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Baden-Württemberg hat viele unscheinbare Kleinode zu bieten. Eines davon ist das kleine Städtchen Waldshut an der Schweizer Grenze.
Unweit von Waldshut habe ich die meiste Zeit meiner Kindheit verbracht. So ist Waldshut für mich einfach eine Selbstverständlichkeit wie Wasser; einfach immer da und man beachtet es kaum. Vor kurzem bin ich aber absichtlich mal etwas intensiver für diesen Artikel durch die Stadt geschlendert.
Anreise
Mit der Bahn
Aus Richtung Norden kommend, bieten sich zwei Verbindungen an. Die Eine führt über Mannheim, Freiburg, Basel, Waldshut über die Rheintalstrecke, die Andere führt über Stuttgart, Singen, Waldshut über die Gäubahnstrecke.
Mit dem Auto
Aus Richtung Norden kommend, nimmt man am besten die Autobahn A81 Richtung Singen und weiter über die Bundesstraßen B27 und B34 nach Waldshut.
Mit dem Flugzeug
Wenn es unbedingt sein muss. Man fliegt am besten bis Zürich (ZRH) und fährt dann mit der S-Bahn nach Waldshut (ca. 1h30).
Über die Stadt
Waldshut bildet heute mit Tiengen eine Doppelstadt die zusammen die Kreisstadt Waldshut-Tiengen (WT) bilden. Waldshut liegt am Hochrhein und am Rand des Südschwarzwaldes (Hochschwarzwald). Seine direkte Grenzlage zur Schweiz macht die Stadt auch zum Europäischen-Zonenrandgebiet.
Die Kernstadt Waldshut selbst hat rund 11.000 Einwohner (Stand 12/2015) und ist damit recht beschaulich. Tatsächlich ist Waldshut eine sehenswerte Kleinstadt mit einem historischen Stadtkern.
Sehenswürdigkeiten
Von der Stadtmauer ist nicht mehr all zu viel zu sehen. Als Fußgänger kommt man aber heute wie damals durch die beiden Haupttore in den Stadtkern. Über das „Obere Tor“ (das Schaffhauser Tor), oder über das „Untere Tor“ (das Basler Tor). Das östliche „Obere Tor“ steht auf einem Fundament aus dem 13. Jahrhundert und beherbergte früher die Stube des Türmers und bis 1864 auch das Stadtgefängnis. Das westliche „Untere Tor“ zeigt romanische Bausubstanz und hat außen Kanonenkugeln aus der Schweizer Belagerung 1468 eingemauert.
Das Waldshuter Männle
Als Besucher wird man aber vor allem auf die gemalte Figur am „Oberen Tor“ sofort aufmerksam. Es zeigt einen Mann mit Gewand, breitem Hut und einem Stock. Es ist das Wahrzeichen Waldshut. Das Waldshuter Männle. Es geht auf eine uralte Gründungslegende der Stadt Waldshut zurück. 1249 gründeten die Habsburger die Stadt als „Hüterin des Schwarzwaldes“. Die Legende besagt, dass die Gründer keinen Namen fanden und deshalb einen öffentlichen Wettbewerb auslobten. Da kam angeblich ein alter Waldeshüter aus dem benachbarten Hauenstein in seiner Hotzenwälder Tracht vorbei und soll mit folgendem Spruch der Stadt ihren heutigen Namen gegeben haben:
„Ich streich das Geld in meinen Hut, die Stadt soll heißen Waldeshut“.
Die Chilbi
Wenn wir schon mitten in der Geschichte der Stadt sind darf natürlich auch die Belagerung der Stadt 1468 durch die Schweizer nicht unerwähnt bleiben. Die Schweizer belagerten die Stadt Waldshut über vier lange Wochen. Der Legende nach wurde die Belagerung nur durch die List der „Jungen Gesellen“ der Stadt abgebrochen. Die sollen angeblich den letzten in der Stadt verbliebenen Bock herausgeputzt und geschmückt haben und ihn dann demonstrativ über die Stadtmauer spazieren lassen haben. So sollen die Schweizer den Eindruck bekommen haben, dass eine weitere Belagerung nicht mehr Erfolgsversprechend sei und zogen unverrichteter Dinge von dannen.
Zu Ehren dieses angeblichen Ereignisses feiert die Stadt Waldshut seither ihre Chilbi (Kirchweih) mit einem Chilbi-Bock (3. Wochenende im August). Heute belagern die Schweizer all Samstäglich wieder Waldshut. Heutzutage sind sie aber als große Kaufkraft sehr beliebt. Der gute Kurs des Schweizer Frankens und die Möglichkeit für die Schweizer die Deutsche Mehrwertsteuer zurückerstattet zu bekommen macht für sie das Einkaufen in Deutschland extrem interessant.
