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Winter im Süden der Vogesen und Colmar

Ski und Rodel gut. Das hören wir zu dieser Jahreszeit gerne. Auch in den benachbarten Vogesen (Frankreich) ist im Winter so einiges geboten.

Vom Feldberg im Südschwarzwald kann man sie schon sehen, die Vogesen. Erstaunlicher Weise sind die Vogesen als Wintersportregion bei uns eher unbeachtet. Obwohl das Gebiet ebenfalls über 1000 Meter Höhe liegt und daher im Winter wie der Südschwarzwald meist schneesicher ist, fährt man viel eher übers Wochenende in den Südschwarzwald oder in die Schweiz, als in den benachbarten Vogesen den Wintersport-Bedürfnissen nachzukommen. Dabei sind die Vogesen gar nicht weit entfernt. Geologisch gehören sie sogar zusammen. Die Vogesen bildeten mit dem Kaiserstuhl einmal eine Gebirgskette. Heute trennt sie der Oberrheingraben. Aber das ist eine andere Geschichte.

Anreise in die Südvogesen

Mit dem Auto oder Wohnmobil ist man beispielsweise von Stuttgart in rund 2:30 Stunden in Colmar und somit am Fuße der Vogesen. Von Colmar aus kann man ja nach Wetter und persönlichen Vorlieben in das winterliche Vogesen Massiv starten. Die Vogesen erstrecken sich dabei über drei französische Regionen. Dem Elsass, Lothringen und dem Franche-Comté.

Wintersport

Im Süden haben die Vogesen teilweise alpinen Charakter (Hochvogesen) und sind daher optimal für den Wintersport geeignet.
Das größte Wintersportgebiet liegt am Ballon d’Alsace. In dem Gebiet um den kleinen Belchen (1272 Meter, frz. Petit Ballon) und großen Belchen (1424 Meter, frz. Grand Ballon) findet sich für jeden Wintersport-Freund das richtige Angebot. Der wohl am bekannteste Wintersportort ist La Bresse (Hohneck) in Lothringen.

La Bresse

Für die kleineren gibt es in La Bresse zum Beispiel die „Wiidoo Glisse“ Kinder Schneewelt. Hier gibt es Kinderlifte, kleine Abfahrten für Skianfänger (Ski-Verleih), Snow Tubing oder Rodelpisten. Ein Spaß für jedes Alter. Für die Stärkung zwischendurch oder auch mal zum aufwärmen hat die „Wiidoo Glisse“ eine kleine Bewirtung. Hier gibt es kleine Mahlzeiten und warme, nicht alkoholische, Getränke. Für junge Familien ein schöner Ort sich einen Tag voll im Schnee auszutoben.

Für die „Großen“ bietet die Gegend rund um La Bresse ebenso eine Vielzahl an Langlauf Loipen sowie einige Alpin Abfahrten mit Liftanlagen in allen Schwierigkeitsgraden. Mancherorts bieten die Betreiber auch Gruppen-Events wie zum Beispiel einem Laser Biathlon an. Die Ski-Ausrüstung, die Technik und einen Trainer wird den Gruppen gestellt. Auch wer noch nie zuvor auf Skiern stand kann mitmachen. Das Event kann als ernster oder nicht so ernster Wettbewerb gestaltet werden. So oder so macht das auf alle Fälle wirklich Spaß!

Bol d´air

Sollte es einmal nicht so toll um den Schnee bestellt sein, gibt es auch im Winter viele alternative Möglichkeiten sich sportlich in den Vogesen zu betätigen. Ein Eldorado dafür gibt es ebenfalls in La Bresse, das „Bol d´air“. Dies ist ein Abenteuerpark rund um den Fluß „La Moselotte“. Neben einem Hochseilgarten gibt es eine Bungeesprung-Anlage von der man aus 20 Metern über dem Fluß in die Tiefe springen kann. Wer es eher etwas „sanfter“ mag, nimmt den „Big Air Jump“. Hier springt man aus 5 oder 7 Metern (je nach Wetter) in eine riesige, mit Luft gefüllte, Matratze. Wer statt runter lieber hoch hinauf will, der kann sich mit der PROPULS’AIR in 2 Sekunden 30 Meter in die Luft katapultieren lassen.

Wer dann immer noch nicht genug hat, der kann sich mit einer Zipline 1350 Meter lang zur Station hinab sausen lassen. Und das mit rund 100 km/h! Das ist wirklich ein Spaß und kann ich persönlich nur jedem Empfehlen! Beschränkungen gibt es fast keine. Man kann auch im Tandem runter. Wer nicht gerne im liegen diese Fahrt machen möchte kann dies auch im Sitzen machen. Man ist dann zwar nicht mehr ganz so schnell, aber auch das macht Spaß wenn man über und zwischen den Bäumen her saust. Für den das alles nichts ist, gibt es auch noch einen kleinen Barfußpfad. All diese Attraktionen sind immer je nach Wetterlage geöffnet. Die Zipline, kann ich sagen, läuft sogar beim größten Regen. Die Aussicht ist zwar etwas schlechter, aber es macht trotzdem riesigen Spaß!


