem Kuchen das Ulmer Münster genießen.

Nur ein paar Schritte weiter steht die Kunsthalle Weishaupt. Hier gibts moderne und zeitgenössische Kunst zu sehen. Sie ist mit dem Museum Ulm verbunden. Hier sind neben den alten Meistern, alten Flügelaltären vor allem der etwa 40.000 Jahre alte Löwenmensch von der Schwäbischen Alb ausgestellt.

Ein kostenloser Blick in die Geschichte der Stadt bekommt man, wenn man gegenüber mit dem Lift in das zweite Untergeschoss des Parkhaus am Rathaus fährt. Plötzlich steht Lift und Kassenautomaten mitten in einem alten Kellergeschoss eines Patrizierhauses aus der Stauferzeit.

Wenn man wieder oben ist und weiter Richtung Donau läuft kommt sofort das reichlich bemalte Ulmer Rathaus. Während den Öffnungszeiten lohnt es sich mal hinein zu gehen. Unter anderem ist ein original Nachbau des Fluggerätes des Schneiders von Ulm dort zu sehen.

Neben dem Ulmer Rathaus steht eine riesige Glaspyramide. Es ist die Stadtbibliothek Ulm (Zentralbibliothek). Auch hier muss man mit den Öffnungszeiten etwas Glück haben. Dann lohnt sich die Rote Treppe in der Mitte von ganz unten anzuschauen. Ein tolles Fotomotiv. Von der Bibliothek geht es fast gerade hinunter zur Donau. Durch die Stadtmauer kommt man durch den Metzgerturm. Seine Besonderheit: Aufgrund des sumpfigen Untergrunds hat sich der 36 Meter hohe Turm um 3,3° nach Norden Richtung Münster geneigt. Das entspricht einer Abweichung von rund zwei Metern. Deshalb wird er auch Schiefe Turm von Ulm genannt.

Und kaum ist man durch das Tor durch steht man schon an der Ulmer Uferpromenade der Donau. Aber Achtung! Hier führt wie an immer mehr Stellen in Ulm extra Fahrradschnellwege vorbei. Die Promenade lädt unbedingt zum Spazieren ein. Entweder direkt am Donauufer oder ein stück auf der alten Stadtmauer von der man prima auf die Donau und in die Stadt schauen kann. Von hier fährt der „Ulmer Spatz“ eine etwa 60-Minütige Rundfahrt auf der Donau. Das Schiff hat einen Lift für Rollstühle! Oder wer mal kurz ins Bayerische Neu-Ulm rüber möchte kann das mit einer Gierfähre machen. In wenigen Minuten wird man nur durch de Kraft der fließenden Donau auf die andere Flussseite befördert.

„Das Schönste an Neu-Ulm ist der Blick auf Ulm.“

Ulmer Redensart

Wer darauf keine Lust hat, der kann unweit vom Donauschwabenufer in das einmalige Fischerviertel Ulm einbiegen. Hier stehen noch unzählige alte Fachwerkhäuser in schmalen Gassen und hier und da fließt die Blau hindurch. Hier im Fischer- und Gerberviertel gibt es viele Restaurants. Im Sommer kann man bei vielen auch draußen sitzen. Allerdings kann es hier schon mal recht voll werden, denn hier findet jeder Ulm-Tourist hin. Das bekannteste Haus hier an der der Blau ist das „Schiefe Haus“. Kurz bevor das Wohn- und Handwerkshaus von 1406 total verfallen war wurde es aufwendig saniert und renoviert und steht seit 1997 als Hotel an der Blau. Es ist neben dem Münster das wohl meistfotografierte Gebäude der Stadt. Auf der Nordseite steht das Haus auf Kies, auf der Südseite zur Blau auf sehr weichem Untergrund. So bekam das Haus bis heute eine rund 10 Grad Neigung. Die Hotelzimmer haben entsprechend alle einen mehr oder weniger schiefen Boden und viele Möbel sind extra Anfertigungen damit man auch nachts waagrecht schlafen kann.