Diese wirtschaftliche Zufriedenheit der Waldshuter durch die Schweizer Kundschaft bringt aber auch seine Probleme mit sich. Waldshut hat bis heute kein schlüssiges Tourismus-Konzept. Das merkt man als Besucher der Stadt Waldshut leider an vielen Stellen. Es fehlt an Touristischer Infrastruktur. Angefangen von zu wenig Betten und vor allem viel zu wenig Betten die den heutigen Ansprüchen des Gastes entsprechen und geht weiter über fehlende Touristische Angebote wie Stadtrundfahrten, Fahrradverleih etc. und endet mit schlechten Verknüpfungen zu anderen Sehenswürdigkeiten außerhalb der Stadtmitte, wie das Wildgehege etc. Ich empfehle Waldshut daher aktuell als Tagesausflug.
Sehenswürdigkeiten in Waldshut
Die Innenstadt gliedert sich in drei Hauptstraßen. In der Mitte vom Oberen zum Unteren Tor verläuft die Kaiserstraße. Sie ist seit Ende der Achtziger Jahren zur reinen Fußgängerzone umgebaut worden. Es fließt ein kleines Bächle durch die Stadt. Parallel dazu verläuft die Wallstraße und die Rheinstraße. Die Fußgängerzone lädt zum bummeln ein und bietet viele Bistros und Eiscafés um draußen in der Sonne dem Treiben auf der Kaiserstraße zuzusehen. Viele der Häuser sind mehrere hundert Jahre alt. Einige davon tragen noch sichtbar ihre ursprünglichen Häusernamen auf den Fassaden. Ein Blick nach oben zeigt die teils wunderschönen Giebel. In Waldshut lässt sich wunderbar ein sommerlicher Nachmittag verbringen.
Waldshut Tipps
- Aussichtspunkt am Kino (Amthausstraße)
Von hier gibt es einen wunderschönen Blick über den Rhein zur Schweiz. (Zusammenfluss Aare und Rhein)
- Spaziergang an der Rheinpromenade
Ab- und Aufgang in der Amtshausstraße, direkt vor der Brücke am „Oberen Tor“ und in der Straße „Am Rheinfells“ bei der AOK. - Fahrt mit der Fähre von Waldshut nach Full (CH). Rund- und Sonderfahrten siehe Webseite.
Rheinpromenade, Rheinbrücke 3. Die Fähre nimmt auch Fahrräder etc. mit.
- Rheinterrasse (Restaurant Rheinterrasse Santorini, Rheinstraße 33)
Unscheinbare öffentliche Aussichtsterrasse, die aber als Restaurantterrasse genutzt wird. Öffentlich zugänglich und schönen Blick auf den Rhein und die Schweiz.
- Spitalkapelle „Zum Heiliggeist“ (Rheinstraße 51)
Gehörte zum ehemaligen Spital (bzw. davor Kapuzinerkloster), das 1411 von der Waldshuter Bürgerschaft gestiftet und bis 1857 so genutzt worden ist. Das ehemalige Spitalareal ist heute eine Tagespflege.
- Hexenturm (Wallstraße)
Teil der inneren Stadtbefestigung. Der Rundturm diente zeitweise als Gefängnis für Glaubensabtrünnige.
- Haus „Zum Wilden Mann“ (Kaiserstraße 18)
Prächtig verzierte Fassade. Im 3.Stock befindet sich der schönste Renaissancesaal am Hochrhein.
Fun Facts
- Waldshut wurde dreimal von den Schweden und den kaiserlichen Truppen erobert.
- Waldshut gehörte auch schon zu Vorderösterreich.
Tipps rund um Waldshut
- Immer ein Ausweisdokument mit sich führen. Da Europäische Grenze, werden Grenzkontrollen vor allem in Zügen und im Grenzgebiet im Kfz-Verkehr stichprobenartig durchgeführt.
- Bahnhof Waldshut ist Grenztarifpunkt (SBB/DB)
- In Waldshut beginnt die Bundesstraße B500 in den Südschwarzwald bis Iffezheim.
- Rheinradweg: Von Waldshut nach Basel
- Ausgangsziele für einen Tagesausflug nach Waldshut:
Bad Säckingen, Basel, Schaffhausen, St. Blasien, Titisee, Freiburg.
Mein persönliches Fazit
Ein Besuch in Waldshut lohnt sich auf alle Fälle. Leider bietet das Angebot aber aktuell nicht mehr Stoff als für einen Tagesausflug. Die Stadt Waldshut-Tiengen wäre gut beraten für den Tourismus etwas Geld in die Hand zu nehmen. Punkte die, wie ich meine, sofort angegangen werden sollten
- Die gesamte Kernstadt (Kaiserstraße, Wall- und Rheinstraße, so wie die beiden Tore) gehört dringend in neue Farbe getaucht!
- Die Tourist-Info im dunklen Durchgang zur Wallstraße gehört sichtbar in die Kaiserstraße!
- Neue Tourismuswegweißer und Informationstafeln.
- Neue Webseite und vor allem Präsenzen auf instagram und facebook!
- Fahrradinfrastruktur in der Innenstadt (Fahrradständer mit Luftpumpe und kleinem Werkzeug, Lademöglichkeiten während des Aufenthaltes)!
- Mehr Grün in die Kaiserstraße!
- Kfz-Verkehr aus der Rheinstraße (nur noch Anwohner). und dafür diese Straße freundlicher (mehr Grün, beruhigt) gestalten.
Mehr Informationen gibts bei der Ferienwelt Südschwarzwald.