Die Berge der Südvogesen haben häufig die charakteristische Form einer Rundkuppe. Daher auch die Namen Belchen, beziehungsweise französisch Ballon. Daher sind die Vogesen auch optimal für Paragliding oder im Winter auch zum Snowkiten geeignet.

Typisch essen in Elsass-Lothringen

Tja, und gerade auch im Winter hat man nach einem aktiven Urlaubstag richtigen Hunger. Die Küche rund um die Vogesen ist sehr fein, aber auch deftig.

  • Zu Beginn kann ich ein Cremant mit etwas Macvin du Jura, einem Likörwein aus dem französischem Jura, ans Herzen legen. Extrem lecker!
  • Vorspeise: Flammkuchen „Tarte flambée“; Quiche Lorraine; Forelle; „Salade Vosgienne“, ein (warmer) Kartoffelsalat mit angebratenen Speckwürfeln, Essig und gekochten Eiern.
  • Hauptspeise: „Toffailles”, ein Schmorgericht mit Kartoffeln, Speck und Zwiebeln; „Choucroute“, Sauerkraut mit Kasseler, Bratwurst und Speck; „Bäckeoffe“, ein deftiger Auflauf mit Hammel-, Schweine- und Rindfleisch, so wie reichlich Zwiebeln, Kartoffeln und Gewürzen. Generell wird viel mit Kümmel gewürzt was bei den Gerichten gut für die Verdauung ist.
  • Nachtisch: Heidelbeertorte (bzw. Heidelbeeren überhaupt); Gugelhupf; Münsterkäse „Munster-Géromé“; der bekannte Weichkäse Géramont (kommt aus den Vogesen und wird in Tholy produziert).
  • Zum Abschluß kann ich dann noch ein „ Eaux-de-vie“ (Schnaps) oder ein Likör  aus Himbeeren, Birnen, Mirabellen, Pflaumen oder der berühmte ‘Marc de Gewurztraminer’ (Tresterbrand aus Gewürztraminertrauben) empfehlen. Die Tradition der bäuerlichen Schnapsbrennerei ist in den Vogesentälern fest verwurzelt. Über des Jahr werden alle brennbaren Früchte zu Schnaps verarbeitet.

Gastro Tipps

  • Belfort: Restaurant  „Le Pot au feu“ 27 bis, Grand’Rue, 90000 Belfort
    Seit 35 Jahren gibt es das Restaurant in einem tollen Kellergewölbe und bietet regionale Speisen und typische Weine dazu an. Lecker!
  • Colmar: Restaurant “Meistermann” 2a Avenue de la République, 68000 Colmar
    Unweit des Museum Unterlinden gibt es hier die klassische französische und elsässische Küche. Hier essen vor allem Einheimische gern.
  • Keysersberg: Restaurant „La Vieille Forge“ 1, Rues des Écoles, 68240 Kaysersberg
    Ein modernes Restaurant mit regionaler Küche modern Serviert, in historischem Gebäude. Toll!

Tipp: Wer in den Vogesen unterwegs ist, kommt eigentlich an einer Weinverkostung nicht vorbei. Beispielsweise in Ammerschwihr, einem Nachbarort von Kaysersberg, gibt es im Weingut Freyburger eine Kellerbesichtigung mit Weinverkostung. Hier zeigt das Winzerehepaar Freyburger das tolle Zusammenspiel ihrer Weine mit diversen Schokoladen, die ebenfalls im Ort produziert wurden. Dabei kann man sich einmal von der Vielfältigkeit der Weine dieser Region überzeugen. Vom fruchtig, würzigem Gewurztraminer über den Pinot Blanc, einem eher zart und delikatem Weißburgunder, den Pinot Gris, einem runden Grauburgunder bis hin zum Pinot Noir, einem Blauem Spätburgunder. Pinot Noir ist übrigens die einzige Rebsorte im Elsass, die einen Rotwein oder Roséwein ergibt.

Übernachten

Wer in die Vogesen fährt um Wintersport zu betreiben und es sich auch kulinarisch gut gehen lässt, möchte auch angenehm übernachten.