Etwas oberhalb des Fischerviertels kommt man zum Weinhof. Wo früher der Weinhandel florierte steht bis heute noch das Schwörhaus. Hier geht bis heute jedes Jahr am Schwörmontag der Bürgermeister auf den Balkon und spricht vor den Bürgern der Stadt seine Schwörrede. Dieser Tag ist in Ulm ein Feiertag und bei vielen auch wegen dem Nabada bekannt. Das Runterbaden, wie man es vielleicht auf hochdeutsch sagen könnte, ist neben dem Fischerstechen ein echtes Highlight im Veranstaltungsjahr in Ulm. Dann sind die Ufer brechend voll mit Publikum. Ein Spaß, nicht nur zum Zusehen!
Gegenüber auf dem Weinhof steht die Neue Synagoge Ulm. Sie wurde 2012 an fast der gleichen Stelle gebaut an der sie 1938 in der Progromnacht zerstört wurde. Sie ist ein 17 Meter hohe, 24 Meter breite und 16 Meter tiefe quaderförmiger Quader. Im Inneren sind Gebetsraum, Versammlungsraum, sowie Schul- und Verwaltungsrume untergebracht. Vor allem abends ist das Raumfachwerk über zwei Ecken des Quaders sehenswert. 600 Öffnungen mit dem Motiv des Davidsternes ergeben ein bezauberndes Lichterlebnis.

Wer bis hierher alles an einem Wochenende geschafft hat ist schon wirklich gut. Natürlich hat Ulm aber noch viel mehr zu entdecken. Je nach Zeit und Wetter sollte man da einfach spontan sein oder sich treiben lassen.

  • Auf dem Weg von der Stadt zur Georgskirche kann man zum Beispiel noch die Grabenhäuschen auf dem Frauengraben anschauen. Früher wohnte ein Soldat mit Familie oder zwei Unverheiratete in den kleinen Häuschen mit Garten. Heute gibt es noch 38 davon zu sehen.
  • Die zweitbeste Sicht auf Ulm neben dem Münsterturm hat man vom Restaurant des Maritim Hotel.
  • Sehenswert ist auch der Botanische Garten der Universität Ulm. Unter anderem werden hier die alten Ulmer Nutzpflanzen angebaut.
  • Wer etwas über die Geschichte des Brotes erfahren möchte, sollte im Museum der Brotkultur vorbeischauen.
  • Die Geschichte der Donauschwaben vom späten 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart gibt’s im Donauschwäbisches Zentralmuseum
  • Denkstätte Weiße Rose, Dauerausstellung „wir wollten das andere“ – Jugendliche in Ulm 1933
  • Albert Einstein Denkmal zwischen Bahnhof und dem Münster
  • Friedrichsau (Ulmer Zelt, Stadion, Stadthalle uvm.)
  • Der Tiergarten mit Donau-Aquarium
  • Bundesfestung Wilhelmsburg
  • Wer sich Souvenirs des Ulmer Biers mitnehmen möchte: Ochsen Shop

Ja, in Ulm kann man auch einkaufen. Es gibt ein paar Straßen in denen neben den üblichen Verdächtigen auch kleine interessante Händler zu finden sind. Daneben gibt’s eine Vielzahl an Kneipen und Cafés um immer mal wieder etwas Rast zu machen.

Noch mehr Informationen über Ulm gibt es von meine Kollegin Claudia (Weltreize) im Artikel „Stadt Land Fluss: 11 unwiderstehliche Tipps für Ulm an der Donau„.

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2 Kommentare

Claudia 25. August 2022 at 11:55

Moin André,
danke für den ausführlichen Artikel, sogar
mit den wichtigsten Persönlichkeiten und einem kleinen geschichtlichen Abriss. Jetzt fühle ich mich tipptopp auf meinen ersten Ulm-Besuch vorbereitet :) Perfekt!
Liebe Grüße aus dem Zug nach Ulm
Claudia

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Jürgen Bause 13. November 2018 at 13:33

Sehr guter Bericht über Ulm.
Fotos sehr gut ausgewählt.

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