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In Freiburg kann man mit einem rundum guten Gefühl Urlaub machen. Nachhaltigkeit wird im Quartier Vauban ganz groß geschrieben.
Im Spätsommer ging meine Reise nach Freiburg im Breisgau. Nicht nur, dass man von Freiburg von der Toskana Deutschlands spricht. Nein. Freiburg nennt sich selbst seit einigen Jahren auch selbstbewußt “Green City Freiburg” und tut einiges dafür. Es gibt sogar eine Stabsstelle “Nachhaltigkeitsmanagement” im Rathaus Freiburg.
Bevor ich aber zum Green City Hotel Vauban komme, muß ich zuerst etwas ausholen…
Das Quartier Vauban
Freiburg hat sich schon sehr früh, ab den 1970er Jahren, einen Namen im Bereich Klimaschutz und Nachhaltigkeit gemacht. Vom Bürgerprotest gegen das damals geplante Atomkraftwerk Wyhl, der Gründung eines Ökoinstitutes (1977) bis zum Bau des ersten Solar-Mehrfamilienhauses in Freiburg 1986. In den 1990er Jahren bot sich dann die einmalige Chance auf einem ehemaligen Französischen Kasernengelände ein ganz neues Quartier zu planen.
Man entschied sich schnell dies auf Basis der Ökologie und des Umweltschutzes zu machen. So entstanden 1998 die ersten Häuser. Die Siedlung wurde entsprechend mit Niedrigenergie- oder Passivhäusern bebaut. Ein erster Teil davon wurde sogar komplett als Solarsiedlung gebaut. Das ehemalige Kasernengelände lag auf zwei Stadtteilen und wurde daher mittlerweile zum eigener Quartier Vauban erhoben. Er ist mit knapp 6000 Einwohnern der kleinste Stadtteil Freiburgs und galt lange als der innovative und ökologische Stadtteil Freiburgs. Ein Teil des Stadtteils ist Autofrei geplant. An 3 Standorten wurden um den Stadtteil deswegen Parkhäuser geplant.
Zwei davon wurden gebaut, ein anderes mußte nicht gebaut werden, da entsprechend viele Menschen komplett auf ein Auto verzichteten. An dessen Stelle befindet sich heute ein Urban-Gardening Projekt. Allerdings ist auch dieses Stadtteil dem Wandel unterworfen und die ehemaligen ideologischen Bewohner werden älter, haben gute Einkommen und ihr Nachwuchs wird älter. Sollte ursprünglich im Autofreien Gebiet nur in Ausnahmefällen mal kurz ein Auto vor die Tür fahren, steht heute schon mal ein SUV etwas länger vor der Tür. “Ich fahr ja nachher sowieso wieder weg.”.
Der Gemeinschaftsgedanke, der bei der Gründung und dem Bau der ersten Häuser groß geschrieben wurde ist heute nur noch selten anzutreffen. Die Häuser wurden alle staatlich gefördert. Man wollte nicht nur ökologisch, sondern auch Ethisch bauen und es allen Familien ermöglichen dort zu leben. Heute verkauft der ein oder andere dann doch sein Haus lieber an das gewinnbringendste Angebot. Für die damals jungen Familien wurden Spielplätze gebaut. An älter werdende jugendliche hat man dabei noch nicht gedacht und hat dies bis heute auch eher vernachlässigt. Skate Rampen oder ähnliches sucht man vergebens. Man mag es ruhig und mit wenig Geschrei. Auch gibt es im ehemaligen Vorzeige Quartier Vauban aktuell noch keine einzige Stromtankstelle. Warum eigentlich nicht?
Lange gab es noch eine große Brachfläche im Quartier Vauban . Ein Teil davon wurde von dem Wagenkollektiv “Kommando Rhino” jahrelang unkonventionell bespielt. Einer der letzten Plätze der Wagenburgler war ein, für Investoren unattraktives, langgezogenes Eckgrundstück.
Da man diesen Zustand von Seiten der Stadt so aber nicht mehr mochte, wurde beschlossen das Grundstück in Eigenregie von der Freiburger Stadtbau GmbH zu bebauen. So entstand 2013 ein zweigliedriger Gebäudekomplex aus Wohn- und Geschäftseinheiten, so wie ein Hotel.
Das Green City Hotel Vauban
Ein etwas sperriger Name für ein wirklich gelungenes Produkt aus ästhetischer Architektur, Regionalität und Nachhaltigkeit, so wie gelebter Inklusion. Man entschied sich den Gebäudekomplex wie im ganzen Stadtteil auch mit hohen energetischen Standards zu bauen. So wird die Temperatur heute in den Hotelzimmern radiativ über wandintegrierte und wasserführende Kapillarrohrmatten gewährleistet. Verbunden mit einer Lüftungsanlage mit hohem Wärmerückgewinnungsgrad und der Beheizung und Wassererwärmung teilweise aus erneuerbaren Energieträgern wie dem örtlichen Holzhackschnitzelheizkraftwerk, dem Verzicht auf energieaufwendige Minibars und den Einsatz von Ökostrom und Stromgewinnung aus einer eigenen Voltaik Anlage wird der zulässiger Primärenergiebedarf nach der Energieeinsparverordnung um mindestens 60 % unterschritten. Einfach genial!