  • In der Nähe des Ski Ortes La Bresse steht fast auf der Spitze des höchsten Berges der Vogesen, am höchsten Punkt des La Schlucht-Pass, das romantische Hôtel-Chalet „Le Collet“ (Route de Colmar,  88400 Xonrupt-Longemer).   Olivier und Véronique Lapôtre führen hier das von den Eltern 1968 gegründete Hotel fort und haben Hotel und Restaurant in einen wahren Traum verwandelt. Modern und dennoch mit klassischem Interieur trifft hier auf eine vorzüglich regionale Küche!
  • Etwas anders als üblich übernachten? Im Abenteuerpark Bol  d´Air in La Bresse ist das unter anderem in tollen Hütten und Baumhäusern möglich.
  • In Belfort liegt am Stadtrand das Quality Hotel Belfort Centre & Spa, 2 Avenue Jean Moulin, 90000 Belfort. Modern und mit einem kleinen Spa lässt es sich hier gut von einem Wintersporttag erholen.
  • Im mittelalterlichen Städtchen Keysersberg gibt es direkt an der Stadtmauer gelegen das Hôtel les Remparts (4 rue de la Flieh, 68240 Kaysersberg).  Ein familiengeführtes Hotel das übrigens am Gepäckfreien Wander- und Fahrradtourismus in der Region teil nimmt.
  • Ein Tipp ist noch die „Ferme Auberge“.  Als Feste Herbergen sind die „Fermes Auberges“ im Elsass und den Vogesen rustikale, urgemütliche elsässische Landgasthöfe mit eigener landwirtschaftlicher Produktion

Kultur in Colmar

Wenn man schon unterwegs in den Vogesen ist sollte man auch etwas Kultur mitnehmen. Gerade für eher schlechte Wintersport-Wetterlagen bietet sich da zum Beispiel das erst kürzlich renovierte Museum Unterlinden in Colmar an. Schon beim einfahren in die Stadt staunt man an einem Verkehrskreisel nicht schlecht. Thront dort doch mittig die Statue of Liberty, die Freiheitsstatue. Naja, zumindest eine kleinere Kopie davon. Einer der Erbauer, der Elsässer Auguste Bartholdi, kam aus Colmar und darauf ist man bis heute noch ziemlich stolz.

Bisher war das Museum Unterlinden lediglich in einer ehemaligen Klosteranlage untergebracht. Der Erweiterungsbau wurde vom weltbekannten Basler Architektenbüro Herzog & de Meuron entworfen.

Über einen unterirdischen Tunnel gelangt man vom alten Teil des Museums in den neuen Teil. Dabei unterquert man den wieder offen gelegten Sinn-Bach. Darüber war früher der Busbahnhof und heute der schöner offene Place Unterlinden mit dem neuen Museumseingang. Neben dem Neubau ist ganz klar die renovierte Kapelle, die den weltberühmten Isenheimer Altar beherbergt, ein Hingucker. Nun ist der Altar mit seinen unterschiedlichen Flügelbildern in Gänze zu bestaunen.

Waren diese früher nur teilweise oder nur der geschlossene Altar zu sehen, sind heute die einzeln Flügelbilder einzeln und schön präsentiert. Vor allem die ehemalige Kapelle wurde auf den neusten Stand des Brandschutzes gebracht um den Isenheimer Altar bestmöglichst zu schützen.

Neben dem Museum Unterlinden ist aber auch Colmar selbst mit seiner historischen Bausubstanz auf jeden Fall einen Besuch wert.

Entfernungen

Stuttgart – Colmar 2:30h
Stuttgart – La Bresse 3:30h
Colmar – Keysersberg 0:20h
Colmar – Belfort 1h
Colmar – La Bresse 1:15h
La Bresse – Belfort 1:30
La Bresse – Col de la Schlucht 0:15h

Zu guter Letzt: Die Sprache

Wenn ich begeistert vom Elsass oder Lothringen spreche, höre ich oft „Aber Du kannst doch gar kein Französisch?!“ Ja, leider stimmt das, aber in der Regel kommt man mit Englisch gut durchs Leben. Ältere Elsässer und vereinzelt auch wieder die Jungen sprechen Elsässisch. Eine wirklich schönklingende Mundart aus einer Mischung von Französischer Sprachmelodie und dem Deutschen Alemannischem Dialekt. Man sollte sich aber nicht darauf verlassen und gleich auf Deutsch jeden Elsässer ansprechen. Die Grundfloskeln „Bonjour“ (Guten Tag), „Ça va“ (Wie gehts?), „Parlez vous en allemand ou en anglais?“ (Sprechen Sie Deutsch oder Englisch?) bis zu „Au revoir“ (Auf Wiedersehen) sollte man kennen und versuchen zu benutzen. Damit bricht man schnell das Eis.

Herzlichen Dank an Atout France (Französische Zentrale für Tourismus)
für die Rechercheunterstützung.

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