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Die Europameisterschaft der Straßenbahnfahrerinnen und Straßenbahnfahrer

Bowlen mit einer Straßenbahn geht nicht? Doch! Bei der alljährlichen TRAM-EM!

Am 5. Mai war es wieder soweit. Die 7. Europameisterschaft der Straßenbahnfahrerinnen und Straßenbahnfahrer fand dieses Mal in Stuttgart statt. Also optimal als Nicht-Straßenbahnfahrer auch einmal als Zuschauer bei diesem einmaligen Event dabei zu sein.

Es begann alles als lustige Idee 2012 anlässlich des 140. Geburtstages der Dresdner Straßenbahn. Daraus entstand mittlerweile ein ernstzunehmender Wettbewerb der europäischen Straßenbahnfahrerinnen und Straßenbahnfahrer. Jedes Jahr trifft man sich in einem anderen Gastgeberland um sich gegenseitig zu messen. Zuletzt 2017 in Teneriffa wo das Team aus Paris siegte. Aber auch der Austausch unter Kollegen spielt immer wieder eine große Rolle.
Eine WM gibt es allerdings bisher noch nicht.

2018 traten 25 Zweier-Teams aus 19 Ländern inn Stuttgart gegeneinander an. Bei einigen Tram Betrieben wie in beispielsweise in Wien gab es richtige lokale Vorentscheide um das wirklich beste Team für die TRAM-EM zu entsenden. Da natürlich die Teams nicht ihre eigenen Trams zum Wettbewerb mitnehmen können, wird mit den Trams des jeweiligen Gastgebers gespielt. Um sich auf das ungewohnte Fahrzeug etwas einzustimmen gibt es am Vortag des Wettbewerbs für alle Teams Fahrschulfahrten. Dieses Mal war es für die meisten Teams eine besondere Herausforderung, da außer Stuttgart nahezu alle teilnehmenden Verkehrsbetriebe auf Niederflur-Bahnen setzen. Der erhöhte Sitz der Stuttgarter Bahnen gepaart mit der im Schnitt auch um einiges breiteren Abmessungen machte es in diesem Jahr besonders spannend. Dieses Jahr schauten rund 10.000 Besucher auf dem Betriebsgelände der Stuttgarter Straßenbahnen AG live den Teams zu.

Der Wettbewerb erstreckt sich über zwei Runden an denen beide Teammitglieder jeweils einmal im Führerstand und einmal außerhalb der Tram agieren müssen.
In Stuttgart wurde zuerst vom Fahrer Fingerspitzengefühl gefragt als er mit der Tram anfahren mußte und ein Schranke mit einem Wasserbehälter möglichst ohne große Flüssigkeitsverluste passieren musste. Die sogenannte Schwipp-Schwapp-Schranke meisterten fast alle ohne größere Wasserverluste.

Gleich im Anschluss musste bei verdecktem Tacho auf 25 km/h beschleunigt werden und mit nur einer einzigen Bremseinstellung punktgenau nach dem Bremsweg an einem Ziel gehalten werden. Tatsächlich haben die Fahrer die Geschwindigkeit ziemlich gut im Gefühl und lagen maximal 5 km/h drüber oder drunter. Schwieriger war da schon das punktgenaue Halten nach nur einmaliger Bremsung. Viele bremsten zu früh, einige schossen über das Ziel hinaus und wenige legten nahezu genaue Punktlandungen hin.
Nun mußte der Teampartner ein Hindernis so an die Gleise positionieren, dass die Tram möglichst eng daran ohne es zu streifen vorbei fahren konnte. Hier war gutes Abschätzen der Tram Abmessungen von Fahrer als auch vom Teampartner gefragt. Aber auch diese Herausforderung meisterten viele gut bis perfekt. EInige allerdings nahmen das Hindernis dann doch noch knapp mit.
Sofort im Anschluss musste der Tram Fahrer die  Fahrtrichtung wechseln indem er in der Tram einen sprint zum anderen Ende hinlegen musste. Dort wieder fahrbereit musste er an einen simulierten Bahnsteig anfahren und mit der zweiten Türe möglichst punktgenau am vorgesehenen Einstieg halten. Interessanter Weise war hier der Fahrer aus Stuttgart am schlechtesten wohingegen einige den Halt mehr oder weniger gut und einige ziemlich genau trafen.
Verschnaufen war aber dann noch nicht angesagt. Zuerst mußte die tram noch in ein paar Metern entfernung abgestellt werden und in eine gegenüberliegende Tram gespurtet werden. Dort kam es dann zum Höhepunkt der Tram-EM, dem Tram Bowling.
Aufgabe war es die Tram zu beschleunigen und einen großen Ball mit Wucht anzustoßen um damit möglichst viele Kegel umzustoßen. Auch hier war es für die Teams und die Zuschauer jedes Mal aufs neue spannend. Mal nahm die Tram zu wenig Fahrt auf, mal schoss sie mit dem Ball bis fast zu den Kegeln. Trotzdem schaffte es niemand alle sechs abzuräumen.

Das Ergebnis der 7. TRAM-EM lässt sich sehen.

Tram Europameister 2018 wurden Sara Aspenström und Jonas Arvidsson aus der schwedischen Hauptstadt Stockholm mit insgesamt 4.440 Punkten.

Ganz dicht gefolgt mit 4.400 Punkten gab es Platz zwei für das Team Andrea Ramsthaler und Jens Buchhold aus Frankfurt am Main. Sie ist auch die schnellste Frau im Wettbewerb gewesen. Schneller sogar als der schnellste Kollege. Der dritte Platz ging an Elizabeth Hamilton und Arild Øksvang aus dem norwegischen Bergen mit 4.390 Punkten. Übrigens hat Bergen gerade mal eine Straßenbahnlinie.Die Gastgeber aus Stuttgart kamen übrigens nur auf den 21. Platz it gerade mal 2.560 Punkten.
Bester Fahrer wurde Arild Øksvang von Bergen gefolgt von Jonas Arvidsson aus Stockholm und Alexander Pavlov aus Moskau. Die besten weiblichen Fahrer sind Andrea Ramsthaler von Frankfurt / Main gefolgt von Sara Aspenström von Stockholm und Julia Müller aus Dresden.

Gesamtliste der Platzierungen der Tram-Em 2018 in Stuttgart:

  1. Stockholm
  2. Frankfurt am Main
  3. Bergen

4. Dresden, 5. Göteborg, 6. Brüssel, 7. Moskau, 8. Rotterdam, 9. Helsinki, 10. Budapest, 11. Lodz, 12. Berlin, 13. Paris, 14. Brno, 15. Teneriffa, 16. Barcelona, 17. Zürich, 18. Oradea, 19. Dublin, 20. Porto, 21. Stuttgart, 22. Leipzig, 23. Wien, 24. Manchester, 25. Florenz.

Zum Schluß des offiziellen Teils übergab dann noch SSB Vorstand Wolfgang Arnold den Staffelstab für die nächste Tram-EM an Marc Coudyser und Roland De Coster von den Brüsseler Verkehrsbetrieben STIB-MIVB. Hier findet am 5. Mai 2019 die 8. TRAM-EM statt.


Erster Durchlauf des Stuttgarter Tram-Teams als 360° Video.

Mehr Infos auf tramem.eu

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