Der Hotelgast merkt davon bis vielleicht auf die fehlende Minibars nichts negatives davon. Im Gegenteil. Durch die natürliche Belüftung herrscht in den Zimmern ein merklich angenehmeres Raumklima als in vielen Hotels mit laut laufender Klimaanlage. Im Sommer dient die begrünte Außenfassade nicht nur der optischen Aufwertung, sondern hält das Hotel angenehm kühl.
Das Öko, Umweltschutz und co auch gemütlich und toll sein können hab ich schon nach dem ersten Rundgang durch das Hotel und die Zimmer gesehen. Die Inneneinrichtung wurde überwiegend aus regionalen Rohstoffen hergestellt. So sind die Möbel von einer regionaler Schreinerei aus Eschenholz aus dem Schwarzwald gefertigt worden. Verbunden mit dem Industrieparkett strahlen so die Zimmer eine angenehme Wärme aus. Der Industrieparkett zeichnet sich vor allem durch seine Robustheit aus. Optimal für die Beanspruchung in einem Hotelalltag. Sollte es dennoch mal zu einer kleinen Macke kommen, wird das Parkett neu geölt oder einfach abgeschliffen. Bei anderen Fußbodenbelägen wäre ein Austausch nötig. So werden kosten und vor allem Ressourcen geschont.
Ich liebe in Hotels ja das Frühstück und ärgere mich daher immer, wenn das Frühstücksbuffet lieblos hergerichtet wird oder ich im Plastikmüll von Verpackungen am Frühstückstisch ersticke. Oftmals bekomme ich dann von Hotelmanagern gesagt es gehe einfach nicht anders. Das dem aber nicht so ist, habe ich hier mit großer Freude feststellen dürfen. Das Green City Hotel Vauban hat nach und nach sein gesamtes Frühstücksangebot auf 90% regionale Waren umgestellt. Die meisten davon auch in Bio-Qualität. Das stärkt nicht nur die Region, sondern schont auch noch durch kurze Wege die Umwelt. Dabei wurde auch weitestgehend auf den Verzicht von Plastikverpackungen geachtet. Lediglich ein paar vegane oder glutenfreie Angebote sind derzeit nicht anders zu bekommen. Milch kommt natürlich von der hiesigen Schwarzwald Molkerei und selbst der Kaffee kommt von dem integrativ arbeitenden Kaffeewerk-Zollernalb.
Selbst der Absacker an der kleinen Hotelbar macht mit hochprozentigem aus der Region Spaß! Neben Wasser aus der Region gibt es gute Whiskys aus Baden-Württemberg und der Schweiz.
Eine weiter Besonderheit, die man so bei der Buchung nicht unbedingt auf dem Schirm hat, hält das Hotel aber noch parat. Das Green City Hotel Vauban ist ein Integrationsbetrieb. Das heißt, neben 10 “normalen” Mitarbeitern beschäftigt das Haus noch 11 Mitarbeiter mit Handicap. Sie arbeiten mindestens 20 Wochenstunden bei tariflicher Bezahlung und werden so in den ganz normalen Hotelbetrieb integriert. Als Gast ist mir dies teilweise erst auf den zweiten Blick aufgefallen. Man muß davor auch keine Berührungsängste oder ähnliches haben. Im Gegenteil. Ich empfand den Service dieser Mitarbeiter eher als aufmerksamer als bei manch anderen Servicekräften manch anderer Hotels. Egal ob beim Frühstücks- oder beim Zimmerservice, ich hab über das Wochenende immer nur gute Erfahrungen gemacht. Hier hat die Hotelleitung wirklich etwas tolle hinbekommen. Sicher mag es im Hintergrund immer mal wieder zu Herausforderungen kommen, aber das Ergebnis ist ein wunderbares Hotel!
Alles in allem finde ich das einzigartige Konzept begeisternd! So sieht für mich echter nachhaltiger Tourismus aus!
Green City Hotel Freiburg
Paula-Modersohn-Platz 5, Freiburg im Breisgau 79100
Tram Linie 3 Richtung “Vauban” (barrierefreie Niederflur-Fahrzeuge der VAG)
Meine Recherchereise wurde von
Green Pearls® GmbH, Green City Hotel Vauban und
Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe Gmbh & Co. KG
unterstützt. Herzlichen Dank!